Markt- und Investment-Update

14. April 2025

Zölle und Marktvolatilität im Fokus  

Global | Was ist von den jüngsten Bewegungen an den US-Märkten im Zusammenhang mit der Ankündigung von Zöllen zu halten? 

In der vergangenen Woche erlebten die Finanzmärkte vor allem aufgrund der abrupten Änderungen in Sachen US-Handelspolitik erhebliche Volatilität. Obwohl Präsident Trump eine 90-tägige Pause bei den gegenseitigen Zöllen ankündigte, bleiben generell zehnprozentige Zölle in Kraft. Zugleich eskaliert der "Handelskrieg" mit China. Wir sind der Meinung, dass die jüngste Ankündigung von Zöllen, einschließlich der vorübergehenden Aussetzung mit Ausnahme Chinas, eng mit den Auswirkungen auf die Finanzmärkte verbunden sein könnte, die die Folgen für die Realwirtschaft vorwegnehmen. 

Die Schwankungen am US-Staatsanleihenmarkt - die zehnjährige Rendite stieg um mehr als einen halben Prozentpunkt und die 30-jährige Rendite, der Maßstab für US-Hypothekenzinsen, näherte sich 5 % - könnten dazu beigetragen haben, dass Trump sich zu einer teilweisen Deeskalation entschloss. Ein weiteres Zeichen dafür, dass sich der Markt über die Auswirkungen der Zölle auf die US-Wirtschaft Sorgen macht, ist die Schwäche des US-Dollars. Der Dollar ist gegenüber dem Euro auf ein Dreijahrestief gefallen (1,14 US-Dollar je Euro. Trotz einer teilweisen Aktienerholung in der vergangenen Woche angesichts der Pause bei den Zöllen spiegelt die Sshwäche des Dollars und der US-Staatsanleihen eine gewisse Besorgnis über den Status des Greenback als Reservewährung und von US-Staatsanleihen als sicherer Anlagehafen wider.  

 

USA | Wie stark schwächelt die Konjunktur? 

Die USA haben vor kurzem weitreichende Zölle eingeführt, bevor sie diese schnell wieder aussetzten. Eine Deeskalation des Handels zwischen den USA und China ist jedoch noch nicht eingetreten: Die USA haben die Zölle für China auf 125 % angehoben, woraufhin China Vergeltung übte und schließlich die Zölle auf US-Ausfuhren ebenfalls auf 125 % anhob. In der Zwischenzeit bleiben die Zölle für Kanada und Mexiko bei 25 % und für den Rest der Welt bei 10 %, da die noch höheren verlautbarten Zölle für 90 Tage ausgesetzt wurden.  

Obwohl die US-Konjunktur nicht so schlecht läuft wie kürzlich noch befürchtet, bergen die Zölle das Risiko einer Stagflation (langsames Wachstum bei steigender Inflation). Die Ungewissheit über die Umsetzung der Zölle, die durch "unberechenbare" Ankündigungen und Rücknahmen hervorgerufen wird, hat der Stimmung bereits mehr geschadet als die Zölle selbst. Die US-Wirtschaft zeigt jedenfalls erste Anzeichen von Schwäche. Wir haben daher unsere Wachstumsprognose für dieses Jahr auf 1,5 % gesenkt. 

Trotz aller Verhandlungen könnten die Handelskriege weiter eskalieren. Wir glauben aber, dass der Weg zu einer Lösung wahrscheinlich ein "Prozess" sein wird. Die Anleger kennen nun die neuen Handelsregeln, und die Verhandlungen könnten die Unsicherheit verringern, auch wenn dies einige Zeit dauern könnte. In der Zwischenzeit könnten geld- und fiskalpolitische Anreize den Schaden abmildern, obwohl wir vermuten, dass die Inflation ein limitierender Faktor für Leitzinssenkungen ist und die hohe Verschuldung ein limitierender Faktor für signifikante öffentliche Ausgaben und Steuersenkungen ist. 

