Gegenwind für Vestas, Nordex, Orsted & Co - woran liegt´s ?

Gegenwind für Vestas, Nordex, Orsted & Co - woran liegt´s ?

Alle reden von erneuerbaren Energien und der notwendigen Transformation in eine CO2-neutrale Wirtschaft – doch die Aktien der meisten Unternehmen aus dem Sektor entwickeln sich schlechter als der breite globale, US-amerikanische oder europäische Aktienmarkt.

Alle reden von erneuerbaren Energien und der notwendigen Transformation in eine CO2-neutrale Wirtschaft – doch die Aktien der meisten Unternehmen aus dem Sektor entwickeln sich schlechter als der breite globale, US-amerikanische oder europäische Aktienmarkt. Tatsächlich hat der europäische Index für erneuerbare Energien (European Renewable Energy Total Return Index) seit den Höchstständen um den Jahreswechsel 2020/21 herum circa 30 % verloren. Sein Pendant der fossilen Energieträger hingegen hat eine positive Wertentwicklung von fast 74 % erfahren. Betrachtet man nur die Performance seit Beginn dieses Jahres, so bewegen sich Energieaktien – ob erneuerbar oder nicht – gleichermaßen um circa 7 % im negativen Territorium, wohingegen die breiten Aktienmarktindizes mit einer positiven zweistelligen Entwicklung aufwarten können.

Woran liegt´s? Unabhängig von wirklich unternehmensspezifischen Themen muss man wohl den Marktteilnehmern unterstellen, zu hohe Erwartungen an den Sektor insgesamt eingepreist zu haben, was zu entsprechend hohen Bewertungen geführt hat. Die Gewinne konnten dem nicht folgen, so dass die Korrekturen der Ergebnisprognosen zu teilweise heftigen Rückschlägen führten. Schließlich sanken die Margen teilweise dramatisch, weil Aufträge zu alten Preisen aber neuen Kosten abgearbeitet werden mussten. Immerhin sind die Preise für die Rohstoffpreise, die zum Beispiel für den Bau von Windkraftanlagen notwendig sind, im letzten Jahr deutlich angestiegen. Hinzu kamen gestörte Lieferketten.

 Zwar entwickeln sich nun die Rohstoffpreise wieder rückläufig, aber nun stellen neue Marktteilnehmer, wie Unternehmen aus China oder auch etablierte Mineralölkonzerne, die ihre Geschäftsmodelle zunehmend in Richtung Nachhaltigkeit ausrichten wollen, eine Gefahr für die Rentabilität der einschlägigen Unternehmen dar. Ungemach droht zudem von regulatorischer Seite beziehungsweise der Ungewissheit bei der Änderung von Vorschriften. So könnten zum Beispiel „Windfall Profits“, also Extragewinne 
 ausgelöst durch die hohen Energiepreise und die sogenannten Merit-Order, nachträglich über Sondersteuern abgeschöpft werden. Generell sorgen auch teils langwierige Genehmigungsverfahren durch die jeweiligen Behörden für eine gewisse Schwerfälligkeit bei der Entwicklung des Sektors – vor allem in westlichen Industrieländern.

Gerade im letzten Jahr haben sich zudem durch die massiv steigenden Zinssätze die Finanzierungskosten erhöht. Gerade die jüngeren Unternehmen dieses Sektors haben in der Regel relativ hohe Verschuldungsgrade, was sich ebenfalls sehr negativ auf die Bewertungen ausgewirkt hat. Last but not least, wiegen auch hausgemachte beziehungsweise unternehmensspezifische Gründe, wie die zuletzt bekannt gewordenen Probleme von Siemens Energy mit seiner Windturbinensparte oder Schwierigkeiten bei der Beurteilung des zukünftig anzunehmenden Wachstum bei Orsted, teils schwer auf den Unternehmen des Sektors.

 Somit wird es spannend sein, wie sich diese Unternehmen nun ausrichten, um mit dieser Gemengelage klar zu kommen. Derzeit sehen wir keinen triftigen Grund, uns hier weiter zu engagieren.

Marc Decker
Leiter Aktien bei Quintet Private Bank,
Muttergesellschaft von Merck Finck

MERCK FINCK I A QUINTET PRIVATE BANK

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