Global | Wie positionieren wir unsere Portfolios angesichts der Volatilität?
Anfang 2025 glaubten viele Anleger, dass die Politik von US-Präsident Trump die Ausnahmestellung der USA bezüglich Wirtschaft und Märkten verlängern würde. Jetzt, zweieinhalb Monate später, sind die US-Aktienindizes um etwa 6 % gefallen, der Dollar hat 4,5 % verloren, und die Renditen von Staatsanleihen sind um ein Viertelprozent gefallen. Die Märkte reagieren negativ auf das so genannte "Policy Sequencing" - sprich Zölle jetzt, fiskalische Stimulierung später - in Verbindung mit "erratischen" politischen Ankündigungen.
Wir haben erwartet, dass sich die US-Wirtschaft angesichts des hohen Niveaus im Jahr 2025 abschwächen wird. Diese Abschwächung findet zwar statt, aber mit größerer Unbeständigkeit als erwartet. Die gestiegene Unsicherheit belastet die Stimmung von Unternehmen, Verbrauchern und Anlegern. Auch wenn noch nicht alle von Trumps Maßnahmen in Kraft getreten sind, so ist das Umfeld in den USA weit weniger vorhersehbar geworden. Diese anhaltende Unvorhersehbarkeit könnte Neueinstellungen, Investitionen und Ausgaben verzögern - zumindest so lange, bis Steuersenkungen und Deregulierung kommen.
Zurzeit konzentrieren sich die Märkte auf die wichtigsten Konjunkturdaten, von denen sich einige aufgrund der politischen Unsicherheit verschlechtert haben. Manche Anleger befürchten sogar schon eine US-Rezession. Unsere Berechnungen deuten darauf hin, dass der US-Aktienmarkt jetzt eine Rezessionswahrscheinlichkeit von einem Drittel innerhalb eines Jahres annimmt.
Wichtige US-Wirtschaftsindikatoren wie der Arbeitsmarkt und zukunftsgerichtete Umfragen liegen jedoch weiterhin deutlich über Rezessionsniveau. Angesichts der Risiken - politische Ungewissheit, hohe Bewertungen und Konzentration auf bestimmte Branchen wie Technologie - haben wir unser Engagement in US-Aktien reduziert und in europäische Aktien umgeschichtet, da wir der Meinung sind, dass zusätzliche Fiskalausgaben zur Finanzierung von Verteidigung, Infrastruktur und Wirtschaftsreformen in Europa insgesamt und in Deutschland im Besonderen marktpositiv sind (siehe unten).
Zur Diversifizierung halten wir jedoch weiterhin einen gleichgewichteten US-Aktienindex. Dieser Ansatz begünstigt Branchen, die von Trumps Politik wie Handelsbarrieren, fiskalische Anreize und Deregulierung profitieren könnten, wie Industrie- und Finanzwerte. Obwohl wir unser Engagement reduziert haben, bleiben wir in US-Aktien leicht übergewichtet.
Wir bleiben auch über verschiedene Anlageklassen und Regionen hinweg diversifiziert. Wir halten inflationsgeschützte Anleihen, Gold und eine breite Palette von Rohstoffen, um die Auswirkungen verschiedener Risiken auf die Portfolios abzumildern. Zur Steuerung der Volatilität setzen wir Aktien-"Versicherungs"-Instrumente ein, die bei einem Marktrückgang an Wert gewinnen (sofern die Kenntnisse und Erfahrungen unserer Kunden sowie die Vorschriften und Anlegerrichtlinien dies zulassen). Diese Instrumente haben sich in den USA bewährt und ermöglichten es uns, einen Teil der Gewinne aus dieser spezifischen Position zu sichern und die Auswirkungen der rückläufigen US-Aktien teilweise auszugleichen. Wir halten auch weiterhin einen Schutz für europäische Aktien, der allerdings Ende dieses Monats ausläuft.
Wir passen unsere Portfolios bei Bedarf an und verfolgen bei der Portfoliokonstruktion einen global diversifizierten Ansatz, um die Auswirkungen lokaler Probleme abzumildern und gleichzeitig langfristig investiert zu bleiben. Die Marktvolatilität schwankt, da sich wirtschaftliche, unternehmerische und (geo-)politische Ereignisse kontinuierlich entwickeln. Wir versuchen, die Ruhe zu bewahren und mögliche Entwicklungen zu antizipieren, anstatt vorschnell zu reagieren.
Deutschland | Wird das neue Fiskalpaket mit seinem ausgeweiteten Schuldenrahmen verabschiedet und werden die Ausgaben dann steigen?
