Die starke Erholung der Renditen von Bundes- und US-Staatsanleihen (siehe Tabelle unten) spricht Bände: An den Finanzmärkten ist die Hoffnung zurück. Dies verdeutlicht auch die teilweise Erholung der Aktienmärkte, die leichte Entspannung beim Ölpreis und die Stagnation der Goldnotierung. Offensichtlich hat es die meisten Marktteilnehmer nicht wirklich überrascht, dass Russland seine Angriffe auf die Ukraine ausgeweitet hat. Obwohl das Treffen der Außenminister beider Seiten in der Vorwoche völlig ergebnislos und mit einer harten Rhetorik von Russlands Sergei Lawrow endete, gibt es mittlerweile sowohl von Wladimir Putin als auch von beiden Delegationen der anhaltenden Verhandlungen hoffnungsvolle Äusserungen für baldige Ergebnisse. Jedoch haben die Bombeneinschläge nur unweit der polnischen Grenze und damit von NATO-Gebiet am Wochenende genauso wie Russlands Unterstützungsanfrage an China die Sorgen wieder erhöht. Und während in Europa und auch in Deutschland immer mehr ein Stop der Öl- und Gasimporte aus Russland diskutiert wird, passiert neben den erwähnten Hoffnungen das Zweite, was die Finanzmärkte beruhigt: Es deuten sich immer mehr fiskalische Unterstützungen an. Am konkretesten scheint aktuell hier zu Lande dabei der Regierungsvorschlag, den Anstieg der Preise an der Zapfsäule über eine preisdämpfende Sofort-Maßnahme um beispielsweise 20 Cent abzufedern. Während wir mit weiteren fiskalischen Maßnahmen zur Linderung der wirtschaftlichen Kriegsfolgen in Europa rechnen, dürften auch die Notenbanken je nach weiterer Entwicklung ihre geldpolitische Straffung zumindest teilweise zögerlicher angehen als bisher geplant. Auch das könnte zur Beruhigung der Kapitalmärkte beitragen. Wenig überraschend hat denn auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag die große Bedeutung von Finanzmarktstabilität als weiteres EZB-Ziel neben der Preisstabilität betont.
Sicherlich sieht gerade nicht nur die EZB ein erhebliches Aufwärtsrisiko für die Inflation. In den USA steht diese Woche wohl bereits übermorgen bei der Sitzung der Fed die erste Leitzinserhöhung und damit der Beginn eines neuen Zinszyklus an, während die EZB diesen Schritt erst im Schlussquartal 2022 wagen dürfte. Die Folgen des Russland-Ukraine Konflikts werden unterdessen das Wachstum in Deutschland und auch im gesamten Eurozone deutlich abschwächen. Europa droht nun am meisten Stagflationsdruck – global sollte die Weltwirtschaft aber dank der starken US-Konjunktur und Chinas Stabilisierung auf einem soliden Wachstumskurs bleiben. Außer der Fed am Mittwoch tagen diese Woche auch noch am Donnerstag die Bank of England (wird voraussichtlich die dritte Leitzinsanhebung in Folge beschließen) sowie am Freitag die Bank of Japan. Daher und natürlich wegen der aktuell alles dominierenden Schlagzeilen rund um den Russland/Ukraine-Konflikt treten die Makrodaten eher in den Hintergrund: Deren Highlights sind diese Woche in Europa morgen die ZEW-Konjunkturerwartungen, Industrie- und finale Inflationszahlen für Februar in der Eurozone morgen und am Donnerstag sowie der britische Arbeitsmarktbericht ebenfalls morgen. In den USA folgen auf die morgigen Februar-Produzentenpreise am Mittwoch die Einzelhandelsumsätze sowie am Donnerstag die Industrieproduktion für denselben Monat. Ebenfalls morgen werden in China die Februar-Daten der Industrie und des Einzelhandels publiziert. Und in Japan folgt auf die morgige Handelsbilanz am Freitag der Inflationsbericht für Februar.
RELATIVE TAKTISCHE ASSET-ALLOKATION
Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet. Dabei bleiben wir bei unserer übergewichteten Aktienposition mit einer anhaltenden Präferenz für die USA gegenüber Europa und Japan. Zudem gewichten wir auch Aktien der aus unserer Sicht insgesamt attraktiv bewerteten Schwellenländer, in denen mit Blick nach vorne teilweise auch wieder mehr geldpolitische Lockerungsmaßnahmen wahrscheinlich sind. Unsere strukturellen Branchenfavoriten lauten nach wie vor Technologie und Gesundheit.
Auf der Rentenseite favorisieren wir weiterhin Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährung sowie asiatische Hochzinsanleihen gegenüber niedrig verzinslichen Anleihen. Gold bleibt ein wesentlicher Bestandteil unserer Diversifizierungsstrategie.