Blick über die Märkte   04. Oktober 2022

Blick über die Märkte 04. Oktober 2022

Ein "Doppel-Wumms" in unsicheren Zeiten: Nachdem der Kurs der Bundesregierung zur Bekämpfung der Energiekrise zuletzt immer mehr in die Kritik geraten war - Stichwort Gasumlage - soll nun ein 200 Milliarden Euro Abwehrschirm den Folgen der Energiekrise den Wind aus den Segeln nehmen.

Wochensicht

Ein "Doppel-Wumms" in unsicheren Zeiten: Nachdem der Kurs der Bundesregierung zur Bekämpfung der Energiekrise zuletzt immer mehr in die Kritik geraten war - Stichwort Gasumlage - soll nun ein 200 Milliarden Euro Abwehrschirm den Folgen der Energiekrise den Wind aus den Segeln nehmen. Die Dimension - rund 5% der deutschen Wirtschaftsleistung im Jahr - ist hoch, der genaue Einsatz der Mittel allerdings noch offen. Allerdings soll ein Gaspreisdeckel dabei sein, was einerseits zu begrüßen ist, andererseits das Risiko weniger Einsparungen und damit möglicherweise Rationierungen mit sich bringt bzw. erhöht. Wie sehr Westeuropas Regierungen aktuell verunsichert sind, zeigt die jüngste Ankündigung aus London: Dort hat die neue Regierung Truss ihr Fiskalpaket schon Tage nach der Verkündung wieder angepasst und Steuersenkungen für Top-Verdiener gestrichen. Die jüngsten Entwicklungen in Russland - Annexion von vier ostukrainischen Provinzen, nukleare Drohungen und eine mögliche Verwicklung in die jüngsten Pipeline-Explosionen - machen jedenfalls eines immer klarer: Energielieferungen aus Russland werden für Westeuropa in Zukunft immer unwahrscheinlicher, auch Italien bekommt neuerdings kein Gas mehr aus dieser Richtung. Und gleichzeitig will die OPEC+ (inklusive Russland) morgen wohl ihre Ölfördermengen reduzieren. Starken Schwankungen an den Aktienmärkten stehen auch weiterhin signifikante Schwankungen an den Rentenmärkten gegenüber - so gab die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, die in unserer Tabelle unten wie üblich mit der Wochenperformance per Freitag angegeben ist, seither wieder um rund 30 Basispunkte auf 1,8% nach. Auch auf der Währungsseite tut sich viel: Sowohl die Bank of England als auch die Bank of Japan stabilisierten in der Vorwoche ihre Währungen mit Interventionen, und der Euro erholte sich zum Dollar auf 0,99, dürfte nach unserer Einschätzung aber erst einmal unter der Parität bleiben.

Datentechnisch schlug in der Vorwoche die von uns befürchtete Zahl 10 % tatsächlich ein: Denn genau so hoch war im September sowohl in Deutschland wie auch in der gesamten Eurozone die Inflationsrate. Während Energie der Haupttreiber blieb, und in Deutschland der Wegfall der Benzinzuschüsse und des 9-Euro-Tickets zum 31. August die Zahl beflügelten, verbreiterte sich auch der Inflationsdruck bei Gütern und Dienstleistungen, wie der Anstieg der Kernrate (also ohne die schwankungsintensiven Energie- und Nahrungsmittelpreise) um einen halben Prozentpunkt auf 4,8 % zeigt. Dabei deuten die Frühindikatoren für die Eurozone immer klarer auf eine Rezession hin, wie das erneut stärker als erwartet gesunkene Wirtschaftsvertrauen oder auch das schwächste deutsche Konsumklima seit Beginn dieser Befragung zeigen. In den USA bleiben die Daten einmal mehr robuster: So erholte sich das Verbrauchervertrauen im September überraschend, während laut "ISM"-Bericht die Aktivität im Industriebereich etwas nachgelassen hat, allerdings auf Wachstumskurs bleibt. Und in China verbesserte sich im Vormonat die Einkaufsmanagerstimmung im Industriebereich etwas, während sie sich bei Dienstleistungen etwas eintrübte. Japans Aktivitätsdaten zeigten indes im August eine spürbare Belebung der Wirtschaft.

Während mittlerweile Konsens über eine bevorstehende Rezession in Deutschland herrscht, befindet sich die deutsche Wirtschaft wohl spätestens seit September im Rückwärtsgang: Die Verbraucher legen nach der Urlaubssaison offensichtlich zunehmend Geld für ungemütlichere Zeiten zurück, nachdem die Ersparnisse aus den Corona-Einschränkungszeiten wohl weitgehend aufgebraucht sind - womit trotz des "Doppel-Wumms" der Bundesregierung neue aufgebaut werden. Der deutsche Abschwung dürfte daher erst einmal primär von der Konsumseite kommen, während die Industrie zwar auch langsam weniger produziert, allerdings durch die vollen Auftragsbücher vorerst noch gepuffert ist. Diese Woche stehen neben finalen Einkaufsmanagerindizes gerade in den USA wichtige Konjunkturdaten auf der Agenda: heute Nachmittag Auftragseingangszahlen, morgen der wichtige "ISM"-Bericht für den Dienstleistungssektor und am Freitag der amerikanische Arbeitsmarktbericht für September. Da Letzterer neben den Inflationszahlen mit der wichtigste Determinator für die weitere Fed-Politik sein dürfte, ist er besonders bedeutend. Am Samstag wird zudem in China ein Einkaufsmanagerbericht für den Dienstleistungssektor publiziert. In Deutschland kommen noch morgen die Handelsbilanz, am Donnerstag Auftragseingangsdaten und am Freitag die Industrieproduktions- sowie Einzelhandelszahlen – allesamt für August. Auf Eurozonen-Ebene stehen am Freitag die Einzelhandelsumsätze für diesen Monat an.

Relative Taktische Asset-Allkokation

Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet, wobei wir Aktien insgesamt (wie auch die drei anderen Anlageklassen, daher keine Balken in obiger Grafik) neutral gewichten. Wir sehen aktuell mehr Chancen innerhalb der Anlageklassen: So gewichten wir angesichts der insbesondere in der Eurozone weiter gestiegenen Rezessionsgefahren Aktien aus dem Euroraum unter. Unsere übergewichteten Regionen bleiben die aus unserer Sicht insgesamt derzeit stabileren US-Aktien, und auch jene aus Schwellenländern gewichten wir weiterhin leicht über. Unsere strukturellen Branchenfavoriten lauten nach wie vor Technologie und Gesundheit.

Auf der Rentenseite bleiben wir ebenfalls insgesamt  neutral aufgestellt. Innerhalb der Anlageklasse favorisieren wir weiterhin Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährung gegenüber niedrig verzinslichen europäischen Staatspapieren. Gold bleibt für uns ein wichtiger diversifizierender Kernbestandteil von Portfolios.  

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*Die dem vorliegenden „Blick über die Märkte“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Blicks über die Märkte“dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Blick über die Märkte“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch