ES KOMMT ZUNEHMEND AUF DIE KERNINFLATION AN

ES KOMMT ZUNEHMEND AUF DIE KERNINFLATION AN

Die heutigen US-Inflationsdaten zeigen, dass die Verbraucherpreise im Januar nur noch leicht gesunken sind. Der Rückgang um lediglich ein Zehntel Prozentpunkt auf 6,4 Prozent bleibt hinter der Analystenerwartung von im Konsens 6,2 Prozent zurück. Damit wird von Seiten der Fed ein restriktiverer Kurs als bisher erwartet wahrscheinlicher, mit Potential für weitere Leitzinsanhebungen.
Blitzlicht vom 14. Februar 2023

Die heutigen US-Inflationsdaten zeigen, dass die Verbraucherpreise im Januar nur noch leicht gesunken sind. Der Rückgang um lediglich ein Zehntel Prozentpunkt auf 6,4 Prozent bleibt hinter der Analystenerwartung von im Konsens 6,2 Prozent zurück. Damit wird von Seiten der Fed ein restriktiverer Kurs als bisher erwartet wahrscheinlicher, mit Potential für weitere Leitzinsanhebungen. Zugleich sinkt die Wahrscheinlichkeit sogar erster US-Leitzinssenkungen im späteren Jahresverlauf, mit denen wir – anders als viele Marktteilnehmer – nach wie vor nicht rechnen. 

Dabei sollte der Fokus nicht nur auf die Gesamtinflation gelegt werden, die in den vergangenen Monaten vor allem durch den spürbaren Rückgang der Energiepreise gesunken ist. Problematischer dürften jetzt andere, hartnäckigere, Komponenten in der Inflationsberechnung werden, wie vor allem die Preise von Dienstleistungen oder auch die Mieten. Vor diesem Hintergrund gilt es, verstärkt auf die Kerninflation, also die um Energie- und Nahrungsmittelpreise bereinigte Inflationsrate, zu schauen. Diese ist in den USA im Januar ebenfalls nur noch um ein Zehntel Prozentpunkte auf 5,6 Prozent gesunken, wobei auch hier die Analysten im Durchschnitt mit einem etwas stärkeren Rückgang auf 5,5 Prozent gerechnet hatten. Während damit Amerikas Verbraucherpreisinflation seit ihrem Höchststand vom Sommer bei 9,1 Prozent um 2,7 Prozentpunkte nachgegeben hat, ist die Kerninflation lediglich (von ihrem Höchststand bei 6,6%) um einen einzigen Prozentpunkt gesunken.

Während die Fed von Haus aus primär die Kerninflation im Blick hat, schielen auch andere Notenbanken wie die EZB zunehmend auf die Kerninflation, wie beispielsweise EZB-Ratsmitglied Isabel Schnabel vergangene Woche deutlich gemacht hat: Die Leitzinsen sollten laut ihr ein ausreichend restriktives Niveau erreichen, wobei es „robuste“ Anzeichen dafür geben sollte, dass die „underlying inflation“, also nichts anderes als die Kerninflation, zu ihrem Ziel zurückkehrt. Dies ist bisher aber nicht erkennbar: Während in der Eurozone die Gesamtinflation im Januar von 9,2 Prozent auf 8,5 Prozent gefallen war, verharrte die Kerninflation mit 5,2 Prozent auf dem höchsten Stand seit der Einführung des Euros.

Was heißt das für die nächsten Monate? Es besteht das Risiko, dass nicht nur die Fed, sondern auch die EZB ihre Geldpolitik restriktiver mit möglicherweise mehr Leitzinsanhebungen gestaltet als von den Märkten bislang erwartet. Wir rechnen nach wie vor auf beiden Seiten des Atlantiks – anders als andere Marktteilnehmer – in diesem Jahr weder bei der Fed noch bei der EZB schon wieder mit ersten Leitzinssenkungen

Robert Greil, CFA, 
Chefstratege 
MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK

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