Blick über die Märkte vom 11. April 2022

Blick über die Märkte vom 11. April 2022

Während an den Börsen die anhaltenden Anzeichen einer erst einmal weiterhin hohen Inflation und damit voraussichtlich eher bremsenden Notenbanken die Rentenmärkte schwer belasten, halten sich die Aktienmärkte relativ wacker.

Während an den Börsen die anhaltenden Anzeichen einer erst einmal weiterhin hohen Inflation und damit voraussichtlich eher bremsenden Notenbanken die Rentenmärkte schwer belasten, halten sich die Aktienmärkte relativ wacker. Besonders belastete die Anleihekurse das Protokoll zur jüngsten Fed-Sitzung, das auf einen baldigen Beginn des Abbaus der Bilanzsumme der Notenbank in einem anvisierten Jahrestempo von 1,1 Billionen US-Dollar hindeutet. Zudem ging daraus hervor, dass zahlreiche Ratsmitglieder eine oder mehrere US-Leitzinsanhebungen gleich um 50 und nicht um die "üblichen" 25 Basispunkte befürworten, falls der Preisdruck in Amerika nicht nachlässt - wonach es aktuell noch nicht aussieht. Zugleich bleiben die Nachrichten rund um den Russland/Ukraine-Krieg besorgniserregend, wobei aktuell einiges auf eine bevorstehende russische Großoffensive im Osten der Ukraine hindeutet. Unterdessen wurden neue Sanktionen wie ein Einfuhrstopp für Kohle von EU- und für Öl aus Russland von US-Seite beschlossen. Heute besucht mit Österreichs Kanzler Karl Nehammer der erste EU-Regierungschef seit Kriegsbeginn Wladimir Putin in Moskau, was angesichts der anhaltenden Aggression von russischer Seite zwiespältig gesehen wird. Gestern brachte die erste Runde der französischen Präsidentschaftswahlen erwartungsgemäß einen Sieg für Amtsinhaber Emanuel Macron, wobei ihn die rechte Kandidatin Marine Le Pen wie beim letzten Mal in einer Stichwahl, die am 24. April stattfinden wird, herausfordert. Anhaltende Sorgen bereitet die zunehmende Covid-19-Ausbreitung in Asien und dabei speziell in China und Japan. Im Fokus stehen dabei insbesondere ausgedehnte Lockdowns in Shanghai, die für weitere Lieferkettenprobleme auch in Europa und den USA sorgen könnten.
Die Makrodaten zeigten vergangene Woche für Deutschland im Februar im Monatsvergleich eine stagnierende Produktion und auch stagnierende Auftragseingänge. Im Euroraum zogen die Einzelhandelsumsätze in diesem Monat weiter an. In den USA verzeichnete die Industrie dagegen (ohne die schwankungsanfälligen Transportorders) im Februar mehr Aufträge - und der wichtige "ISM"-Einkaufsmanagerindex für das US-Dienstleistungsgewerbe legte zu. Dagegen sank die chinesische Einkaufsmanagerstimmung genau in diesem Bereich angesichts der fortgesetzten "Null-Toleranz"-Politik in Sachen Covid-19 und den damit verbundenen größeren Einschränkungen deutlich. An der Preisfront gab der Aufwärtsdruck der Fabrikpreise in China weiter leicht nach, während die Verbraucherpreisinflation angesichts gestiegener Energiekosten auch im Reich der Mitte mit 1,5% etwas stärker als erwartet anzogen, was allerdings im Vergleich zu derzeit rund 7-8% Inflation in der Eurozone und den USA sehr niedrig bleibt.
Obwohl das Protokoll zur jüngsten EZB-Sitzung zeigt, dass eine größere Anzahl von Ratsmitgliedern mittlerweile für eine Normalisierung der Geldpolitik ist, sehen wir in den nächsten Monaten noch keine Leitzinsanhebung. Die EZB dürfte bei ihrer Sitzung am Donnerstag bis auf eine mögliche Nennung eines Zeitpunkts für die Beendigung der Nettoanleihekäufe vage bleiben: Worte wie unsicher, datenabhängig und flexibel werden dabei wohl das EZB-Vokabular weiterhin beherrschen. Letztendlich dürfte die Notenbank – wenn überhaupt – ihren sogenannten Leitzins erst gegen Ende des Jahres anheben, falls die Wirtschaft im Euroraum dann noch auf Wachstumskurs ist. Allerdings würde dann mit einer Rückführung des Einlagenzinssatzes in Richtung Null wohl erst die Voraussetzung dafür geschaffen, den eigentlichen Leitzinssatz, nämlich den Hauptrefinanzierungssatz, von seinem anhaltenden Null-Niveau aus anzuheben. Neben der EZB-Sitzung am Donnerstag stehen in dieser Karwoche in Europa morgen die deutschen ZEW-Konjunkturerwartungen und die finalen Inflationszahlen für März sowie am Mittwoch Industriedaten für die Eurozone und die britische Inflation im Fokus. In den USA ist das klare Makrodaten-Highlight die morgige Veröffentlichung der Inflationszahlen für März. Am Mittwoch folgen dann die Produzentenpreise, am Donnerstag die Einzelhandelsumsätze für März sowie das vorläufige Michigan-Verbrauchervertrauen bereits für April und am Karfreitag noch die Industrieproduktion für März. Zudem beginnt diese Woche die US-Quartalszahlensaison mit den ersten Großbanken übermorgen. Zu den Kernthemen dürfte dabei das Thema Gewinnmargen im Zuge der steigenden Kosten für Energie und Gehälter sowie infolge der Lieferkettenprobleme wie auch die private Nachfrage und damit die Umsatztrends sein. Darüber hinaus bleibt der politische Fokus natürlich auf den weiteren Entwicklungen in Sachen Russland/Ukraine-Konflikt.

RELATIVE TAKTISVCHE ASSET-ALLOKATION
Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet. Dabei bleiben wir bei unserer übergewichteten Aktienposition mit einer anhaltenden Präferenz für die USA gegenüber Europa und Japan. Zudem gewichten wir auch Aktien der aus unserer Sicht insgesamt attraktiv bewerteten Schwellenländer, in denen mit Blick nach vorne teilweise auch wieder mehr geldpolitische Lockerungsmaßnahmen wahrscheinlich sind. Unsere strukturellen Branchenfavoriten lauten nach wie vor Technologie und Gesundheit.
Auf der Rentenseite favorisieren wir weiterhin Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährung sowie asiatische Hochzinsanleihen gegenüber niedrig verzinslichen Anleihen. Gold bleibt ein wesentlicher Bestandteil unserer Diversifizierungsstrategie. 

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