Markt- und Investment-Update

31. März 2025

Was ist von den bevorstehenden US-Zollankündigungen zu halten? 

USA | Auf neue Zölle vorbereiten 

In den Augen der Trump-Administration spiegeln Zölle eine Strategie wider, um internationale Handelsungleichgewichte auszugleichen, die heimische Industrie zu unterstützen und auf geopolitische Bedenken zu reagieren. Allerdings haben die Zölle auch zu verstärkten Spannungen mit den Handelspartnern geführt und Bedenken hinsichtlich möglicher Auswirkungen auf das Wachstum und die Inflation sowohl in den USA selbst als auch international geweckt. US-Präsident Donald Trump hat seit seinem Amtsantritt im Januar mehrere Zollankündigungen gemacht, von denen einige verschoben und/oder zurückgenommen wurden. Diese "sprunghaften Ankündigungen" haben die politische Unsicherheit an den Märkten erhöht.

Für diesen Mittwoch, den 2. April, bereitet das Weiße Haus wichtige neue Handelsmaßnahmen vor. Trump hat diesen Tag als "Tag der Befreiung in Amerika" bezeichnet. Die bereits angekündigten Zölle werden in Kraft treten: 25 % auf alle Autos und Autoteile, die nicht in den USA hergestellt werden, und 25 % auf Einfuhren aus Ländern, die venezolanisches Öl kaufen. Darüber hinaus wird die US-Regierung wahrscheinlich Länder mit "unfairen Handelspraktiken", bzw. bei denen höhere Zölle auf US-Waren gelten, mit Gegenzöllen belegen. 

Die Ungewissheit hinsichtlich Details bleibt, und zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Textes sind die Diskussionen und Verhandlungen noch nicht abgeschlossen. Die Gegenseitigkeitszölle (“reziproke Zölle”) haben die Märkte verängstigt, da sie sehr weitreichend sind. Jüngste Medienberichte deuten jedoch darauf hin, dass diese Zölle gezielter und enger gefasst sein könnten als zuvor angedroht. Dies könnte die Stimmung an den Märkten aufhellen und die Unsicherheit verringern, indem ein klareres Verfahren für den internationalen Warenhandel festgelegt wird. 

Natürlich ist dies nur ein mögliches (aber plausibles) Szenario. Für bare Münze genommen, haben Zölle das Potenzial, die Inflation in die Höhe zu treiben und das Wirtschaftswachstum zu senken, selbst wenn die Unsicherheit abnehmen würde. Betrachtet man die Differenz zwischen den Zöllen, die die Handelspartner von US-Exporteuren erheben, und den Zöllen, die die USA auf Einfuhren aus diesen Ländern erheben, so gehören Brasilien, die Türkei, Indien, Vietnam, Thailand, Indonesien und Südafrika zu den Ländern, die am stärksten von einer Erhöhung der Zölle betroffen sind. Hinzu kommen weiterreichende geopolitische Bedenken gegenüber China. Aus diesem Grund halten wir keine aktive taktische Allokation in den Schwellenländern.  

Insgesamt halten wir weiterhin eine diversifizierte Allokation über Anlageklassen und Regionen. So halten wir beispielsweise inflationsgeschützte Anleihen, Gold und eine breite Palette von Rohstoffen, um die Auswirkungen von Zollrisiken auf die Portfolios abzumildern. Aus taktischen Gründen setzen wir insbesondere auf kurzlaufende Anleihen, die Abwärtsrisiken abfedern können. Bei Aktien haben wir eine Diversifizierung vorgenommen: weg von indexgewichteten US-Aktien, die vor allem im Technologiebereich hohe Bewertungen aufweisen, hin zu einem gleichgewichteten Index, der attraktiv bewerteten Branchen mehr Bedeutung einräumt. Dazu gehören US-amerikanische Industrie- und Finanzwerte, die auch von Handelsschutz, fiskalischen Anreizen und Deregulierung im Finanzbereich profitieren könnten - sowie Europa, wo wir auch von fiskalischen Anreizen, vor allem in den Bereichen Verteidigung und Infrastruktur, Impulse erwarten. 

Wir sind bereit, nachzusteuern, und halten weiterhin ein "Versicherungs"-instrument, das bei sinkenden US-Aktienkursen an Wert gewinnt, um Abwärtsrisiken zu mindern (sofern die Kenntnisse und Erfahrungen unserer Kunden sowie die Anlagerichtlinien und -vorschriften dies zulassen). Die Märkte neigen dazu, sehr schnell auf den Nachrichtenfluss zu reagieren, da sich konjunkturelle, unternehmerische und (geo-)politische Ereignisse ständig weiterentwickeln. Anstatt vorschnell zu reagieren, versuchen wir, Ruhe zu bewahren und mögliche Entwicklungen zu antizipieren. 

 

Diese Woche | "Befreiungstag" und US-Arbeitsmarktdaten

Die Börsen fokussieren sich diese Woche zuallererst auf politische Signal von Präsident Trump in Sachen neue Zölle (siehe oben). Darüber hinaus stehen zahlreiche Konjunkturdaten auf der Agenda, darunter in den USA die “ISM”-Einkaufsmanagerumfrage für das verarbeitende Gewerbe im März (Dienstag), gefolgt von den Fabrikaufträgen (Mittwoch) und der ISM-Umfrage für den Dienstleistungssektor (Donnerstag) an. Am Freitag wird der US-Arbeitsmarktbericht für März mit den Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft und der Arbeitslosenquote die Erwartungen an die Fed-Politik beeinflussen. Anleger werden den Arbeitsmarkt genau unter die Lupe nehmen, um festzustellen, ob sich die vorherrschende politische Unsicherheit negativ auf die Zahl neuer Jobs auswirkt. Eine Abschwächung könnte die Wahrscheinlichkeit von Leitzinssenkungen im Laufe dieses Jahres erhöhen. 

Nach den vorläufigen deutschen März-Inflationszahlen noch heute wird morgen bei jenen für den gesamten Euroraum erwartet, dass die Inflation im Jahresvergleich von 2,3 % auf 2,1 % oder 2,2 % zurückgeht, während die Arbeitslosenquote leicht von 6,2 % auf 6,3 % ansteigen dürfte. Die Daten dürften der Europäischen Zentralbank (EZB) hinsichtlich ihres Zinssenkungspfades also nicht in die Quere kommen. Wir erwarten, dass die EZB ihren Einlagensatz bis zum Jahresende von derzeit 2,5 % auf 2 % senken wird. 

Schließlich werden am Dienstag und Donnerstag noch chinesische Einkaufsmanagerindizes für März veröffentlicht. Die Märkte achten dabei auf Anzeichen für eine Stabilisierung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, nachdem die Inlandsnachfrage und die Industrieaktivität eine Zeit lang gedämpft waren. 

Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.  

*Die dem vorliegenden „Markt- und Investment Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Markt- und Investment Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Markt- und Investment Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2025: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch

Kontakt