Blick über die Märkte vom 13. Dezember 2021

Blick über die Märkte vom 13. Dezember 2021

An den Börsen kehrte vergangene Woche der Optimismus zurück - so schloss der US-Leitindex S&P 500 am Freitag auf seinem bereits 67. Allzeithoch in diesem Jahr.

Wochensicht

An den Börsen kehrte vergangene Woche der Optimismus zurück - so schloss der US-Leitindex S&P 500 am Freitag auf seinem bereits 67. Allzeithoch in diesem Jahr - mehr Rekorde feierte die Wall Street lediglich im Jahr 1995. In Europa läuft es weiterhin nicht ganz so gut, wobei der DAX lediglich gut 3% unter seinem Jahreshoch tendiert. Die Gründe für die bessere Performance sind vielfältig - zum einen bleiben die Konjunkturdaten jenseits des Atlantiks besser als diesseits, zum anderen ist der US-Markt nicht nur wegen seiner Schwergewichte Amazon, Apple, Alphabet & Co weit technologielastiger. Ein weiterer Grund sind wieder stärker anziehende US-Aktienrückkäufe. Und schließlich ist die Virussituation in den USA derzeit trotz ansteigender Infektionszahlen etwas entspannter als in Europa, womit es auch weniger Restriktionen gibt. Immerhin sinken beispielsweise die deutschen Infektionszahlen wieder - was sich wegen der Omikron-Variante aber schnell wieder drehen könnte. Jedenfalls belasten die Einschränkungen hierzulande insbesondere das Geschäft der Einzelhändler bereits spürbar. In diesem Umfeld startete vergangene Woche das Kabinett Scholz in einer Zeit, in der gerade die internationalen Spannungen zu Russland und auch China zunehmen. Ein erstes Top-Thema dürfte dabei die neue Gaspipeline North Stream II sein, die aus Sicht der neuen Bundesaußenministerin Annalena Baerbock gegenwärtig nicht in Betrieb genommen werden kann. Nicht nur daran lässt sich bereits erahnen, dass das Thema Energieversorgung und damit Energiekosten gerade aus Sicht der Finanzmärkte ein Knackpunkt für die neue Regierung werden wird. Zugleich erhöhen diplomatische Boykotte der Olympischen Spiele durch die USA, Großbritannien und Australien die Spannungen des Westens zu China, das mit seiner zweiten Mindestreservesatzsenkung in diesem Jahr seine Wirtschaft stützte und - wie von uns erwartete - weitere Lockerungsmaßnahmen andeutete.

Wie wichtig die Energiekosten für die Inflationstrends sind, ließ sich am Freitag wieder einmal an den US-Zahlen für November ablesen: Sie waren etwa für ein Drittel des stärksten Anstiegs der Preissteigerungsrate seit fast vier Jahrzehnten von 6,8% verantwortlich. Während viele weitere Treiber dieses Anstiegs sowohl im Güter- wie im Dienstleistungsbereich temporär sein dürften, kletterten allerdings neben den Nahrungsmittelpreisen auch die Mieten einmal mehr spürbar. Dies dürfte einerseits die Fed in Sachen stärkerer Bremsmanöver unter Zugzwang bringen, andererseits wird der Preisauftrieb angesichts der im November anstehenden Mid-Term-Elections zunehmend zum Problem für Präsident Biden, sollte sie nicht bald spürbar nachlassen. Wir rechnen zwar damit, dass sie nachlässt - aber wohl nicht so deutlich wie in der EU und speziell Deutschland, wo die Inflationsrate für November final mit 5,2% bestätigt wurde. Während auch in der Vorwoche Konjunkturdaten wie ein steigendes Verbrauchervertrauen oder die wenigsten Neuanträge auf Arbeitslosenhilfe binnen einer Woche seit einem halben Jahrhundert in den USA Stärke zeigen, bleiben die europäischen Wirtschaftszahlen nicht nur angesichts der Virusprobleme verhaltener: Die Industrie produzierte zwar im Oktober wieder mehr. Jedoch verbuchte sie deutlich weniger Neuaufträge und laut einer Ifo-Umfrage beklagen drei von vier deutschen Industrieunternehmen, dass ihre Produktion durch Materialengpässe behindert wird. Auch in Großbritannien sprechen die Daten für eine Verlangsamung des Konjunkturtrends. Aus China kamen dagegen gemischte Daten: So zogen die Importe im November überraschend stark an, dafür belastete der stärkere Yuan die Exporte spürbar. Chinas Inflationsrate kletterte auf immer noch verhaltene 2,3%, dafür sank der Zuwachs der Fabrikpreise erstmals seit Monaten wieder leicht auf allerdings immer noch 12,9%. Und in Japan deuten verschiedene Stimmungsumfragen sowie die jüngsten Maschinenorderzahlen einen wieder etwas dynamischeren Wirtschaftstrend an.

Die drei wichtigsten westlichen Zentralbanken stehen vor der Woche der Entscheidungen: Bei der Fed rechnen wir am Mittwoch mit einer Entscheidung zum schnelleren Abbau ihrer monatlichen Nettoanleihekäufe, voraussichtlich bis Ende März auf Null. Bei der EZB erwarten wir am Donnerstag eine Neuausrichtung ihrer anhaltenden Anleihekäufe für das Jahr 2022 und bei der Bank of England steht eine mögliche erste Leitzinsanhebung im Raum. Eines dürfte die Top-3-Notenbanken des Westens allerdings vereinen: Sowohl Fed, wie auch EZB und Bank of England, werden schon angesichts der Delta- und Omikron-Risiken ihre Flexibilität nach vorne betonen. Diese Woche stehen dieses Jahr auch letztmalig viele wichtige Konjunkturdaten auf der Agenda: Dazu gehören am Donnerstag die vorläufigen Dezember-Einkaufsmanager-Indizes in Europa, den USA und Japan genauso wie tags darauf das Ifo-Geschäftsklima. Ebenfalls am Freitag kommen die deutschen Produzentenpreise im November. Darüber hinaus werden morgen für die Eurozone insgesamt Produktions- sowie am Donnerstag Handelsbilanzzahlen für Oktober publiziert. Und in Großbritannien folgen auf den morgigen Arbeitsmarktbericht am Mittwoch Inflationszahlen sowie am Freitag neue Verbraucherdaten. In den USA stehen die Produzentenpreise ebenfalls morgen an, gefolgt von den Einzelhandelsumsätzen im November am Mittwoch und Produktionsdaten für diesen Monat am Donnerstag. Auch in Asien ist der Kalender proppenvoll: China veröffentlicht am Mittwoch seine Einzelhandels- und Industriedaten für den November und Japan ebenfalls Industrieproduktions- sowie Handelsbilanzzahlen für Oktober beziehungsweise November.

Relative Taktische Asset-Allokation

Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet. Dabei bleiben wir bei unserer übergewichteten Aktienposition mit einer anhaltenden Präferenz für die USA gegenüber Europa, Japan und den Schwellenländern. Unsere strukturellen Branchenfavoriten lauten nach wie vor Technologie und Gesundheit. 

Auf der Rentenseite setzen wir besonders auf US-Staatspapiere, die zusammen mit unserer Goldpositionierung zur Diversifizierung von Portfolios beitragen. Darüber hinaus favorisieren wir bei den Zinspapieren unverändert Schwellenländeranleihen in Hartwährung sowie insbesondere asiatische währungsgesicherte Hochzinsanleihen. Neben Gold bleiben Immobilienfonds ein Bestandteil unserer Diversifizierungsstrategie.

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*Die dem vorliegenden „Blick über die Märkte“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Blicks über die Märkte“dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Blick über die Märkte“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch