Das Neueste | Umfassende Zölle
Die USA haben am 2. April schlussendlich umfassende Zölle für zentrale Handelspartner angekündigt, wodurch die effektiven US-Zollsätze auf ein Niveau steigen, das seit einem Jahrhundert nicht mehr erreicht wurde. Zu diesen Maßnahmen gehören ein universeller Basissatz von 10 % sowie gezielte reziproke Zölle, die zwischen 10 % und 50 % liegen. Diese Zölle kommen zu den bereits eingeführten hinzu. In der Praxis tritt der Basistarif von 10 % am 5. April in Kraft, während die höheren reziproken Zölle ab dem 9. April gelten. Mit Blick auf die wichtigsten Handelspartner der USA hat Trump einen Zollsatz von 20 % für die EU, 10 % für das Vereinigte Königreich, 34 % für China (zusätzlich zum bestehenden Zollsatz von 20 %) und 24 % für Japan angekündigt. Asiatische Länder gehören zu den am stärksten von der neuen Handelspolitik betroffenen Ländern.
Es gibt jedoch auch Ausnahmen und einige besser als erwartete Nachrichten in einem nach wie vor ungewissen Kontext. Die Zölle für Kanada und Mexiko bleiben bei 25 %. Der Zollsatz für ausländische Automobile und Autoteile bleibt bei 25 %. Gold, andere Metalle und Mineralien sind davon ausgenommen, ebenso wie mehrere Sektoren, wie z. B. Halbleiter und Pharmazeutika.
Wie geht es weiter? | Die Märkte entschlüsseln die neuen Zölle, während wir uns mit dem breiteren politischen Mix der USA befassen
Die Unsicherheit vor der Ankündigung stieg auf ein beispielloses Niveau, der Markt suchte nach Klarheit. Im Moment ist es schwer zu sagen, ob wir den Höhepunkt der Unsicherheit bereits überwunden haben. Obwohl wir etwas Klarheit gewonnen haben, steht den internationalen Handelsbeziehungen noch ein Anpassungsprozess bevor. Die Umsetzung könnte angesichts von Ausnahmen ebenfalls schwierig sein, und wir wissen nicht, wie lange diese Zölle in Kraft bleiben werden. Einige Länder, wie Vietnam, haben in den letzten Monaten bereits Verhandlungen mit den USA aufgenommen und sich offen gezeigt, Zölle zu senken oder abzuschaffen. Aber dieser Schritt Vietnams hat Trump nicht davon abgehalten, das Land während seiner Pressekonferenz herauszugreifen. Die Verhandlungen könnten sich in die Länge ziehen und ein gewisses Maß an Unsicherheit mit sich bringen. Wir glauben, Dass kommende Verhandlungen über die Handelsbeziehungen der richtige Weg sind, Unsicherheiten schrittweise zu verringern.
Betrachtet man nur die Auswirkungen der Zölle, so sehen wir Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum in den USA (und weltweit) und Aufwärtsrisiken für Inflation in den USA und anderswo, falls es zu Vergeltungsmaßnahmen kommen sollte. Allerdings ist es angesichts der Ausnahmeregelungen immer noch schwierig, die Auswirkungen der Zölle genau abzuschätzen. Nehmen wir zum Beispiel Indien, das einen Zollsatz von 26 % hat. Pharmazeutika machen mehr als 6 % der gesamten indischen Exporte aus und sollten von dem Zoll ausgenommen werden. Wir gehen daher davon aus, dass die Marktvolatilität in den kommenden Tagen oder Wochen hoch bleiben wird, da die Märkte versuchen, die Auswirkungen vollständig zu preisen.
Allerdings könnte es kurzsichtig sein, nur auf die Zölle zu schauen. Trumps Politik der schrittweisen Umsetzung (Einführung von Zöllen vor Steuersenkungen und Deregulierung) hat die Märkte verunsichert, insbesondere in den USA. Obwohl dies aufgrund der erforderlichen Zustimmung des Kongresses wahrscheinlich erst zu einem späteren Zeitpunkt geschehen wird, wird sich die Trump-Administration nun wahrscheinlich auf fiskalische Unterstützung und Deregulierung konzentrieren. Dies dürfte der US-Wirtschaft und den Märkten Rückenwind geben und einige der Abwärtsrisiken, die sich aus der Einführung der Zölle ergeben, ausgleichen.
Wie wir investieren | Ruhe bewahren und diversifizieren, um Kurzschlussreaktionen zu vermeiden
Im vergangenen Jahr haben wir die Diversifizierung unseres Portfolios durch strategische und taktische Positionen schrittweise erhöht. Dies hat dazu beigetragen, eine Vielzahl von Risiken, die seit Mitte 2024 aufgetreten sind, zu mindern und gleichzeitig Chancen zu nutzen. Aus strategischer Sicht verfügen wir über ein diversifiziertes Engagement in verschiedenen Anlageklassen und Regionen, insbesondere in Aktien. Darüber hinaus halten wir strategisch inflationsgeschützte Anleihen, Gold und Rohstoffe, um die Auswirkungen von Zoll- und geopolitischen Risiken auf die Portfolios zu mindern.
Aus taktischer Sicht sind wir in kurzlaufenden Anleihen übergewichtet, die wirtschaftliche Abwärtsrisiken abfedern können. Bei Aktien haben wir uns von stark gewichteten US-Aktien, deren Bewertungen hoch sind, insbesondere im Technologiebereich, zu einem gleichgewichteten Index diversifiziert. Der Index gewichtet attraktiver bewertete Sektoren wie US-Industrie- und Finanzwerte höher, die auch von Handelsschutzmaßnahmen, fiskalischen Anreizen und der Deregulierung der Finanzmärkte profitieren könnten. Wir haben kürzlich auch unsere Position in europäischen Aktien erhöht, wo wir ebenfalls einen Schub durch fiskalische Anreize erwarten, vor allem bei Verteidigung und Infrastruktur. Günstiger bewertete Vermögenswerte fallen bei einem Ausverkauf tendenziell auch weniger als teurere. Darüber hinaus halten wir weiterhin ein Aktien-„Versicherungsinstrument“ (sofern es das Wissen und die Erfahrung der Kunden sowie die Anlagerichtlinien und -vorschriften zulassen) in den USA, das Aktienverluste abfedert. Unser Kreditrisiko ist begrenzt, mit taktischen Untergewichtungen in US-Investment-Grade- und risikoreichen Hochzinsanleihen.
Auch hier reagieren die Märkte in der Regel sehr schnell auf die Nachrichtenlage, da sich wirtschaftliche, unternehmerische und (geo-)politische Ereignisse kontinuierlich entfalten. Anstatt auf Kurzschlussreaktionen und Market Timing zu setzen, die unserer Meinung nach dazu neigen, Verluste durch „Verkaufen bei niedrigen Preisen und Kaufen bei hohen Preisen“ zu produzieren, versuchen wir, die Ruhe zu bewahren, potenzielle Entwicklungen vorherzusehen und die Portfolios unter Berücksichtigung von Risiko- und Renditeaspekten an den langfristigen Zielen der Kunden auszurichten. Wir stehen aber bereit, Anpassungen vorzunehmen, wenn die Wirtschafts- und Marktbedingungen wesentlich von unserem Basisszenario abweichen.
Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.
*Die dem vorliegenden „Flash-Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Flash-Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss. Das „Flash-Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar. Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2025: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch