Wochensicht
In der vergangenen Woche haben Anleger einen leichten Stimmungsschwenk hin zu wieder mehr Risikofreude vollzogen, nachdem in der Woche zuvor noch wachsende globale Konjunktursorgen das Gesamtbild bestimmt hatten. Ein Anlass für die wieder bessere Stimmung an den Kapitalmärkten war das Signal des chinesischen Notenbankchefs, der eine Reduktion der Mindestreservesätze ankündigte, um die zuletzt rückschreitende Kreditvergabe anzukurbeln. Das Hauptaugenmerk lag vergangene Woche allerdings auf dem Treffen der US-Notenbanker in Jackson Hole. Vor allem die abschließende Rede des Fed-Chefs Jerome Powell stand im Zentrum des Interesses. Dieser nutzte die Gelegenheit und sendete vorsichtige Signale, die auf eine langsame Drosselung der Anleihenkäufe der US-Notenbank noch in diesem Jahr hindeuten. Von den Märkten wurde seine Rede im Großen und Ganzen positiv aufgefasst, denn er betonte zugleich, dass eine Leitzinserhöhung für ihn nach wie vor in ferner Zukunft liege. Zudem mahnte er, dass eine Trendumkehr der momentan erfreulichen Entwicklung am Arbeitsmarkt oder eine Verschärfung der Corona-Situation für ihn Anlass wären, den Beginn einer restriktiveren Geldpolitik doch noch aufzuschieben. Im Anschluss an die Rede Powells kletterten der US-Aktienindex S&P auf einen neues Rekord-Hoch. Auch Gold- und Rohstoffpreise legten zu, während die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen auf 1,3% zurückging. Der europäische Chefvolkswirt Philip Lane wollte sich unterdessen über die Zukunft des europäischen Anleihekaufprogramms nicht genauer äußern. Er verwies auf die Unsicherheit im Rahmen der Corona-Pandemie, beschwichtigte aber indem er ein mögliches Eingreifen der EZB ankündigte, für den Fall, dass das Handeln der Fed zu größeren Marktverwerfungen führen würde.
Das ifo-Geschäftsklima verzeichnete im August den bereits zweiten Rückgang in Folge. Der Rückgang von 100,7 auf 99,4 Punkten fiel überdies noch ausgeprägter aus als es im Vorfeld erwartet wurde. Ursächlich für diese Entwicklung waren stark nachlassende Erwartungen. Hier ging es von 101 auf 97,5 Punkte zurück. Anders sieht die Situation bei der Lageeinschätzung aus, denn hier konnte der Index sogar leicht zulegen. Laut dem ifo-Bericht, hat sich insbesondere die Situation beim verarbeitenden Gewerbe deutlich eingetrübt. Hier verschlechterten sich sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen. Die Erwartungen verdüsterten sich zudem im Handel und im Dienstleistungsbereich. Ausgenommen von dem Stimmungseinbruch war lediglich der Bausektor, denn hier gab es bei Lage und Erwartungen jeweils leichte Anstiege. Das ifo-Geschäftsklima bestätigt also im Kern die Erkenntnisse aus dem zuvor erhobenen ZEW-Konjunkturindikator und den Markit-Einkaufsmanagerindizes. Demnach sind die meisten Unternehmen mit der aktuellen Geschäftsentwicklung zufrieden, was auf ein erfreuliches gesamtwirtschaftliches Wachstumstempo im dritten Quartal hindeutet. Anhaltenden Sorgen vor erneuten Einschränken im Rahmen der Corona-Pandemie sowie das nach wie vor ungelöste Lieferkettenproblem in der Industrie sorgen jedoch für Skepsis mit Blick auf das Schlussquartal. Auch bei den Verbrauchern scheinen die anziehenden Inflationsraten sowie die zunehmende Dynamik bei den Corona-Neuinfektionen auf die Stimmung zu drücken. Das in der Vorwoche veröffentlichte Gfk-Konsumklima für September sank von -0,4 auf -1,2 Punkte. Auch hier rechnete man im Vorfeld mit einem milderen Rückgang.
In Sachen Makrodaten hat diese Woche einiges zu bieten: In den USA werden heute Nachmittag die neuen Zahlen zu den Häuserverkäufen publiziert. Morgen erscheinen dann der neue Chicago-Einkaufsmanagerindex sowie Daten zum aktuellen Konsumenten-Vertrauen. Am Mittwoch werden der neue ISM-Bericht des verarbeitenden Gewerbes sowie der Markit-Einkaufsmanagerindex neue Erkenntnisse liefern. Am Donnerstag werden zudem die neuen Auftragszahlen für langlebige Güter Aufschluss über die Situation in der Industrie liefern. Die Makrodaten-Woche in den USA wird am Freitag mit den ISM-Zahlen für den Dienstleistungsbereich vollendet. Zudem steht kommenden Freitag turnusmäßig der nächste Arbeitsmarktbericht aus den USA an. Dieser wird im Anschluss an die Rede Powells vermutlich mehr denn je im Fokus der Marktteilnehmer stehen. In Deutschland erscheinen heute neue Daten zur Entwicklung der Konsumentenpreise im August. Morgen folgt der Bericht über die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt und am Mittwoch erscheint der Markit-Einkaufmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe. Am Donnerstag kommen dann die aktuellen Auswertungen im Hinblick auf die Produzentenpreisentwicklung in Europa und am Freitag folgen schließlich diverse Einkaufmanagerindizes für ganz Europa.
Relative taktische Asset-Allokation
Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet. Im Mittelpunkt steht unsere anhaltende Übergewichtung von Aktien, weiterhin mit einer Präferenz für die USA gegenüber Europa, Japan und den Schwellenländern. Unsere strukturellen Branchenfavoriten lauten nach wie vor Technologie und Gesundheit. Zudem halten wir britische Small Caps für attraktiv.
Auf der Rentenseite setzen wir besonders auf US-Staatspapiere, die zusammen mit unserer Goldpositionierung zur Diversifizierung von Portfolien beitragen. Darüber hinaus favorisieren wir bei den Zinspapieren unverändert Schwellenländeranleihen in Hartwährung sowie asiatische währungsgesicherte Hochzinsanleihen. Neben Gold bleiben Immobilienfonds ein Bestandteil unserer Diversifizierungsstrategie.
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