Wochensicht
In der vergangenen Woche stoppten erneut aufflammende Konjunktur- und Inflationssorgen vorerst die Erholungsrally an den Aktienmärkten. Zwar findet die Rede von Fed-Chef Jerome Powell im Rahmen des Treffens in Jackson Hole erst Ende der Woche statt, dennoch ist die Diskussion der weiteren geldpolitischen Ausrichtung bereits in vollem Gange. Teilweise steht dies in Verbindung mit Aussagen von Fed-Mitgliedern, die darauf hinwiesen, dass die US-Notenbank die Zinsen so lange anheben werde, bis die Inflation wieder auf das Ziel von zwei Prozent gesunken sei. Zuletzt schürten einige Wirtschaftsdaten wie etwa die US-Inflationszahlen im Juli, die unter den Erwartungen lag, die Hoffnung, dass die geldpolitischen Zügel etwas schwächer angezogen werden könnten. Dies drückte auf die Renditen und verlieh den Märkten Schwung. Die nun aufkommenden Sorgen an der Wall Street schwappten auch auf die Aktienmärkte hierzulande über, zumal Russland vor dem Wochenende ankündigte, Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 Ende August für drei Tage auszusetzen, was Bedenken hinsichtlich der Gasversorgung im Winter auslöste. Zwar wurde ein erstes angepeiltes Ziel der Gasspeicherfüllstände (75%) bereits früher als erwartet erreicht, aber die nächsten Zielmarken könnten durchaus schwer zu erreichen sein.
In Sachen Makrodaten stachen vergangene Woche die neuesten Inflationszahlen aus Großbritannien hervor. Die Teuerungsrate für Juli betrug 10,1% und war so hoch wie seit 1982 nicht mehr. Dabei wurden vor allem anhaltende Lieferprobleme sowie die angespannte Lage an den Energiemärkten als Hauptgründe angeführt. Die BoE hatte zuletzt Anfang August den größten Zinsschritt seit 27 Jahren umgesetzt und der nächste Zinsentscheid steht bereits Mitte September an. In Deutschland sorgten vergangene Woche vor allem die deutlich stärker als erwartet gestiegenen Erzeugerpreise für Ernüchterung. Die als möglicher Indikator für kommende Verbraucherpreise geltende Erzeugerpreise legten im Juli um ganze 37,2% im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Es war der stärkste Anstieg innerhalb eines Jahres seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Im Monatsvergleich betrug der Anstieg 5,3% - auch ein Rekordanstieg. Auch hier sind die Energiepreise der entscheidende Treiber. Diese sind im Jahresvergleich um 105% gestiegen. In den USA setzte sich vergangene Woche der negative Trend am Immobilienmarkt fort. So waren die Verkäufe bestehender Häuser den sechsten Monat in Folge rückläufig und liegen nun auf dem niedrigsten Niveau seit Mai 2020. Positive Nachrichten waren dagegen aus der US-Industrie zu vernehmen. Die Industrie-Produktion legte im Juli um 0,6% zu und übertraf damit die Erwartungen der Analysten.
Die Makroagenda für diese Woche ist relativ dünn. Ein Highlight werden am Dienstag die neuen Einkaufsmanagerindizes aus dem Euroraum und den USA sein. Wir rechnen damit, dass für den Euroraum daraus weitere Hinweise einer Rezession ersichtlich werden. Zudem wird interessant, ob etwa das Verarbeitende Gewerbe in den USA weiter expandiert - wenn auch langsamer - und ob sich der bedeutende Dienstleistungssektor nach dem Rückschlag im letzten Monat wieder erholt. Das Ifo-Geschäftsklima erscheint am Donnerstag und dürfte sich angesichts der Abhängigkeit Deutschlands von russischen fossilen Brennstoffen, deren Zufluss weiterhin eingeschränkt ist (die Gaspipeline Nord Stream 1 wird ab dem 31. August für drei Tage abgeschaltet), weiter verschlechtert haben. Die für Freitag erwartete US-Kerninflation (Preisindex für persönliche Konsumausgaben ohne Lebensmittel und Energie), die von der Fed bevorzugte Messgröße, wird wahrscheinlich sowohl im Monats- als auch im Jahresvergleich eine Abschwächung aufweisen. Dies könnte eine Voraussetzung für die Zentralbank sein, um das Tempo der Straffung schließlich zu verlangsamen. Das Treffen der Zentralbanker in Jackson Hole (Donnerstag bis Samstag) könnte für Schlagzeilen über den geldpolitischen Kurs sorgen.
Relative Taktische Asset-Allokation
Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet, wobei wir Aktien insgesamt neutral gewichten. Angesichts der insbesondere in der Eurozone gestiegenen Rezessionsgefahren gewichten wir dabei Aktien aus dem Euroraum unter. Unsere übergewichteten Regionen bleiben die aus unserer Sicht insgesamt derzeit stabileren US-Aktien, und auch jene aus Schwellenländern gewichten wir weiterhin leicht über. Unsere strukturellen Branchenfavoriten lauten nach wie vor Technologie und Gesundheit.
Auf der Rentenseite bleiben wir ebenfalls insgesamt neutral aufgestellt. Wir favorisieren dabei weiterhin Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährung gegenüber niedrig verzinslichen europäischen Staatspapieren. Gold bleibt für uns ein wichtiger diversifizierender Kernbestandteil von Portfolios.
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