Markt- und Investment-Update

Markt- und Investment-Update

04. Dezember 2023
Den Störgeräuschen trotzen

Den Störgeräuschen trotzen - Worauf es in Zeiten schlechter Märkte ankommt

MAKROÖKONOMISCHER AUSBLICK

Im Jahr 2023 haben wir einen starken Anstieg der Zinssätze, einen Rückgang der Inflation von einem hohen Niveau und eine Verlangsamung des Wachstums erlebt. Wir glauben, dass die Zinsen in der westlichen Welt jetzt ihren Höhepunkt erreicht haben, ebenso wie die Renditen von Staatsanleihen. Für 2024 erwarten wir eine weitere Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, bevor es in der zweiten Jahreshälfte zu einer leichten Erholung kommt, da die Zentralbanken angesichts der niedrigeren Inflation mit Zinssenkungen beginnen.

  • Ein Jahr mit zwei Hälften: Das Wachstum in den USA, in der Eurozone und im Vereinigten Königreich wird sich wahrscheinlich weiter verlangsamen, und wir halten eine leichte Rezession für wahrscheinlich - auch wenn dies in der Eurozone wahrscheinlicher ist als in den USA, während das Vereinigte Königreich dazwischen liegt. Da jedoch die Auswirkungen der vergangenen Zinserhöhungen auf die Wirtschaft durchschlagen und die Inflation weiter bremsen, könnten die Zinssenkungen in der westlichen Welt im Sommer kommen und das Wachstum ankurbeln. Insgesamt wird die Weltwirtschaft wahrscheinlich eine globale Rezession vermeiden.

  • Die Inflation verlangsamt sich, und die Zinssätze werden gesenkt: Die Inflation wird sich weiter abschwächen, bleibt aber über dem Ziel der Zentralbanken von 2%. Da sich das Wachstum und die Inflation verlangsamen, dürften ab Mitte 2024 Zinssenkungen folgen. Dies bedeutet, dass die Anleiherenditen durch die Neukalibrierung der Zinssätze nach dem

    Höchststand wahrscheinlich sinken werden. Im Gegenzug dürfte der Dollar gegenüber dem Euro und dem Pfund Sterling leicht nachgeben, wenn die Fed die Zinsen senkt.

  • Chinas Probleme halten an: Der Aufschwung der chinesischen Wirtschaft nach Covid hat sich nicht in dem Maße eingestellt, wie es die Märkte ursprünglich erwartet hatten. Stattdessen leidet China unter einer Immobilienkrise, geringem Verbrauchervertrauen und einer Inflation, die unter dem Zielwert liegt. Angesichts dieses Gegenwinds rechnen wir mit einer Verlangsamung des chinesischen Wachstums. Eine regelrechte Rezession scheint jedoch unwahrscheinlich, da die chinesische Regierung und die People's Bank of China weiterhin - wenn auch bescheidene - Konjunkturimpulse geben.

  • Eine stärker fragmentierte Welt: Im Jahr 2024 wird es mehrere Besonderheiten zu beachten geben, die zu Schwankungen führen könnten. Wir befinden uns in einer viel stärker fragmentierten Welt als noch vor 5-10 Jahren. Im Jahr 2024 stehen in den USA, Großbritannien, Belgien, Taiwan, Indien und Indonesien wichtige Wahlen an. Wir bewegen uns von einer Welt, die von der Geldpolitik der Zentralbanken dominiert wird, zu einer Welt, inder die wichtigen Länder und seine Regierungen ein immer wichtigerer Faktor sind. Steuer-, Industrie- und sogar Außenpolitik werden wahrscheinlich eine größere Rolle spielen, wenn es darum geht, Gewinner und Verlierer innerhalb und zwischen den Anlageklassen zu unterscheiden.

  • Die Innovation wird weiter voranschreiten: Eine Möglichkeit, den Marktlärm zu durchdringen, besteht darin, längerfristig zu denken. Wir sind davon überzeugt, dass die Innovation langfristig weiter voranschreiten wird, und es gibt viele Bereiche, in denen neue Geschäftsmodelle entstehen. Die Märkte können sich schnell auf diese Trends einstellen, wie wir bei ChatGPT und KI oder dem demografischen Wendepunkt in China im Jahr 2023 gesehen haben. Normalerweise dauert dieses viele Jahre. Unsere Hauptthemen umfassen die Kategorien "Planet", "Produktivität" und "Menschen", die für die Märkte positiv sind und das Wachstum fördern.

AUSWIRKUNGEN AUF DIE ASSET ALLOKATION UND DAS FLAGGSCHIFF-PORTFOLIO

Insgesamt besitzen wir immer noch mehr hochwertige Anleihen als üblich, weniger Unternehmensanleihen und weniger Aktien. Da wir jedoch keine weiteren Zinserhöhungen erwarten und in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 mit Zinssenkungen rechnen, erhöhen wir unsere Aktienquote leicht. Allerdings können wir die Risiken einer tieferen Rezession und die anhaltenden geopolitischen Risiken nicht ignorieren. Angesichts dieser anhaltenden Bedenken ist Diversifizierung unsere wichtigste Botschaft für 2024.

  • Aktien | Wir reduzieren unsere leichte Untergewichtung: Steigende Zinssätze waren der größte Gegenwind für Aktien in den Jahren 2022-23. Wir glauben, dass dieser Gegenwind vorbei ist, weshalb wir unsere Allokation in Aktien leicht erhöhen werden. Im Vergleich zu unserer langfristigen Allokation besitzen wir immer noch weniger Aktien und halten weiterhin Aktien mit geringer Volatilität und im Allgemeinen hochwertige Aktien mit starken Bilanzen. Allerdings erhöhen wir jetzt unser Engagement in europäischen Aktien mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs, da die Preise jetzt attraktiv sind und die von uns erwartete leichte Rezession sich in der Region widerspiegelt. Wir haben uns darüber hinaus zum Kauf pazifischer Aktien (ex Japan) entschieden. Wir gehen davon aus, dass diese von der Wachstumsphantasie der Emerging Markets bzw. Asiens profitieren werden, die – als in sich vernetzte Wirtschaftsregion – ihre eigene Dynamik aufweist und insofern etwas losgelöst vom Rest der Welt ist.


  • Staatsanleihen | Attraktiv nach dem Zinshoch und erwartetem Rückgang: In unserem Anlageausblick 2023 sprachen wir davon, dass Anleihen nach Jahren niedriger Renditen endlich eine Quelle der Diversifizierung und Rendite darstellen. Daran hat sich nichts geändert: Jetzt, da die Zinsen ihren Höchststand erreicht haben und die Zentralbankzinsen im Zuge des moderaten Wachstums und der Inflation voraussichtlich sinken werden, sind sie sogar noch attraktiver. Daher behalten wir unser derzeitiges Engagement in Staatsanleihen der Eurozone mit längeren Laufzeiten und hoher Qualität bei. Außerdem kaufen wir verstärkt US-Staatsanleihen. Diese bieten nicht nur eine gute Rendite bei geringem Risiko, sondern tragen auch zum Schutz vor einem hypothetischen Abschwung an den Aktienmärkten bei.

  • Unternehmensanleihen | Reduzierung risikoreicherer Kredite: Während des gesamten Jahres 2023 hielten wir weniger Unternehmensanleihen im Verhältnis zu unserer langfristigen Vermögensallokation, und wir haben beschlossen, diese weiter zu reduzieren, da wir der Meinung sind, dass die Zinsdifferenz gegenüber Staatsanleihen nicht den von uns erwarteten Anstieg der Ausfallraten widerspiegelt. Bei den von uns gehaltenen Anleihen bevorzugen wir unter Bewertungsgesichtspunkten Investment-Grade-Anleihen gegenüber Hochzinsanleihen, EUR-Anleihen gegenüber USD-Anleihen und Finanztitel gegenüber Nicht-Finanztiteln, die wir in unseren maßgeschneiderten und beratenden Portfolios einsetzen.

  • Rohstoffe - Eine Absicherung gegen Unsicherheit: Wir diversifizieren unser Rohstoffengagement in eine breitere Allokation, die dazu beitragen kann, Portfolios vor kurzfristigen Unsicherheiten in der Geopolitik und bei den Energiepreisen zu schützen und von einer Wachstumsüberraschung nach oben zu profitieren, auch wenn dies nicht unser Basisfall ist. In ausgewogenen und dynamischen Portfolios (mit einer höheren Allokation in risikoreichere Vermögenswerte, die potenziell mehr Rendite, aber auch mehr Volatilität bieten), fügen wir breite Rohstoffe hinzu. Stattdessen reduzieren wir unsere Goldallokation, da sich die Bewertungen auf einem Allzeithoch befinden und angesichts der Renditen, die hochwertige Anleihen als alternative Quelle für sichere Erträge bieten, weniger attraktiv erscheinen.

*Die in dem vorliegenden „Markt- und Investment-Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteil zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des „Markt- und Investment-Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss. Das „Markt- und Investment-Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und in der Lage ist diese auch finanziell zu tragen. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch