Gut die Hälfte der Unternehmen dies- und jenseits des Atlantiks haben mittlerweile ihre Quartalszahlen vorgelegt – Zeit für ein Zwischenfazit.
Zunächst: Es gab wieder einmal viele positive Überraschungen. Das mag zum Teil daran liegen, dass in den letzten 12 Monaten die Erwartungen der Analysten an die Unternehmensergebnisse insgesamt heruntergenommen wurden. Aber es sieht doch so aus, als ob das Gros der Unternehmen mit den vielschichtigen makroökonomischen Störfaktoren gut zurechtkomme. Zuletzt gab es sogar wieder positive Revisionen für die Zukunftsaussichten.
Wieder einmal zeigen sich US-amerikanische Unternehmen robuster als die europäischen. Während in den USA (Stand 1.8.) ca. 80% der Unternehmen in Bezug auf die Gewinne überraschen konnten, waren es in Europa um die 50%. Weniger unterschiedlich fielen die Umsatzzahlen aus: Hier konnten sowohl in den USA als auch in Europa etwa die Hälfte der Unternehmen mit positiven Überraschungen aufwarten.
Aufschlussreicher ist die Betrachtung auf Sektorebene: In den USA berichteten die Unternehmen aus allen Sektoren von Gewinnen. Zyklische Konsumgüter führten hier das Feld beim Gewinn- und Umsatzwachstum an, wohingegen sich die Sektoren Energie und Gesundheitswesen am Ende des Feldes befanden.
In Europa hingegen ist das Bild bislang eher heterogen: So fiel die Überraschung beim Gewinn- und Umsatzwachstum für Finanzwerte, Industrieunternehmen und Versorger besonders deutlich aus, während die Unternehmen aus den Sektoren Grundstoffe, Energie und Immobilien besonders negativ abschnitten. Der geringe Anteil an positiven Überraschungen steht im Widerspruch zu den bereits nach unten revidierten Korrekturen und der schlechteren Stimmung zu Beginn der Saison. In Bezug auf die entsprechenden Kursreaktionen, konnte man erkennen, dass positive Überraschungen mit relativ vorsichtigen Kursbewegungen einhergingen, während negative Überraschungen stärker als üblich bestraft wurden.
Insgesamt kann man sagen, dass diese Berichtssaison bislang deutlich besser als befürchtet ausfällt. In den USA profitiert die aggregierte Betrachtung der Quartalsberichte von der Technologielastigkeit des Index: Den Technologiefirmen wie Alphabet, Meta oder Intel nutzt der derzeitige Hype rund um die Anpassung von Geschäftsmodellen in Bezug auf künstliche Intelligenz überproportional. Nun sind die Augen der Anleger vor allem auf die in dieser Woche berichtenden Schwergewichte wie Apple, Amazon oder AMD gerichtet. Die Kurse jedenfalls zeugen von Optimismus der Anleger.
Marc Decker
Leiter Aktien bei Quintet Private Bank,
Muttergesellschaft von Merck Finck