Blick über die Märkte vom 22. November 2021

Blick über die Märkte vom 22. November 2021

Das "boostern" erreicht nicht nur die Menschen, sondern auch die Börsen: Dax markiert mehrere neue Rekordhochs

Wochensicht

Während sich immer mehr Menschen "boostern" lassen, erlebten die Aktienmärkte in der Vorwoche ebenfalls eine Art Boost: Der DAX markierte mehrere neue Rekordhochs, und der amerikanische Leitindex S&P 500 sogar sein 66. Allzeithoch per Tagesschluß in diesem Jahr. Damit zeigten sich beide Märkte erstens von den steigenden Infektions- und Hospitalisierungsraten unbeeindruckt, da Lockdowns für alle wie ab heute in Österreich in den meisten wichtigen Industrieländern für unwahrscheinlich gehalten werden. Ansonsten winkt wohl weitere fiskalische und monetäre Unterstützung. So verabschiedete das US-Repräsentantenhaus einen Gesetzentwurf für ein 1,75 Billionen US-Dollar "Build Back Better"-Paket zum Ausbau des Sozialwesens und zur Bekämpfung des Klimawandels, und Berlin kündigte mit seinem neuen Maßnahmenpaket gegen die Covid-19-Ausbreitung gleich eine Verlängerung der Überbrückungshilfen etwa für den Gastronomiesektor um drei Monate bis März 2022 an. Dass die EZB in diesem Umfeld bei ihrer nächsten Sitzung am 16. Dezember damit ein Argument mehr hat, ihre Anleihekäufe hoch und besonders flexibel zu belassen, liegt auf der Hand. Wie in Europa steigen auch in den USA die Coronazahlen wieder an - jedoch auf niedrigerem Niveau - während die Lage in China und Japan derzeit unter Kontrolle scheint. Die Aktienmärkte zeigen sich bisher auch von den Inflationsgefahren weitgehend unbeeindruckt - dabei kletterten die deutschen Produzentenpreise im Oktober mit 18,4% gegenüber dem Vorjahresmonat so stark wie seit 70 Jahren nicht mehr. Im Falle kürzerer Anstiege dieser Fabrikpreise wirken sich solche Entwicklungen meist nicht stark auf die Verbraucherpreise aus. Sollten jedoch Faktoren wie Engpässe oder weiter steigende Energiepreise für länger anhaltende Steigerungen sorgen, wird auch eine deutlicher steigende Gesamtinflation wahrscheinlicher. Wir rechnen allerdings weiterhin am ehesten mit einer schrittweisen Normalisierung des Inflationstrends in den kommenden Monaten bzw. im Jahresverlauf 2022. An den Rentenmärkten trieben die Inflationsrisiken die Renditen zuletzt nicht mehr nach oben - im Gegenteil:  die zehnjährige Bundesanleihenrendite sank auf -0,34%.

Der Hauptgrund für die anhaltend gute Börsenstimmung ist nach der starken Berichtssaison der Unternehmen für das dritte Quartal primär in den anhaltend guten Konjunktur- und damit auch Gewinnperspektiven der meisten Firmen zu finden: Die meisten Wirtschaftsdaten bleiben solide und sprechen für einen anhaltenden Aufschwung. Das gilt für den Euroraum, wo das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal um 3,7% über dem Vorjahresniveau lag, wie auch für die USA, wo die Industrie im Oktober spürbar mehr produzierte als im September. Regionale Unternehmensstimmungsindizes wie der "Philly-Fed"-Indikator zogen zudem im November deutlich an. Auch der Einzelhandel konnte im Oktober deutlich zulegen. In Asien dominierten zuletzt Meldungen aus Japan: Dort erholten sich die Exporte im Oktober einmal mehr, wenn auch angesichts der Lieferengpässe in der Autoindustrie erstmals seit sieben Monate knapp nicht mehr prozentual zweistellig. Zudem beschloss Japans Regierung unter ihrem neuen Premierminister Fumio Kishida ein rekordhohes Stimulusprogramm. Dies unterstreicht, wie unterstützend nicht nur der Liquiditäts-, sondern auch der Politikzyklus für den Konjunkturzyklus bleibt.

Wir gehen davon aus, dass die neuen Covid-Maßnahmen in Deutschland und einigen weiteren europäischen Ländern die Stimmung der Verbraucher mehr als die der Unternehmen belasten. Wir rechnen daher bei den morgen anstehenden Einkaufsmanagerindizes - wie auch tags darauf beim Ifo-Geschäftsklima - nur mit leichten Rückgängen, während gerade das GfK-Konsumklima stärker nachlassen dürfte. Dennoch erwarten wir kein schlechtes Weihnachtsgeschäft: Selbst wenn die Konsumenten etwas vorsichtiger nach vorne schauen, dürfte das Weihnachtsgeschäft auf Basis der pandemiebedingten zusätzlichen Ersparnisse - gerade für Online-Händler - gut werden. Das gilt am meisten für die USA, wo in dieser Black Friday- bzw. Thanksgiving-Woche einmal mehr Rekordumsätze winken. Neben dem GfK-Konsumklima am Donnerstag wird in Deutschland am Donnerstag das finale Bruttoinlandsprodukt für das dritte Quartal publiziert, und für den gesamten Euroraum am Freitag Geldmengendaten. In den USA kommt am Mittwoch die zweite Schätzung des Bruttoinlandsproduktes im dritte Quartal zusammen mit Oktoberzahlen zu den Haushaltseinkommen und - ausgaben, Kerninflationsdaten sowie das Protokoll zur jüngsten Fed-Sitzung, bevor Amerika ins Thanksgiving-Wochenende geht. In Asien stehen am Samstag Chinas Industriegewinne im Oktober auf der Agenda.

Relative Taktische Asset-Allokation

Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet. Dabei bleiben wir bei unserer übergewichteten Aktienposition mit einer anhaltenden Präferenz für die USA gegenüber Europa, Japan und den Schwellenländern. Unsere strukturellen Branchenfavoriten lauten nach wie vor Technologie und Gesundheit. 

Auf der Rentenseite setzen wir besonders auf US-Staatspapiere, die zusammen mit unserer Goldpositionierung zur Diversifizierung von Portfolios beitragen. Darüber hinaus favorisieren wir bei den Zinspapieren unverändert Schwellenländeranleihen in Hartwährung sowie insbesondere asiatische währungsgesicherte Hochzinsanleihen. Neben Gold bleiben Immobilienfonds ein Bestandteil unserer Diversifizierungsstrategie.

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*Die dem vorliegenden „Blick über die Märkte“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Blicks über die Märkte“dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Blick über die Märkte“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch