Markt- und Investment-Update

Markt- und Investment-Update

10. Oktober 2023
Weiter defensive Positionierung mit Blick auf den Zinspfad

WAS SIE WISSEN MÜSSEN

  • Wachstumssorgen belasteten die Märkte in der ersten Hälfte der vergangenen Woche, da die Daten auf eine Konjunkturabschwächung hindeuteten. Jegliche Hoffnung auf eine baldige Zinssenkung in den USA wurde durch die Veröffentlichung sehr starker US-Arbeitsmarktdaten zunichte gemacht, die im Gegensatz zu einem zuvor schwächer als erwartet ausgefallenen Beschäftigungsbericht für private US-Unternehmen standen.

  • Infolgedessen schlossen die Aktienmärkte die Woche durchweg um ein bis zwei Prozent niedriger, wobei es in den Industrieländern keine nennenswerten Ausreißer gab, abgesehen von der Wall Street, die sich Ende vergangener Woche erholte und etwas höher schloss.

  • Auch die Renditen von Staatsanleihen stiegen (und drückten die Kurse), obwohl der Markt weiterhin davon ausgeht, dass die US-Notenbank (Fed) die letzte von ihr geplante Zinserhöhung vor Jahresende nicht durchführen wird (wir rechnen allerdings mit ihr).

  • Nachdem die Ölpreise im Sommer nach der Ankündigung von Angebotskürzungen durch die OPEC+ in die Höhe geschnellt waren, fielen sie in der vergangenen Woche um 8 %, was auf eine nachlassende Nachfrage hindeutet. Der Rückgang des Ölpreises kam den Aktien der Schwellenländer nicht zugute, insbesondere den rohstoffexportierenden Ländern, die sich schlechter entwickelten als ihre Konkurrenten in den entwickelten Märkten. Zu Beginn

    dieser Woche stieg der Ölpreis jedoch wieder an, da die geopolitischen Risiken wieder in den Vordergrund rückten. Die jüngsten Ereignisse in Israel stellen keine direkte und unmittelbare Bedrohung für die Ölversorgung dar, aber eine Verschärfung des Konflikts und/oder seine Ausweitung auf die gesamte Region könnte die Ölströme beeinflussen. 

  • Die Wirtschaftstätigkeit im verarbeitenden Gewerbe hat sich weltweit belebt, ist aber insgesamt immer noch schwach – während sich die Dienstleistungskonjunktur in den USA weiterhin abschwächt.

UNSERE POSITIONIERUNG

  • Angesichts des Gegenwinds an den Märkten und der makroökonomischen Unsicherheit sind unsere Kernportfolios überdurchschnittlich stark in hochwertigen Staatsanleihen engagiert. Im Gegenzug halten wir weniger Aktien und risikobehaftetere Anleihen als üblich.

  • Wir haben weiterhin von unseren Entscheidungen profitiert, Gewinne in sich gut entwickelnden Aktiensegmenten mitzunehmen und defensivere Positionen zu halten. Insbesondere unsere Positionen in Aktien mit geringer Volatilität in den USA und Europa sowie in US-Dividendenaktien sollten in Zeiten unruhiger Märkte Unterstützung bieten.

  • Unsere Konzentration auf eine ausgewogene Asset Allocation hat sich als wirksam erwiesen, um Risiken zu steuern und gleichzeitig einen Teil des Aufwärtstrends an den Aktienmärkten aufzufangen. Unsere taktische Ausrichtung mag einen Teil des Aufwärtstrends gedämpft haben, aber sie wirkte auch als mildernder Faktor, als Mega-Caps schwächer wurden und Nicht-Tech- und Value-Aktien besser liefen. 

  • Unsere Bestände an asiatisch-pazifischen Aktien, einschließlich Japan, bleiben aus unserer Sicht vielversprechend, da wir weitere Konjunkturimpulse und attraktive Bewertungen erwarten. Japanische Aktien, die taktisch eine solide Performance zeigten, bieten Potenzial für weitere Gewinne.

WAS SICH IN IHREN PORTFOLIOS ÄNDERT

  • Im September und Anfang Oktober wurden Aktien und Anleihen abverkauft, da die Märkte die Wahrscheinlichkeit eines Szenarios "höherer und längerer" Zinsen als immer wahrscheinlicher einschätzten.

  • Dies ähnelt der Marktdynamik, die wir im Jahr 2022 gesehen haben. Der Unterschied? Im Jahr 2022 lagen die Zinssätze in einer wachsenden Wirtschaft mit anziehender Inflation bei etwa Null. Jetzt liegen sie etwa in den USA bei rund 5 % oder mehr – in einer sich

    abschwächenden Konjunktur mit einer sich verlangsamenden Inflation.

