Blick über die Märkte vom 31. Januar 2022

Blick über die Märkte vom 31. Januar 2022

Anhaltender Aufwärtstrend: Anstieg der zweijährigen US-Staatsanleihenrendite um 16 Basispunkte

Wochensicht

Eine Zahl fällt in unserer Performance-Tabelle zur Vorwoche unten besonders ins Auge: der Anstieg der zweijährigen US-Staatsanleihenrendite um 16 Basispunkte. Damit hat sich der seit September anhaltende Aufwärtstrend der kurzfristigen "Treasury"-Renditen fortgesetzt. Dahinter stecken deutlichere Aussagen der Fed nach ihrer Sitzung vom Mittwoch in Richtung anstehender Leitzinserhöhungen und auch einem möglichen Abbau ihrer Bilanzsumme. Diese bestätigten nicht nur die verbreitete Marktmeinung, dass es bei der nächsten Sitzung am 16. März die erste US-Leitzinserhöhung seit 2018 geben wird, was auch wir weiterhin erwarten. Vielmehr befeuerten sie Spekulationen, die Fed könnte dieses Jahr ihren Leitzins wie vom Konsens erwartet sogar mehr als viermal um 25 Basispunkte anheben. Wir gehen zwar weiterhin davon aus. Der Markt preist aber mittlerweile bereits fünf Zinsschritte ein. Einzelne Marktteilnehmer sehen sogar einzelne Zinsschritte gleich um 50 Basispunkte als realistisch an. Während der Zinspfad der Fed dieses Jahr entscheidend vom weiteren US-Inflationspfad abhängt, wird auch das Wirtschaftswachstum und damit der weitere Verlauf der Pandemie eine große Rolle spielen. Dabei lag die US-Rate im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal bei starken 6,9%, was allerdings zum Großteil an Lageraufstockungen, aber auch am privaten Konsum auf Basis des erholten Arbeitsmarktes lag. Und während die Wirtschaftsleistung des Euroraums im vierten Quartal - getrieben vor allem von Frankreichs Wirtschaft - im Schlussquartal zulegte, fiel das deutsche Bruttoinlandsprodukt um -0,7% zum Vorquartal. Dies lag einerseits an stärkeren Corona-Folgen aufgrund der Einschränkungen insbesondere im Dienstleistungsbereich, am angesichts von Lieferengpässen weniger produzierenden verarbeitenden Gewerbe sowie an einer für die deutsche Industrie besonders wichtigen geringeren Nachfrage aus China. Angesichts der anhaltenden Einschränkungen im laufenden Quartal drohen Deutschland damit zwei negative Wachstumsquartale in Folge, sprich eine technische Rezession. Jedoch bleiben die Aussichten nach vorne (jenseits der geopolitischen Risiken v.a. um Russland) nach wie vor gut:

So zog das Ifo-Geschäftsklima, getrieben vom spürbaren Anstieg der auf die Zukunft ausgerichteten Geschäftserwartungen, im Januar klar an. Demnach sieht sich die Industrie mit weniger Materialmangel konfrontiert. Zudem steigt die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Corona-Beschränkungen und eine damit wieder normalere Wirtschaftsaktivität. So stabilisierte sich auch das GfK-Konsumklima. Nachdem die Omikron-Welle die Gesundheitssysteme auch in anderen Ländern mit noch höheren Infektionszahlen nicht überlastet hat und diese zunehmend sprichwörtlich "die Masken fallen" lassen bzw. ihre Restriktionen beseitigen, scheint es angesichts der in Deutschland tendenziell immer noch rückläufigen Covid-Intensivpatienten nur noch eine Frage der Zeit, bis Lockerungen beschlossen werden. Das auf den gesamten Euroraum bezogene Wirtschaftsvertrauen für Januar war jedoch leicht rückläufig, was vorrangig am Dienstleistungsbereich lag. In den USA fielen die Einkaufsmanagerindizes im Januar überraschend, und auch das Verbrauchervertrauen schwächte sich ab. Jedenfalls schwächt sich die Omikron-Welle auch in den USA bereits ab, auch wenn noch immer hohe Neuinfektionszahlen etwa bei Hafenarbeitern immer noch für signifikante Rückstaus bei an der Westküste zu entladenden Containerschiffen sorgen. Und während in Peking am Freitag die Olympischen Spiele beginnen, zeigen Chinas Einkaufsmanager für Januar Rückgänge sowohl für die Industrie wie auch für Dienstleistungen. Der Internationale Währungsfonds senkte seine Wachstumsprognosen für 2022 insbesondere für die USA (auf 4,0%), für Deutschland (auf 3,8%) und für China (auf 4,8%). In Summe rechnet der IWF damit jetzt weltweit mit 4,4% Wirtschaftswachstum, einen halben Prozentpunkt weniger als noch im Oktober.  

Nach der Fed vergangene Woche tagt diese Woche am Donnerstag die EZB. Die Inflationsdaten für Januar, die für die Eurozone am Mittwoch veröffentlicht werden, sollten der EZB dabei den Weg weisen. Denn führen Basiseffekte wie der Herausfall der temporären deutschen Mehrwertsteuersenkung nicht zu dem erwarteten spürbaren Rückgang der Inflationsrate im Euroraum, käme die EZB wohl noch mehr unter Zugzwang. Umso hartnäckiger sich jedenfalls das Inflationsniveau um fünf Prozent hält, desto mehr dürfte der Handlungsdruck für die Notenbank steigen. Einen Anhaltspunkt dafür wird heute nach Mittag bereits die vorläufige deutsche Inflationsrate für Januar liefern, die auf Basis der bereits heute Vormittag für einzelne Bundesländer veröffentlichten Daten näher an der fünf Prozent-Marke liegen dürfte als viele erwarten. An weiteren Makrodaten stehen in Deutschland diese Woche morgen der Arbeitsmarktbericht für Januar sowie am Freitag Auftragseingangsdaten an. Für den Euroraum werden übermorgen der Arbeitsmarktbericht für Dezember, am Donnerstag Produzentenpreise sowie am Freitag Einzelhandelsumsätze publiziert. Zudem tagt in Europa am Donnerstag auch noch die Bank of England. Und während in den USA wie in Europa die finalen Einkaufsmanagerindizes für Januar kommen, liegt der amerikanische Fokus klar auf den Unternehmens-Stimmungsberichten des Institute for Supply Management (ISM) sowie auf dem Januar-Arbeitsmarktbericht am Freitag. 

Relative Taktische Asset-Allokation

Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet. Dabei bleiben wir bei unserer übergewichteten Aktienposition mit einer anhaltenden Präferenz für die USA gegenüber Europa, Japan und den Schwellenländern. Unsere strukturellen Branchenfavoriten lauten nach wie vor Technologie und Gesundheit. 

Auf der Rentenseite setzen wir besonders auf US-Staatspapiere, die zusammen mit unserer Goldpositionierung zur Diversifizierung von Portfolios beitragen. Darüber hinaus favorisieren wir bei den Zinspapieren unverändert Schwellenländeranleihen in Hartwährung sowie insbesondere asiatische währungsgesicherte Hochzinsanleihen. Neben Gold bleiben Immobilienfonds ein Bestandteil unserer Diversifizierungsstrategie. 

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*Die dem vorliegenden „Blick über die Märkte“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Blicks über die Märkte“dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Blick über die Märkte“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch