Markt- und Investment-Update

20. Januar 2025
Trump 2.0 startet heute  

In diesem wöchentlichen Markt-Update beantworten wir weiterhin einige Fragen, die wir nach der Veröffentlichung unseres Marktausblicks 2025 erhalten haben. 

 

Frage 1: Trump hat angedeutet, dass er die Zölle auf Waren, die die USA importieren, erhöhen wird. Welche Auswirkungen könnten diese Zölle haben, und sollten wir uns darüber Sorgen machen? 

Zölle könnten schon heute in Kraft treten, da Donald Trump nach seinem Amtsantritt voraussichtlich eine Reihe von Durchführungsverordnungen (“Excecutive Orders”) unterzeichnen wird. Wir glauben, dass die Zölle eher ein Verhandlungsinstrument als ein Ziel sein werden. Trumps Verhandlungsstrategien, die er in seinem Buch "The Art of the Deal" beschreibt, setzen auf Mut, Vorbereitung, Druckmittel, Öffentlichkeitsarbeit und Beharrlichkeit. Mit einem wirtschaftsfreundlicheren Team als in Trumps erster Amtszeit könnte der politische Ton zudem ausgewogener sein, auch wenn er immer noch von "America First" bestimmt wird. 

Werden die Zölle zu schnell angehoben, besteht die Gefahr, dass Amerikas Wachstum durch steigende Preise abgewürgt wird, was Trumps Zielen, das Wachstum anzukurbeln und die Inflation einzudämmen, zuwiderläuft. Die inflationären Auswirkungen werden von der Höhe und dem Umfang der Zölle abhängen. Die hohe Abhängigkeit der USA von Importen deutet darauf hin, dass die Zölle inflationär wirken könnten. Der Effekt könnte ausgeglichen werden, wenn die heimischen Industrien die Kosten absorbieren. Es ist jedoch zu bedenken, dass ein starker US-Dollar die Importkosten senkt. 

Während sich die Zölle auf die US-Wirtschaft neutral auswirken könnten, könnten sie die Beziehungen zu betroffenen Ländern wie China, Mexiko, Kanada und auch Europa belasten, was sich negativ auf diese Volkswirtschaften auswirken dürfte. Aufgrund des Risikos von Zollanhebungen halten wir keine taktischen Positionen in europäischen oder Schwellenländer-Aktien. Wir haben auch den Schutz gegen Aktienmarktrückgänge in Europa angepasst, um die Reaktionsfähigkeit auf potenzielle negative Ereignisse, denen die europäischen Börsen kurzfristig ausgesetzt sind, zu erhöhen. 

 

Frage Nr. 2: Der US-Dollar hat aufgrund der relativen Stärke der US-Wirtschaft gegenüber anderen wichtigen Währungen an Wert gewonnen. Wird dieser Trend anhalten? 

Der US-Dollar hat Ende 2024 gegenüber dem Euro gut abgeschnitten, was auf der starken US-Wirtschaft sowie den mit Trumps Wahlsieg verbundenen Erwartungen beruht. Die Märkte rechnen damit, dass seine Politik das Wachstum ankurbeln wird, insbesondere gegenüber dem schwächeren Europa. Dies hat die Nachfrage nach dem Dollar angekurbelt, wobei viele positive Entwicklungen bereits eingepreist sind, während negative Nachrichten im Euro und auch im britischen Pfund eingepreist sind. Infolgedessen war ein stärkerer Dollar gegenüber diesen anderen Währungen ein beliebter Handel. 

Auch wenn die kurzfristige Dollarstärke unser Basisszenario ist, besteht das Risiko, dass sie nicht das ganze Jahr 2025 anhält. Wir sind der Meinung, dass der Dollar derzeit überbewertet und überkauft ist, und dass es für Trump schwierig werden dürfte, seine Wachstums- und Inflationsversprechen vollständig zu erfüllen. Selbst bei gegenüber seinen Ankündigungen moderateren Maßnahmen ist ein größeres US-Haushaltsdefizit wahrscheinlich, was den Dollar auf längere Sicht schwächen könnte. Wenn Trump seine Agenda vollständig umsetzt, könnte dies den Abwärtsdruck auf die US-Währung noch verstärken. 

Unterdessen könnte Europa überraschen. Da die Erwartungen bereits niedrig sind, gibt es Spielraum für positive Überraschungen. Die Volkswirtschaften der Eurozone sind gegenüber dem starken US-Dollar besonders wettbewerbsfähig und der Euro befindet sich in der Nähe seiner Tiefststände von 2022, obwohl es keine Energiekrise gibt. Auch die politische Unsicherheit in Europa könnte nachlassen. So könnte hier zu Lande z.B. eine Große Koalition, sollte es zu ihr kommen, eine etwas expansivere Politik als bisher auf den Weg bringen. Die Situation in Frankreich ist zwar weniger klar, die dort nötige Haushaltskonsolidierung könnte sich allerdings verzögern und so erst einmal das Wachstum unterstützen. 

Kurz gesagt, der US-Dollar könnte kurzfristig stark bleiben, aber im Laufe des Jahres 2025 wieder etwas an Wert verlieren. Gleichzeitig könnte der Euro von den sich verbessernden Bedingungen und der geringeren Unsicherheit profitieren. Dies schafft die Voraussetzungen für eine Verschiebung der Währungsdynamik. Erst einmal spricht jedoch noch viel für einen starken US-Dollar.  

 

Frage Nr. 3: Europa scheint in den Spannungen zwischen den USA und China gefangen zu sein, und es gibt auf kurze Sicht keinen klaren Kurs. Wird Europa seine strukturellen Herausforderungen bewältigen? 

Die europäischen Börsenkurse spiegeln bereits einen Großteil der Unkenrufe wider. Aufgrund der geopolitischen Risiken und der schwächeren Wachstumsaussichten haben wir kürzlich unser Engagement in Aktien und hochwertigen Anleihen der Eurozone reduziert. In Erwartung weiterer Leitzinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) haben wir stattdessen in sicherere Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit umgeschichtet, die wir nun bevorzugen. 

Während das verarbeitende Gewerbe im Euroraum schwach bleibt, deutet sich im Dienstleistungssektor eine Erholung an. Auch die fiskalischen Zwänge könnten abnehmen, wenn die Geldpolitik weniger restriktiv wird, so dass sich der jüngste Anstieg bei der Kreditvergabe von Geschäftsbanken fortsetzen könnte. Die sinkende Inflation wirkt sich auch positiv auf die Reallöhne aus und unterstützt die privaten Haushalte, was deren Konsum zumindest etwas ankurbeln könnte. 

Mit Blick auf die Zukunft könnte die Eurozone einige ihrer strukturellen Herausforderungen mit Hilfe der Empfehlungen aus Mario Draghis Bericht von 2024, “The Future of European Competitiveness” (Die Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit), angehen. Zu den wichtigsten Vorschlägen gehören die Erhöhung der Investitionen, die Angleichung der Industriepolitik, die Schaffung eines gemeinsamen Haushalts und die Unterstützung einer gemeinsamen Kreditaufnahme. Der Bericht spricht sich auch für den Abbau von Bürokratie und die Verbesserung der Handelspolitik aus, wie etwa die Bevorzugung von Handelsabkommen mit ressourcenreichen Ländern, um die wirtschaftliche Sicherheit zu stärken. 

 

Wichtige Konjunkturdaten diese Woche 

In dieser Woche werden die Märkte weiterhin auf die US-Quartalszahlensaison achten (u.a. Netflix am Dienstag, Procter & Gamble und Johnson & Johnson am Mittwoch). Die Saison hat mit Finanzwerten wie JP Morgan und der Bank of America solide begonnen. Am Freitag stehen – auch für Deutschland – die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes (PMI) für Januar im Mittelpunkt, die wahrscheinlich eine stärkere Unternehmenstätigkeit in den USA im Vergleich zu Europa und China sowie eine anhaltende Stärke des Dienstleistungssektors gegenüber dem verarbeitenden Gewerbe auf beiden Seiten des Atlantiks zeigen. In Deutschland stehen zudem morgen die ZEW-Konjunkturerwartungen im Januar auf der Agenda. In Europa werden zudem die Daten zur Verbraucherstimmung am Donnerstag für die Eurozone und am Freitag für das Vereinigte Königreich wichtig sein.  

Die japanischen Einkaufsmanagerindizes für Januar werden ebenfalls am Freitag veröffentlicht. Das Hauptaugenmerk liegt dort allerdings auf der Sitzung der Bank of Japan. Die Märkte erwarten eine viertelprozentige Zinserhöhung auf 0,5 %, da die Inflation bei etwa 3 % verharrt und damit das 2 %-Ziel seit April 2022 übertrifft. 

Nächste Woche wird sich die Aufmerksamkeit dann auf die Sitzungen der wichtigsten westlichen Notenbanken richten: die Fed, die EZB sowie die Bank of England. 

Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung informieren.  

 

*Die dem vorliegenden „Blick über die Märkte“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Blicks über die Märkte“dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Blick über die Märkte“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2024: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch

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