Blick über die Märkte vom 16. Mai 2022

Blick über die Märkte vom 16. Mai 2022

US-Aktien unter Druck: Der amerikanische Leitzindex S&P 500 weist für die Vorwoche zum sechsten Mal in Folge einen Rückgang auf, was seit gut zehn Jahren nicht mehr passiert ist.

US-Aktien unter Druck: Der amerikanische Leitzindex S&P 500 weist für die Vorwoche zum sechsten Mal in Folge einen Rückgang auf, was seit gut zehn Jahren nicht mehr passiert ist. Dagegen konnte sich der DAX leicht erholen. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Wochen legten Euro-Staatsanleihen der Kernländer dagagen zu, sprich die Renditen kamen unter Druck - was diejenige für zehnjährige Bundesanleihen wieder unter die Ein-Prozent-Marke drückte. Das alles passierte vor dem Hintergrund der im April leicht auf 8,3% gesunkenen US-Inflationsrate, wobei ein etwas stärkerer Rückgang erwartet wurde. Die Tatsache, dass in den USA der Höhepunkt der Inflation erreicht zu sein scheint, könnte die Anleger dahingehend beruhigen, dass die Notenbanken ihre Geldpolitik doch nicht so aggressiv straffen werden. Wir gehen weiterhin davon aus, dass es ein Jahr der zwei Hälften sein wird, sprich dass nach dem Sommer auch das sich abschwächende Wachstumstempo die Fed & Co die Füße etwas von der Bremse nehmen lassen wird - wobei die EZB wohl vorher noch, und zwar bei ihrer Juli-Sitzung, ihre erste Leitzinsanhebung anzupeilen scheint, wie jetzt auch die jüngsten Äusserungen ihrer Präsidentin Christine Lagarde nahelegen. Zugleich hat Chinas "April-Lockdown" die Industrie im Vorjahresvergleich drei Prozent weniger produzieren lassen, während die Einzelhandelsumsätze mit elf Prozent fast doppelt so stark eingebrochen sind wie erwartet. Die anhaltend instabile chinesische Lage und auch die in der Ukraine bergen zumindest kurzfristig weitere Abwärtsrisiken für die Wirtschaft. So plant der Großteil der EU inklusive Deutschlands unverändert den Ausstieg von russischen Ölimporten. Russlands Reaktion darauf, wie auch auf die Nato-Beitrittspläne Finnlands und Schwedens, sorgen allerdings erst einmal für zusätzliche Unsicherheit. Wenn die Unsicherheit hinsichtlich dem Russland/Ukraine-Konflikt und den Reaktionen der politischen Entscheidungsträger sowie hinsichtlich der Pandemie in der zweiten Jahreshälfte abnehmen sollte, erwarten wir allerdings eine Stabilisierung des makroökonomischen Umfelds. Jenseits der Aktien- und Rentenmärkte bleibt der Fokus auf den Rohstoffmärkten, wo der Brent-Ölpreis aktuell um 110 US-Dollar schwankt und der Weizenpreis momentan für mehr Aufmerksamkeit sorgt: Er kletterte auf die Ankündigung Indiens, angesichts von Engpässen für die eigene Bevölkerung Weizenexporte stark einzuschränken, um gut zehn Prozent. Ähnliche Maßnahmen hatte es auch schon von indonesischer Seite gegeben. Diese Form des "Nahrungsmittel-Protektionismus" gilt es nicht zuletzt hinsichtlich der globalen Inflationstrends weiter im Auge zu behalten.
In Sachen Konjunkturdaten sind die Erwartungen der vom ZEW befragten Finanzmarktexperten für Deutschland und den Euroraum diesen Monat wenigstens nicht mehr ganz so negativ wie noch im April. Die Großhandelspreise liegen insgesamt weiter etwa ein Viertel höher als vor einem Jahr. Und Eurolands Industrie produzierte im März etwas weniger als ein Jahr zuvor. Heute Vormittag reduzierte die EU-Kommission ihre Wachstumsprognosen für 2022/23 von bislang 4% bzw. 2,7% auf nunmehr 2,7% bzw. 2,3%. Es bleibt dabei: Das Rezessionsrisiko ist für den Euroraum nicht zuletzt aufgrund seiner Nähe zum Krieg und den damit verbundenen Folgen höher als in den USA. In Großbritannien wuchs die Wirtschaft im ersten Quartal vor dem Hintergrund des Endes der Covid-Restriktionen im Vorjahresvergleich kräftig um 8,9% - allerdings deuten die jüngsten Frühindikatoren auch auf eine klare Abschwächung der Dynamik hin. In den USA standen neben der Inflation, bei der vor allem die Energiekomponente zum leichten Rückgang beitrug (während die Mieten weiter stiegen), einige Daten im Fokus, die auf keine weitere Verschärfung der zuletzt schneller steigenden Lohnentwicklung hinweisen. Zugleich sank das von der Michigan-Universität erhobene Verbrauchervertrauen für Mai deutlich mehr als erwartet, was Befürchtungen einer nahenden US-Rezession etwas befeuerte - wir halten dies aber in den nächsten zwölf Monaten weiterhin für unwahrscheinlich.
Unterm Strich bleiben die Notenbanken mit ihrem Kampf gegen die Inflation und dem Risiko von zu starken Bremsmanövern im Fokus - wir sehen aktuell zu viele Leitzinserhöhungen im Markt eingepreist. Sobald die Notenbanken aus Angst, die Konjunktur abzuwürgen und eine Rezession zu riskieren, auch nur etwas weniger restriktiv werden, sollten sich sowohl die Aktien- wie auch die Rentenmärkte wieder entspannen – bis dahin dürfte es volatil bleiben. Diese Woche stehen zwar keine wichtigen Notenbanksitzungen, dafür aber einige Wirtschaftsdaten auf der Agenda: In Europa steht morgen das Bruttoinlandsprodukt des Euroraums im ersten Quartal, am Mittwoch die finale April-Inflation sowie am Freitag das Verbrauchervertrauen im Mai an. Am Freitag werden in Deutschland zudem die Produzentenpreise für April veröffentlicht. In Großbritannien kommen morgen Arbeitsmarktdaten, am Mittwoch die Inflation im April sowie am Freitag Verbrauchervertrauen- und Einzelhandelsdaten. Und in den USA werden am Dienstag sowohl die Industrieproduktion als auch die Einzelhandelsumsätze für April sowie eine Reihe von Zahlen zum Immobilienmarkt publiziert. In Japan stehen insbesondere am Mittwoch das Bruttoinlandsprodukt für Januar bis März sowie am Freitag Inflationszahlen für den April auf der Agenda.

RELATIVE TAKTISVCHE ASSET-ALLOKATION
Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet. Dabei bleiben wir bei unserer übergewichteten Aktienposition mit einer anhaltenden Präferenz für die USA gegenüber Europa und Japan. Zudem übergewichten wir auch Aktien der aus unserer Sicht insgesamt attraktiv bewerteten Schwellenländer, in denen mit Blick nach vorne teilweise auch wieder mehr geldpolitische Lockerungsmaßnahmen wahrscheinlich sind. Unsere strukturellen Branchenfavoriten lauten nach wie vor Technologie und Gesundheit.
Auf der Rentenseite favorisieren wir weiterhin Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährung sowie asiatische Hochzinsanleihen gegenüber niedrig verzinslichen Anleihen. Da die US-Märkte inzwischen eine klare Fed-Straffung einpreisen, haben wir kürzlich die Untergewichtung von US-Investmentgrade-Bonds reduziert, während wir die Untergewichtung von Euro-Staatsanleihen erhöht haben. Gold bleibt ein Kernbestandteil unserer Diversifizierungsstrategie. 

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