Markt- und Investment-Update

24. Februar 2025

Trotz Bundestagswahl: Märkte bleiben auf die Geopolitik fokussiert

Mögliches Friedensabkommen zwischen der Ukraine und Russland im Fokus -  Deutschland steht vor einer Neuauflage der Großen Koalition

Auf den ersten Blick sollte ein mögliches Friedensabkommen ein positiver Katalysator für die Märkte sein, insbesondere in Europa. Warum also schlossen die Märkte die vergangene Woche ohne klare Richtung? Der europaweite STOXX 600-Index schloss unverändert, und der DAX sank, bevor er sich heute auf den Ausgang der Bundestagswahl hin erholte.  Auch der US-Dollar, der Euro, Staatsanleihen und die Ölpreise beendeten die Vorwoche unverändert. Nur der Goldpreis schloss im Plus. Hintergrund ist, dass die geopolitischen Spannungen in der vergangenen Woche überraschend zugenommen haben, weil die USA und Russland erste Friedensverhandlungen über die Ukraine aufgenommen haben. Unabhängig von der Frage, ob der Ausschluss der Ukraine und der europäischen Verbündeten aus diesen Gesprächen der richtige Ansatz ist oder nicht, ist die Frage, ob dies ein Wendepunkt für unsere Anlagestrategie sein könnte und welche Chancen und Risiken es gibt.  

Wir sehen unser Basisszenario als richtig an und gehen weiterhin davon aus, dass sich Wachstum und Inflation normalisieren und die Notenbanken ihre Leitzinsen weiter senken werden, wobei es gelegentlich zu Schwankungen kommen wird. Während ein Friedensabkommen ein potenziell positiver Katalysator für Europa ist, kommen die politischen Probleme gerade in Deutschland und Frankreich zu einem schwierigen Zeitpunkt für die Eurozone. Wir sehen einen stagnierenden Aufschwung, ein langsames Wachstum bei wichtigen Handelspartnern und wachsende Herausforderungen durch die US-Handelspolitik, einschließlich möglicher Zölle. Angesichts dieser Risikobilanz bleiben wir für europäische Aktien neutral eingestellt, bis wir mehr Gewissheit hinsichtlich eines dauerhaften Friedensabkommen haben.  

Eine stärker zersplitterte Welt war eine unserer Kernthesen der letzten Jahre. Es geht um geopolitische Spannungen, die sich nicht völlig entspannen und stattdessen von Zeit zu Zeit wieder aufflammen. Wir sind darauf vorbereitet und haben Portfolios aufgebaut, die Marktschwankungen abfedern. Wir halten eine breite Palette von Rohstoffen und Gold für den Fall, dass die Lieferketten durch handels- oder geopolitische Spannungen beeinträchtigt werden. Wir halten Aktien-"Versicherungs"-Instrumente, die an Wert gewinnen, wenn der Markt fällt. Und wir sind innerhalb von Aktien und Anleihen diversifiziert. Auf diese Weise begegnen wir der Unvorhersehbarkeit dieser Ereignisse. 

 

Bundestagswahl |  Kann eine große Koalition wichtige Reformen voranbringen? 

Die CDU/CSU hat die Wahl gewonnen, auch wenn sie mit 28,6 % etwas unter den Erwartungen liegt. Da sowohl die FDP als auch das BSW die für den Einzug in den Bundestag erforderlichen 5 % der Stimmen nicht geschafft haben, ist nun eine große Koalition mit der SPD (16,4 %) am wahrscheinlichsten. CDU/CSU-Chef Friedrich Merz wird aller Voraussicht nach Olaf Scholz als Bundeskanzler ablösen. Während wir eine Zweiparteienkoalition für eine gute Nachricht halten, da sie effizienter agieren sollte als mehrere Parteien am Regierungstisch, gibt es auch eine schlechte Nachricht für die kommende Regierung. Sie wird mit einer möglichen Sperrminorität der von AfD (20,8 %) zusammengerechnet mit der Partei Die Linke (8,8 %) konfrontiert. Dies könnte den fiskalischen Spielraum einer Merz-Regierung einschränken bzw. erschweren, da diese beiden Parteien zusammen mehr als ein Drittel der Sitze errungen haben und so gemeinsam jede Änderung des Grundgesetzes, etwa hinsichtlich Änderungen der Schuldenbremse, blockieren könnten. Dies könnte Deutschlands zusätzlichen Spielraum für die Aufnahme von Krediten für Ausgaben begrenzen. Aus Marktsicht sehen wir das Ergebnis jedoch als leicht positiv an, da Deutschland in Zukunft nur noch von zwei Parteien regiert werden dürfte. Der wohl zukünftige Kanzler Friedrich Merz peilt bis spätestens Ostern an, dass seine neue Regierung steht. 

 

Was wir diese Woche beobachten 

Nachdem diese Woche relativ wenige wichtige internationale Konjunkturdaten anstehen, sind die Märkte wohl primär den laufenden (geo-)politischen Entwicklungen ausgesetzt. Das US-Verbrauchervertrauen für Februar (Dienstag) dürfte den derzeitigen soliden Ausgabentrend weiter stützen. Am Mittwoch folgt dann das deutsche GfK-Konsumklima für März. In den USA wird noch das von der Fed bevorzugte Maß für die Inflation (Freitag) veröffentlicht, das die US-Notenbank darin bestärken dürfte, ihre Leitzinsen vorerst unverändert zu lassen.  

In der Eurozone sollte zudem die vorläufigen Inflationszahlen für Februar für Spanien (Donnerstag) sowie Deutschland, Italien und Frankreich (alle am Freitag) bestätigen, dass die Inflation in der Nähe des 2%-Ziels der EZB liegt. Wir gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen 2025 weiter senken wird, was unsere Präferenz für europäische Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit unterstreicht.  

Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.  

*Die dem vorliegenden „Blick über die Märkte“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Blicks über die Märkte“dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Blick über die Märkte“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2024: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch

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