  • Wir halten eine Rezession in der Eurozone und in Großbritannien sowie – mit geringerer Wahrscheinlichkeit – auch in den USA für wahrscheinlich, weshalb wir unsere defensive Positionierung in den Portfolios beibehalten haben. In der Praxis bedeutet dies, dass wir weniger Aktien und mehr hochwertige Staatsanleihen als üblich halten.

  • Wir sind nach wie vor von hochwertigen Staatsanleihen und Aktien mit geringer Volatilität überzeugt, da wir davon ausgehen, dass sie einen Puffer bieten, falls die Marktschwankungen weiter zunehmen sollten.

  • Der Haupttreiber für die Performance der Portfolios ist unsere längerfristige strategische Allokation, die auf globaler Diversifizierung beruht. Seit Jahresbeginn (und über die Jahre hinweg) hat dieser Ansatz besser abgeschnitten als diejenigen, die sich stärker auf die europäischen Binnenmärkte konzentrieren, da diese sich schlechter als US-Aktien entwickelt haben.

  • Wie bei unserem taktischen Ansatz hat auch unser Ansatz bei der Fondsauswahl – mit der Abwägung zwischen Growth- und Value-Stilen – die Performance während der Aktienmarktrallye in diesem Jahr beeinträchtigt, die sich nun umkehrt.

  • Seit Jahresbeginn hat sich unsere globale Aktienauswahl – Qualitätsunternehmen mit soliden Fundamentaldaten – besser entwickelt als der Gesamtmarkt, auch wenn wir im September, als die Aktienmärkte nachgaben, einige Gewinne wieder abgegeben haben. Unsere Kernportfolios sind die Summe all dieser Teile, die sich gegenseitig ergänzen.

    WAS WIR BEOBACHTEN

  • In dieser Woche stehen vor allem Daten zur Inflation und zur Verbraucherstimmung in den USA sowie das Protokoll der Fed-Sitzung vom September auf der Agenda. Während die US-Inflationsrate im September laut den durchschnittlichen Marktprognosen minimal von 3,7 % auf 3,6 % gesunken sein dürfte, lassen die jüngsten Fed-Aussagen wenig Besorgnis über den Anstieg der Staatsanleiherenditen erkennen, der ihre Erwartungen einer sanften Landung

    (Abschwächung der Inflation ohne Rezession) möglicherweise gefährden könnte.

  • Wir stimmen mit der Fed weiterhin darin überein, dass sich die Inflation im Jahr 2024 weiter abschwächen wird. Hinsichtlich einer US-Rezession sind wir jedoch anderer Meinung. Wir glauben, dass die US-Wirtschaft auf eine milde Rezession zusteuert, da die Finanzierungsbedingungen angespannt und die Kreditkosten hoch sind. Dies dürfte einen weiteren Abwärtsdruck auf die Verbraucherausgaben ausüben, wie die sinkenden wöchentlichen Einzelhandelsumsätze zeigen.

  • In Deutschland stiegen die Auftragseingänge der Industrie im August nach längerer Durststrecke endlich einmal wieder spürbar (um 3,9 % gegenüber dem Vormonat), dafür ist die Industrieproduktion allerdings erneut gesunken - wofür vor allem der Bau und die Energieerzeugung verantwortlich waren, während die Autoproduktion spürbar zugelegt hat.

  • In Großbritannien steht das Wirtschaftswachstum für August an, und die Daten könnten Aufschluss darüber geben, was die Bank of England als nächstes tun wird. Die Notenbank hatte zuletzt ihren Ton geändert, was bedeuten könnte, dass die britischen Leitzinssätze bereits ihren Höhepunkt erreicht haben, obwohl wir die Möglichkeit von ein oder zweiweiteren Anhebungen in unserem Basisszenario weiterhin nicht ausschließen.

  • Auch in China stehen Inflationsdaten an, ebenso wie Zahlen zum Außenhandel und zur Kreditvergabe. Die Aktivität scheint sich im Sommer etwas belebt zu haben, aber die Immobilienkrise bleibt ein klarer Gegenwind für das chinesische Wachstum. Dies ist einer der Gründe, warum wir kürzlich unser Engagement in China und im asiatisch-pazifischen Raum reduziert haben.

  • Die Gewinnsaison für das dritte Quartal beginnt mit den großen US-Banken, die Ende dieser Woche ihre Ergebnisse vorlegen werden. Die Anleger werden sich wahrscheinlich auf die Prognosen bis zum Jahresende und auf die Auswirkungen der gestiegenen Zinsen auf das

    Kreditvolumen und den Immobilienmarkt konzentrieren.


*Die in dem vorliegenden „Markt- und Investment-Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteil zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des „Markt- und Investment-Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss. Das „Markt- und Investment-Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und in der Lage ist diese auch finanziell zu tragen. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch