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19.12.2024
Die Zinssenkungen der Fed, unsere Meinung dazu

Weniger Leitzinssenkungen der FED dürften die Börsen kaum beeinträchtigen: Investiert bleiben

Was passiert? Die Fed hat signalisiert, dass sie ihre Leitzinsen langsamer senken wird 

Die US-Notenbank (Fed) hat gestern eine „falkenhafte“ Leitzinssenkung um einen Viertelpunkt auf eine neue US-Leitzinsspanne von 4,25–4,50 % vorgenommen. Während die Anleger diesen Schritt erwartet hatten, ist neu, dass die US-Notenbank auch ein moderateres Tempo für künftige Senkungen signalisiert hat: Der übliche Mitteilungstext wurde aktualisiert und enthält nun die Berücksichtigung des „Umfangs und des Zeitpunkts“ zusätzlicher Anpassungen. 

Die Medianerwartung der Entscheidungsträger für 2025 liegt jetzt bei nur noch zwei statt bisher vier Leitzinssenkungen, mit einigen zusätzlichen Schritten im Jahr 2026, um am Ende des Zeitraums ein ähnliches Zinsniveau zu erreichen. Die Marktreaktion war erwartungsgemäß negativ: Die Renditen von US-Staatsanleihen stiegen, der Aktien-Leitindex S&P 500 (-3 %) erlitt den größten Verlust nach einer Fed-Sitzung seit Jahren und der US-Dollar legte weiter zu. 

Unsere Meinung: Die langsameren Leitzinssenkungen sind auf das solide Wachstum zurückzuführen, und das ist positiv; aber wir sind immer wachsam, was Inflationsrisiken angeht 

Eines hat sich nicht geändert: Die US-Wirtschaft ist nach wie vor gesund. Das Wirtschaftswachstum hat die Erwartungen weiterhin übertroffen. Das Wachstum der Unternehmensgewinne scheint solide, und das Beschäftigungswachstum bleibt stark, was mit nahezu Vollbeschäftigung vereinbar ist. Angesichts der wahrscheinlichen expansiven Finanzpolitik der Trump-Regierung, die Steuersenkungen und höhere öffentliche Ausgaben umfasst, ist es keine Überraschung, dass die Fed einige Aufwärtsrisiken für die Inflation erwartet. 

Das von der Notenbank bevorzugte Inflationsmaß, das auf dem Index der Kernausgaben für den persönlichen Verbrauch (volatile Preise wie Lebensmittel und Energie werden herausrechnet) basiert, liegt mit rund 2,8 % über dem Ziel der Fed von 2 %. Es sind diese anhaltenden Inflationsrisiken, die zu Marktvolatilität geführt haben. 

Wie wir investieren: Der Ausblick für US-Aktien bleibt positiv und herausfordernd für US-Staatsanleihen 

Marktprognosen sind ein dynamischer Prozess, und so verfeinern wir unsere täglich, wenn neue Tatsachen auftauchen und sich Ereignisse weiter entfalten. Wir hatten mit einer allmählichen Senkung der Fed-Leitzinssätze gerechnet, und unser Basisszenario war, dass wir angesichts der fiskalischen Anreize der USA und eines möglicherweise hartnäckigen Inflationspfads nicht die extrem niedrigen Zinsen des Jahrzehnts vor der Pandemie erreichen werden. Diese Ansicht haben wir in unserem „Counterpoint Investmentausblick 2025“ dargelegt. 

Im Großen und Ganzen halten wir dies weiter für zutreffend, ebenso wie die damit verbundenen Investmentauswirkungen: Solides Wachstum dürfte Aktien stützen, insbesondere in den USA; und einige Inflationsrisiken veranlassen uns, weniger US-Staatsanleihen zu halten, als wir es normalerweise in unserer langfristigen Asset Allocation tun würden.  

Dies ist zum Teil auf anhaltende fiskalische Bedenken zurückzuführen (bei der gestrigen Marktreaktion kam uns diese untergewichtete Position zugute und milderte die Auswirkungen fallender Aktienkurse). Wir schätzen, dass die Fed letztendlich bei etwa 3,5 % Leitzins landen wird, was mit unseren Prognosen übereinstimmt. Aber statt im Jahr 2025 einmal pro Quartal zu senken, glauben wir jetzt, dass die Notenbank die Zinsen im nächsten Jahr nur zweimal senken wird, mit ein paar zusätzlichen Senkungen im Jahr 2026. 

Unsere Philosophie: Diversifiziert und flexibel bleiben, um Wachstum zu generieren und gleichzeitig Risiken zu minimieren 

Lassen Sie uns die wichtigste Säule unserer Anlagephilosophie anhand einer Analogie veranschaulichen, die wir bereits in unserer Forschung verwendet haben: Wenn wir mit absoluter Sicherheit wüssten, dass es nie wieder einen Autounfall geben würde, bräuchten wir keine Airbags; wenn wir mit absoluter Sicherheit wüssten, dass unsere Marktprognosen immer wie erwartet eintreten würden, würden wir einfach das gesamte Geld in unseren prognostizierten leistungsstärksten Vermögenswert investieren. Aber das tun wir nicht. Wir glauben zwar, dass wir unversehrt an unserem Ziel ankommen, aber wir haben die Airbags für alle Fälle. Unsere Airbags sind eine Vielzahl von Investments in verschiedenen Anlageklassen, Regionen, Stilen und Instrumenten. Diese Diversifizierung reduziert die Auswirkungen auf die Portfolios, wenn das Unerwartete eintritt. 

Nehmen wir zum Beispiel die künstliche Intelligenz (KI). Wenn dies ein so revolutionärer Trend ist und sich KI-bezogene Aktien im Jahr 2024 so gut entwickelt haben, warum nicht im Jahr 2025 stark oder ausschließlich in sie investieren? Die Antwort ist, dass wir nicht alles auf eine Karte setzen. Stattdessen investieren wir breit gestreut in US-Aktien (wo es eine ganze Reihe von KI-Aktien gibt) und andere Aktienmärkte weltweit sowie in sichere Anlagen wie Staatsanleihen. Wenn KI gut abschneidet, profitieren die Portfolios von dieser Performance. Wenn KI weniger gut abschneidet, würde der Rest des Portfolios die Auswirkungen abschwächen. Dieses breite Marktengagement ist unser Airbag, zusammen mit unseren Investitionen in Qualitätsanleihen, die in der Regel profitieren, wenn sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt (was der Fall ist, wenn Aktien weniger gut abschneiden). 

Zur Marktvolatilität: Ruhe bewahren und weitermachen, längerfristig investieren 

Die Marktvolatilität neigt dazu, sich im Zuge wirtschaftlicher, unternehmerischer und (geo-)politischer Ereignisse zu verstärken oder abzuschwächen. Anstatt reflexartig zu reagieren, versuchen wir, die Ruhe zu bewahren und mögliche Entwicklungen vorherzusehen. Wir passen die Portfolios bei Bedarf an und behalten einen global diversifizierten Ansatz bei, um die Auswirkungen lokaler Probleme abzumildern, während wir langfristig investiert bleiben. Trotz Volatilitätsschüben hat dieser Ansatz in diesem Jahr eine solide und konstante Performance erbracht, die unseren Zielen entspricht. 

Diese Diversifizierung zeigt sich in unseren jüngsten taktischen Änderungen: Nach wie vor bevorzugen wir eine leichte Übergewichtung von Aktien und innerhalb dieser bevorzugen wir US-Aktien; da die Big-Tech-Unternehmen, die die traditionellen Indizes dominieren, jedoch tendenziell anspruchsvollere Bewertungen haben, haben wir kürzlich einen gleichgewichteten Index hinzugefügt, der den Schwerpunkt auf Finanz- und Industrieunternehmen legt, die von der bevorstehenden US-Politik profitieren könnten. Gleichzeitig haben wir unser Engagement in europäischen Aktien reduziert. 

Sollten diese jüngsten Ereignisse zu einer zusätzlichen Volatilität führen, könnte unser „Versicherungsinstrument“, das bei fallenden Aktienkursen an Wert gewinnt, die Auswirkungen abfedern (in Portfolios, in denen das Wissen und die Erfahrung der Kunden sowie die Vorschriften und Anlagerichtlinien dies zulassen). Wir behalten diese Position im Auge und je nach den zukünftigen Marktbedingungen könnten wir eine Monetarisierung anstreben. 

Gold und Rohstoffe, die wir derzeit im Einklang mit unserer langfristigen Allokation halten, könnten dazu beitragen, eine Reihe von Inflationsrisiken zu mindern. Wie bereits erwähnt, sind wir in US-Staatsanleihen untergewichtet, und angesichts der Tatsache, dass die US-Fiskalpolitik möglicherweise inflationärer wird, haben wir strategisch inflationsgeschützte US-Anleihen mit kürzerer Laufzeit gegen solche mit längerer Laufzeit getauscht. In der Eurozone und in geringerem Maße auch im Vereinigten Königreich besteht jedoch noch Spielraum für Leitzinssenkungen, da diese Volkswirtschaften schwächer sind als die der USA. Daher haben wir kürzlich unser Engagement in inländischen Staatsanleihen erhöht, wobei wir zur Risikodiversifizierung weiterhin kurzlaufende Anleihen bevorzugen, während wir unser Engagement in Unternehmensanleihen weiter reduzieren, da wir der Meinung sind, dass die Bewertungen die Risiken nicht angemessen kompensieren. 

Zusammengenommen verringern diese Änderungen bei den festverzinslichen Wertpapieren die Empfindlichkeit gegenüber Zinsschwankungen in den USA und mildern die Auswirkungen des Anstiegs der Renditen langlaufender Staatsanleihen, den wir über Nacht erlebt haben.