Blick über die Märkte vom 20. Juni 2022

Blick über die Märkte vom 20. Juni 2022

In der vergangenen Woche kamen die meisten globalen Aktienmärkte erneut unter Druck.

In der vergangenen Woche kamen die meisten globalen Aktienmärkte erneut unter Druck. Der S&P 500 schloss mit einem Minus von 5,8% und verzeichnete damit die schlechteste Wochenperformance seit März 2020. In Europa beendeten sowohl der DAX als auch der Stoxx 600 die Woche mit einem Minus von 4,6%. Zudem fand der wochenlange Preisanstieg beim Öl zumindest ein zwischenzeitliches Ende. Auch die Rentenmärkte blieben volatil. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen sank um 0,4 Prozentpunkte auf 3,23%. Die US-Renditekurve stand kurz vor einer Inversion, was die Wachstumssorgen der Marktteilnehmer verdeutlicht. Die Renditen zehnjähriger italienischer Staatsanleihen fielen am Freitag auf 3,57%, nachdem sie zu Beginn der Woche noch bei 4,19% gelegen hatten. Schließlich stand die vergangene Woche ganz im Zeichen der Geldpolitik: Die Fed, die Bank of England und die Schweizerische Nationalbank erhöhten jeweils ihre Leitzinssätze in unterschiedlichem Maße, während die EZB eine außerordentliche Sitzung abhielt. Die US-Notenbank erhöhte ihren Leitzinssatz erstmals seit fast drei Jahrzehnten gleich um 75 Basispunkte und stellte weitere Zinserhöhungen in Aussicht, bis sie klarere Hinweise für einen nachlassenden Inflationsdruck sieht. Da sie zugleich ihr Wirtschaftswachstumsziel für 2022 deutlich auf 1,7% nach unten korrigiert hat, halten wir zumindest die letzten ein bis zwei Leitzinsanhebungen, die sie in Aussicht stellt, für fraglich. Die EZB sah sich ihrerseits veranlasst, die Märkte im Hinblick auf die Fragmentierungsrisiken im Euroraum zu beruhigen. Auch wenn die Sitzung nicht mehr Klarheit darüber brachte, wie verhindert werden soll, dass die Risikoaufschläge in der Peripherie zu schnell zu stark ansteigen, trug sie doch dazu bei, die Märkte zumindest kurzfristig zu beruhigen. Generell ist die verstärkte Aktivität der Zentralbanken auf die starken Inflationstrends sowie auf Wachstums- und Schuldentragfähigkeitssorgen (EZB) zurückzuführen, was für Nervosität an den Märkten sorgt. Wir gehen davon aus, dass das geringere Wachstum sowie nach und nach wieder sinkende Inflationszahlen die Zentralbanken schließlich dazu veranlassen werden, ihr aktuelles bzw. angekündigtes Straffungstempo wieder etwas zu bremsen. Daher gehen wir von einem geringeren Zinsanstieg als in den vergangenen Zyklen aus.
Indes belastet der Krieg in der Ukraine die deutsche Konjunktur nach wie vor klar - was durch die um 60% reduzierten russischen Gaslieferungen nicht besser wird. Vergangene Woche sah sich das Ifo-Institut gezwungen, seine Wachstumsprognosen für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr von 3,1% auf 2,5% zu revidieren. Das Institut für Weltwirtschaft rechnet mit einem Wachstum von 2,1%, was wir angesichts der aktuellen Entwicklungen immer noch für ambitioniert halten. Im Hinblick auf die Ursachen sind sich beide Institute einig: anhaltende Schwierigkeiten bei den Lieferketten sowie hohe Energiepreise. Während die Gaspreise erneut deutlich anzogen, erwägt Wirtschaftsminister Habeck jetzt die Abschaltung von Gaskraftwerken, wobei Kohlekraftwerke in Deutschland als Ersatz einspringen sollen. Klar ist allerdings, dass die Energiepreise die treibende Kraft hinter dem erneut hohen Anstieg der deutschen Produzentenpreise ist: Sie kletterten im Mai um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr, was den stärksten Anstieg seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1949 bedeutet. Erdgas war im Mai eineinhalb Mal so teuer wie ein Jahr zuvor, und Strom fast doppelt so teuer. In den USA legte ähnlich wie im Euroraum die Industrieproduktion im Mai etwas zu. Der fünfte monatliche Anstieg in Folge hat sich jedoch deutlich verlangsamt und lag unter den Erwartungen. Zudem lagen die US-Einzelhandelsumsätze im Mai leicht unter Vormonat. Die chinesische Wirtschaft erholte sich dagegen im Mai etwas von den jüngsten vor allem pandemiebedingten Belastungen. So legte die Industrieproduktion immerhin um 0,7% verglichen mit dem Vorjahresmonat zu, während die Einzelhandelsumsätze noch um fast sieben Prozent tiefer lagen.
In der laufenden Woche stehen vor allem neue Konjunkturfrühindikatoren aus dem Euroraum und aus den USA auf der Agenda. Am Mittwoch kommt das Verbrauchervertrauen für den Euroraum und am Donnerstag folgen die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland, den Euroraum sowie die USA. Sie dürften eine weitere Eintrübung zeigen. Am Freitag folgt dann das vom Ifo-Institut veröffentlichte Geschäftsklima für Deutschland. In den USA steht am Freitag das finale Michigan-Verbrauchervertrauen für Juni auf der Agenda. Zudem werden mit Spannung die neuesten Inflationszahlen aus Großbritannien am Mittwoch erwartet, die erneut um rund neun Prozent liegen dürfte.

RELATIVE TAKTISVCHE ASSET-ALLOKATION
Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet. Dabei bleiben wir bei unserer übergewichteten Aktienposition mit einer anhaltenden Präferenz für die USA gegenüber Europa und Japan. Zudem übergewichten wir auch Aktien der aus unserer Sicht insgesamt attraktiv bewerteten Schwellenländer, in denen mit Blick nach vorne teilweise auch wieder mehr geldpolitische Lockerungsmaßnahmen wahrscheinlich sind. Unsere strukturellen Branchenfavoriten lauten nach wie vor Technologie und Gesundheit.
Auf der Rentenseite favorisieren wir weiterhin Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährung - allerdings beenden wir unsere Übergewichtung von asiatischen Hochzinsanleihen gegenüber niedrig verzinslichen Anleihen, nachdem die Ausfallerwartungen für asiatische Hochzinspapiere gestiegen sind und Chinas Lockerungsschritte nicht zu sinkenden Risikoaufschlägen geführt haben. Gold bleibt ein Kernbestandteil von Portfolios.

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