 

Finanzmärkte | Wie wir inmitten der Unsicherheit positioniert sind 

Nach dem Ausverkauf an den Aktienmärkten der vergangenen Woche beschlossen wir, Aktien zu kaufen, was wir durch den Verkauf von Anleihen finanzierten. Anstatt zu versuchen, "die Delle zu kaufen", hielten wir es für einen günstigen Zeitpunkt, die Portfolios in Richtung unserer langfristigen Zielallokationen umzuschichten, indem wir einige Aktien (zu niedrigeren Kursen) kauften, finanziert durch den Verkauf einiger Anleihen (die an Wert gewonnen hatten). Durch diesen Kauf wird die Allokation allerdings nicht wieder auf die übergewichtete Aktienposition zurückgeführt, die wir vor dem Ausverkauf hatten. Wir sind jetzt für Aktien neutral eingestellt, mit einer Präferenz für europäische Aktien. 

Generell ist es in diesem Umfeld hilfreich, langfristige Rendite- und Risikoziele im Auge zu behalten. Wir halten es für sinnvoller, über Regionen und Anlageklassen hinweg diversifiziert zu bleiben, so dass eine Schwankung in einem Teil des Portfolios (etwa bei Aktien) durch einen Gewinn an anderer Stelle (etwa bei Staatsanleihen) ausgeglichen werden kann. Wir halten auch an unseren Investitionen in Staatsanleihen, hochwertigen Unternehmensanleihen und inflationsgebundenen Anleihen, Gold und Rohstoffen fest. Wir haben ein geringeres Engagement bei risikoreichen Anleihen, auch wenn die Bewertungen attraktiver geworden sind. Diese Positionierung zielt darauf ab, die Auswirkungen der Ungewissheit auf die Portfolios abzumildern, die wahrscheinlich bestehen bleibt, bis die Verhandlungen beginnen, ihre Früchte zu tragen, und die politische Stimulierung einsetzt. 

 

Diese Woche | Handelspolitik, China und die EZB im Rampenlicht 

Die Entwicklungen in Sachen Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie die Verhandlungen zwischen den USA und dem Rest der Welt bleiben im Fokus. Auch wenn keine formellen Fortschritte erwartet werden, werden die Börsen genau auf Anzeichen für eine Deeskalation oder neue Verhandlungen achten. Bleiben solche Signale aus, könnten Bedenken hinsichtlich der Konflikte die Risikobereitschaft niedrig halten und zu einer defensiveren Positionierung führen. 

Datenseitig stehen morgen die ZEW-Konjunkturerwartungen der Finanzexperten für Deutschland sowie den gesamten Euroraum auf der Agenda. Der Mittwoch dürfte diese Woche für den anderen Schlüsselmarkt im Handelskrieg ein besonders wichtiger Tag in Sachen Makrodaten werden: China wird dann seine Wirtschaftswachstumszahlen für das erste Quartal veröffentlichen, wobei eine Verlangsamung von 5,4% auf etwa 4,7 % im Jahresvergleich erwartet wird. Außerdem werden im Reich der Mitte Einzelhandelsumsätze sowie die Industrieproduktion im März veröffentlicht, die weitere Einblicke in die Inlandsnachfrage und die industrielle Dynamik bieten. Ein schwächeres Ergebnis auf breiter Front könnte den Druck auf die politischen Entscheidungsträger in Peking erhöhen - und sogar den Ton der Handelsgespräche mit den USA beeinflussen. 

Am Donnerstag steht die April-Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) an, auf der sie voraussichtlich eine weitere Leitzinssenkung ankündigen wird. In Anbetracht der Abwärtsrisiken für das Wachstum im Euroraum infolge der Zölle dürfte die EZB nicht zuletzt angesichts der gesunkenen Energiepreise die Botschaft vermitteln, dass sich die Inflation um das 2 %-Ziel stabilisieren wird. 

Im Vereinigten Königreich kommen am Mittwoch die Inflationszahlen für März, wobei der Konsens auf einen Anstieg von 2,8% auf 3,2% hindeutet. Sollten die Zahlen höher als erwartet ausfallen, könnte dies den Weg der Bank of England zu Leitzinssenkungen im weiteren Jahresverlauf erschweren, auch wenn die Märkte angesichts höherer wirtschaftlicher Risiken und Unsicherheiten nach wie vor davon ausgehen, dass die Notenbank die Zinsen weiter senken wird. Zum Abschluss des Tages werden in den USA Einzelhandelsumsätze und Industriezahlen veröffentlicht, die zeigen werden, wie die Wirtschaft mit der gestiegenen Unsicherheit zurechtkommt. 

Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.  

*Die dem vorliegenden „Markt- und Investment Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Markt- und Investment Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Markt- und Investment Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2025: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch

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