Markt- und Investment-Update

10. Februar 2025

Handelszölle und das Rennen um die künstliche Intelligenz beherrschen weiterhin das Marktgeschehen 

Handelszölle|Wie passen sich die Volkswirtschaften und Märkte an? 

In der vergangenen Woche mussten die Anleger die Auswirkungen der von Präsident Trump verhängten Zölle von 25 % auf Einfuhren aus Mexiko und Kanada und von 10 % auf Einfuhren aus China sowie die 25%-Zölle auf Stahl und Aluminium verdauen. Kanada und Mexiko kündigten Vergeltungsmaßnahmen an, handelten dann aber einige Maßnahmen aus, die zu einer vorübergehenden Aussetzung der US-Zölle führten. Gleichzeitig versuchte China, über die WTO rechtliche Schritte einzuleiten, und kündigte ebenfalls Vergeltungszölle an (die allerdings nicht so hoch waren, als dass sie eine weitere Reaktion der USA auslösen würden). Die EU ist bisher von breit angelegten Zöllen nicht betroffen, was sich jedoch sehr schnell ändern kann. 

Fast die Hälfte der US-Importe sehen sich mit höheren Kosten belastet, was das US-Wachstum bremsen und die Inflation anheizen könnte. Ein stärkerer Dollar könnte jedoch die Auswirkungen der höheren Importpreise dämpfen. Auch politische Anreize könnten einige der negativen Auswirkungen ausgleichen, da ein deutlicher fiskalischer Impuls zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum führen könnte. Wir erwarten deshalb, dass die US-Wirtschaft robust bleiben wird. Für den Rest der Welt dürften sich die Zölle eher negativ auswirken, einschließlich eines schwachen Wachstums in der Eurozone und im Vereinigten Königreich. An den Märkten für festverzinsliche Wertpapiere sanken die Anleiherenditen, nachdem sie ein schwächeres Wachstum eingepreist hatten. 

Wir sind der Ansicht, dass sich die Zölle auf Nicht-US-Aktien auswirken und Volatilitätsschübe auslösen könnten. Daher halten wir an unserer Übergewichtung in US-Aktien fest. Außerdem sichern wir uns gegen Abwärtsrisiken an den europäischen Märkten ab, indem wir kurzlaufende Anleihen übergewichten. Ferner allokierten wir ein “Versicherungsinstrument”, das an Wert gewinnt, wenn europäische Aktien fallen und so die Portfolios im Falle unvorhergesehener Rückgänge abfedert. 

Dennoch haben sich die Aktienmärkte nach einer anfänglichen negativen Reaktion als sehr widerstandsfähig erwiesen. Die meisten Aktienmärkte in den USA, Europa und den Schwellenländern verzeichneten wöchentliche Zuwächse, ermutigt durch die vorübergehende Aussetzung einiger US-Zölle und der begrenzten Eskalation durch China. Im bisherigen Jahresverlauf haben wir einen Führungswechsel an den Aktienmärkten erlebt, wobei Europa die USA, die von der Volatilität der Tech-Aktien betroffen waren (siehe unten), überholt hat. Trotz dieser Volatilität halten wir aufgrund der KI-Thematik und der soliden Erträge weiterhin an Tech-Aktien fest, die eine Kernposition in unserer strategischen Asset Allocation darstellen. Wir sind jedoch auch in einen gleichgewichteten US-Aktienindex investiert, der ein größeres relatives Engagement in attraktiver bewerteten Sektoren, wie Industrie- und Finanzwerte, bietet. Diese sollten von den fiskalischen Impulsen und der Deregulierung in den USA profitieren können. Durch diesen gleichgewichteten Index haben wir unsere taktische US-Aktienposition übergewichtet. 

Obwohl wir derzeit US-Aktien bevorzugen, halten wir weiterhin eine neutrale Allokation in europäischen Aktien. Wir sehen keinen Grund für eine übermäßig negative Haltung gegenüber Europa: Die absoluten Bewertungen sind durchschnittlich und im Vergleich zu den USA attraktiv. Außerdem haben wir, wie oben erläutert, gesehen, dass Europa das Potenzial hat, sich gut zu entwickeln oder sogar besser abzuschneiden, wenn Technologiewerte unter Druck stehen. So fungieren europäische Aktien als nützlicher Diversifikator und verringern Konzentrationsrisiken in den Portfolios.  

KI|Werden wir eine anhaltende Volatilität bei Tech-Aktien erleben? 

KI-Hardware wie NVIDIA und ASML haben in letzter Zeit kurzfristige Volatilität und Kursrückgänge erlebt. Die von Chinas DeepSeek-Modell demonstrierten Effizienzgewinne könnten jedoch, wenn sie nachhaltig erzielbar sind, langfristig eine größere KI-Akzeptanz fördern (das sogenannte Jevons-Paradoxon) und die Nachfrage nach KI-Infrastruktur ankurbeln. US-Technologieriesen wie Microsoft, Alphabet und Amazon sind aufgrund ihrer unübertroffenen Vertriebskapazitäten trotz des potenziellen Preisdrucks durch die chinesische Konkurrenz weiterhin gut positioniert. 

Im Moment gehen wir davon aus, dass die Volatilität bei KI-bezogenen Aktien und Aktienindizes kurzfristig anhalten wird. Dies ist einer der Gründe, warum wir ein "Versicherungs"-Instrument halten, um die Auswirkungen hypothetischer Rückgänge bei US-Aktien abzufedern. Langfristig denken wir, dass KI ein struktureller Wachstumstreiber bleiben wird, da die Tech-Giganten weiterhin in diesen Sektor investieren.  

Diese Woche|Inflation wird die US-Notenbank weiter abwarten lassen 

Abgesehen von der anhaltenden Nachrichtenflut aus dem Weißen Haus und der fortschreitenden Gewinnsaison für das vierte Quartal liegt unser Augenmerk in dieser Woche auf dem US-Inflationsbericht für Dezember (Mittwoch). Die Märkte erwarten, dass sich die Inflation bei 3 % stabilisiert. Dies liegt nach wie vor über dem Zielwert der US-Notenbank, was den unmittelbaren Druck auf die Zentralbank verringert, Zinssenkungen nach ihrer Pause im Januar wieder aufzunehmen. Am Donnerstag werden die Daten zu den Erzeugerpreisen veröffentlicht, gefolgt von den US-Einzelhandelsumsätzen und den Zahlen zur Industrieproduktion für Januar am Freitag. Die Industrieproduktion in der Eurozone dürfte negativ ausfallen (Donnerstag), was auf eine schwache Wirtschaft hindeutet. Das britische BIP-Wachstum, das am selben Tag veröffentlicht wird, ist zwar ein rückwärtsgerichteter Indikator, dürfte aber ebenfalls nahe der Nullmarke liegen.  

Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.  

*Die dem vorliegenden „Blick über die Märkte“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Blicks über die Märkte“dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Blick über die Märkte“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2024: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch

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