Morgen wird der scheidende Bundestag über die geplante Verfassungsänderung hinsichtlich eines neuen langfristigen Finanzierungsrahmen für Verteidigung und Infrastruktur abstimmen. So sollen erstens in den kommenden zehn Jahren Verteidigungsausgaben, die über 1 % des jährlichen Bruttoinlandsprodukts hinausgehen, von der Schuldenbremse ausgenommen werden. Und zweitens soll ein separater 500 Mrd. Euro umfassender Fonds für Infrastruktur und Wirtschaftsreformen aufgelegt werden. Insgesamt dürfte damit ein Rahmen von mindestens einer Billion Euro für die Aufnahme neuer Schulden geschaffen werden. Da die voraussichtliche neue Koalition aus CDU/CSU und SPD nicht über die erforderliche Zweidrittelmehrheit im neuen Bundestag verfügen wird und nicht auf die Unterstützung der AfD oder der Linken angewiesen sein will, haben Vertreter der Großen Koalition, angeführt vom wohl neuen Bundeskanzler Friedrich Merz, mit den Grünen verhandelt, um das Gesetz jetzt zu verabschieden.
Am Freitag kam es dabei zu einer Einigung, dass vor allem 100 Milliarden Euro aus dem 500 Milliarden Euro schweren Infrastrukturfonds für 12 Jahre in den Klimaschutz investiert werden müssen. Auf dieser Basis planen die Grünen nun, morgen für das Fiskalpaket zu stimmen. Wenn es angenommen wird, muss der Bundesrat es am kommenden Freitag ebenfalls mit einer Zweidrittelmehrheit verabschieden, was wir für wahrscheinlich halten. Sollte das Paket wider Erwarten scheitern, könnte die Große Koalition im neuen Bundestag einen neuen Versuch unternehmen und die Unterstützung der Linkspartei suchen.
Angesichts des deutschen Fiskalpakets und der wachsenden EU-Zusammenarbeit hinsichtlich Verteidigung und Wachstum haben wir unser europäisches Aktienengagement auf eine taktische Übergewichtung erhöht. Stärkere Unternehmensgewinne, attraktive Bewertungen und ein breiterer Konjunkturoptimismus unterstützen diesen Schritt. Wir setzen dabei nicht nur auf den Bereich Verteidigung, sondern haben uns für ein breiteres Engagement entschieden. Schließlich werden die Militär- und Fiskalausgaben zahlreichen Branchen zugutekommen, wie etwa Industrie, Finanzwerten, IT, Gesundheitswesen, Versorger und Energie. Im Rahmen unserer Strategie wollen wir ein gewisses Maß an Diversifizierung beibehalten und uns nicht zu stark in einem einzigen engen Sektor engagieren. Zudem sind die Bewertungen im Verteidigungsbereich bereits hoch. Im Durchschnitt sind europäische Rüstungsaktien dieses Jahr bereits um rund drei Viertel gestiegen. Es besteht eine hohe Nachfrage, aber das ist nur ein Teil der Gleichung.
Diese Woche | Notenbanken im Fokus
Am Mittwoch richten sich alle Augen sich auf die US-Notenbank. Von der Fed wird dabei erwartet, dass sie ihre Leitzinsen stabil hält. Der Markt wird ihre Einschätzung zum aktuellen Umfeld genau unter die Lupe nehmen, da sie den Ton für die Markterwartungen hinsichtlich einer möglichen weiteren geldpolitischen Lockerung in den kommenden Monaten angeben könnte. Solange es in den USA keine Rezession gibt, profitieren Aktien tendenziell von Zinssenkungen. Die alternative Kombination - Zinssenkungen und eine Rezession - sind in der Regel negativ für die Börse. Daher beobachten wir auch die wichtigsten US-Konjunkturdaten, einschließlich der Industrieproduktion am Dienstag, genau, um die Stärke der Verbraucherausgaben und die wirtschaftliche Dynamik zu beurteilen.
In Europa wird das Hauptaugenmerk hinsichtlich der Abstimmungen über das Fiskalpaket auf Deutschland liegen (siehe oben), wo morgen zudem die ZEW-Konjunkturerwartungen für März auf der Agenda stehen. Am Freitag wird das Verbrauchervertrauen der Eurozone weitere Aufschlüsse über die Stimmung der privaten Haushalte liefern. Zudem tagen die Bank of England am Donnerstag (wahrscheinlich keine Zinssenkung) sowie tags zuvor die Bank of Japan (auch hier voraussichtlich keine Leitzinsänderung).
Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.
*Die dem vorliegenden „Markt- und Investment Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Markt- und Investment Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Markt- und Investment Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar. Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2025: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch