Künstliche Intelligenz | Sind der KI-Zyklus und damit die Aktienrallye
gefährdet?
Technologieaktien und mit ihnen die Aktienmärkte sind am Montag deutlich gefallen. Die Fortschritte des chinesischen KI-Start-ups “DeepSeek” haben Bedenken hinsichtlich der Führungsrolle der USA in diesem Sektor aufkommen lassen. DeepSeek behauptet, dass sein KI-Modell zu einem Bruchteil der Kosten vergleichbare Ergebnisse wie seine US-Konkurrenten erzielt. US-Firmen geben derzeit
Milliarden Dollar für KI-Investitionen aus. In der Zwischenzeit hat DeepSeek aufgrund von Handelsbeschränkungen hinsichtlich des Exports von US-Chips nach China ein Modell entwickelt, das mit weniger fortschrittlichen (und neueren) Chips von Nvidia läuft. Dies könnte zwar zu Volatilität führen. Wir glauben aber nicht, dass diese Entwicklung eine große Bedrohung für die breiteren Technologiesektoren darstellt. US-Unternehmen (und Unternehmen in
anderen Ländern) werden weiterhin in KI investieren, da sich das Anwendungsspektrum erweitert.
Der CEO von Meta bekräftigte die Absicht seines Unternehmens, bis 2025 rund 65 Milliarden USDollar in die KI-Infrastruktur zu investieren. Darüber hinaus könnten diese Unternehmen sogar noch mehr ausgeben, da die ausländische Konkurrenz immer stärker wird. Langfristig könnten die Investitionen natürlich zurückgehen. Wie in der Halbleiterindustrie dürften die Produktionskosten sinken; die Kosten halbieren sich alle zwei Jahre. Dies sollte bessere und gezieltere Investitionen und weitere Fortschritte in diesen Sektor ermöglichen.
Die USA | Hat sich die Marktprognose eine Woche nach Trumps Rückkehr ins
Weiße Haus merklich verändert?
Die kurze Antwort lautet: Nein. Donald Trump hat an seinem Tag der Amtseinführung eine Reihe von Durchführungsverordnungen unterzeichnet. Die meisten davon sollten jedoch viele der von Joe Biden umgesetzten Maßnahmen rückgängig machen, vor allem in den Bereichen Klima und Einwanderung. Die Einführung von Bohr- und Bergbauinitiativen und die Eindämmung der illegalen Einwanderung
waren eine Möglichkeit, die „Trump-Agenda“ voranzutreiben. Doch an Trumps erstem Tag (und in seiner ersten Woche) wurden die Zölle, mit denen er an seinem ersten Tag im Amt gedroht hatte, nicht angekündigt. Dies führte zu einem Rückgang des US-Dollars und der Renditen von US-Staatsanleihen, während die Aktienkurse stiegen. Aktien wurden auch durch die Schaffung eines großen KI-Infrastrukturprojekts, Stargate, gestützt, obwohl die Finanzierung noch unklar ist. Darüber hinaus gerieten die Ölpreise unter Druck, da mit einem größeren Angebot gerechnet wurde und Trump auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos in einer virtuellen Ansprache niedrigere Ölpreise (und niedrigere Zinssätze) forderte.
Vorerst gehen wir weiter von einer wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit in den USA und weltweit aus, wenn auch in den USA von einem etwas moderaterem Wachstumstempo als 2024. Da die Inflation weitgehend unter Kontrolle scheint, gehen wir davon aus, dass die meisten Notenbanken ihre Leitzinsen 2025 weiter senken werden. Daher behalten wir unsere Aktienübergewichtung gegenüber Anleihen bei, mit einer Präferenz für US-Aktien
Leitzinsen in Japan | Warum erhöht Japan die Zinssätze, wenn (der Großteil)
der Rest der Welt sie senkt?
Vergangene Woche hat die Bank of Japan (BoJ) ihren Leitzinssatz auf 0,5 % erhöht. Im Juli 2024 löste eine unerwartete Zinserhöhung der BoJ um 25 Basispunkte eine schmerzhafte Phase globaler Marktvolatilität aus. Der Rückschlag des Marktes wurde in unseren Portfolios dank des von uns gehaltenen „Versicherungsinstruments“ abgefedert. Diesmal jedoch hatten Anleger die Entscheidung der BoJ erwartet, sodass der Markt nicht stark reagierte.
Die BoJ zeigt mehr Vertrauen in die japanische Wirtschaft und hat ihre Inflationsprognosen für das gesamte Jahr 2026 nach oben korrigiert. Dies lässt für 2025 weitere Zinserhöhungen erwarten. Die Inflation stieg im Dezember auf 3,6 % und lag damit deutlich über dem Zielwert von 2 %, was diese Einschätzung neben den Erwartungen starker Lohnverhandlungen im Frühjahr stützt. Dennoch halten wir es für unwahrscheinlich, dass die BoJ ihre Leitzinsen aufgrund der hohen Zinskosten für die Bedienung der sehr hohen japanischen Staatsschulden wesentlich anheben wird (u.E. maximal auf 1 %). Im Jahr 2024 machten die Kosten für den Schuldendienst 25 % der geplanten Ausgaben der Regierung aus, gegenüber 22 % im Vorjahr. Wir bleiben für japanische Aktien neutral eingestellt, da der Wechselkurs volatil ist, was sich erheblich auf die Performance von Aktien auswirkt.
Notenbanksitzungen diese Woche
In dieser Woche finden wichtige Notenbanksitzungen statt. Am Mittwoch werden wir uns auf die Kommunikation der US-Notenbank (Fed) konzentrieren. Wir erwarten dieses Mal keine Leitzinssenkung. Die von der Fed bevorzugten Kerninflationskennzahlen (PCE) könnten im Dezember (Freitag) leicht gestiegen sein, und wir gehen davon aus, dass die Fed die Zinssenkungen wahrscheinlich Mitte des Jahres wieder aufnehmen wird. Es wird jedoch interessant sein zu hören, was die Fed zu sagen hat, nachdem Trump die Zentralbank unter Druck gesetzt hat, ihre Zinsen zu senken. Wir glauben nicht, dass die Unabhängigkeit der Notenbank gefährdet ist. Aber wir könnten
verstärkte Spekulationen über einen möglichen Wechsel an der Spitze der Fed vor dem Ende der Amtszeit von Präsident Jerome Powell im Mai 2026 erleben.
Wir gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank am Donnerstag den Einlagensatz angesichts des schwächeren Wachstums und der geringeren Inflationsdynamik ein weiteres Mal um
25 Basispunkte von 3 % auf 2,75 % senken wird. Wir erwarten zudem, dass die Veröffentlichung der Wirtschaftswachstumsdaten für das Schlussquartal 2024 in den USA, Deutschland und der Eurozone insgesamt (alles am Donnerstag) eine weitere Divergenz der Wachstumstrends zwischen beiden Seiten des Atlantiks zeigen wird. Hier zu Lande stehen am Freitag zudem noch Arbeitsmarktdaten
sowie die vorläufigen Inflationszahlen für den Januar an
Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung informieren.
*Die dem vorliegenden „Blick über die Märkte“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Blicks über die Märkte“dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Blick über die Märkte“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar. Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2024: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch