Was Sie wissen müssen
Die USA haben kürzlich umfassende Zölle eingeführt und damit Vergeltungsmaßnahmen von China und der Europäischen Union ausgelöst. Diese Eskalation birgt Risiken für Wachstum und Inflation. Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Umsetzung der Zölle, die oft durch plötzliche Ankündigungen und Rücknahmen ausgelöst wird, hat der Marktstimmung mehr geschadet als die Zölle selbst. Dennoch könnten die Märkte mit der Einführung neuer Regeln beginnen, sich neu zu kalibrieren, insbesondere wenn die Verhandlungen schließlich beginnen. Obwohl sich dies im Laufe der Entwicklung ändern könnte, haben wir uns ausnahmsweise dazu entschlossen, die Portfolios noch nicht wieder an ihre langfristigen Ziele anzupassen. Nach dem Rückgang der Aktien und dem Anstieg der Staatsanleihen ist unsere derzeitige Positionierung vorsichtiger, mit einem geringeren Gesamtrisiko. So weit sind wir zwar noch nicht, aber niedrigere Bewertungen könnten schließlich selektive Einstiegspunkte bei Aktien und Unternehmensanleihen bieten.
Die jüngste Volatilität hat uns daran erinnert, wie wichtig es ist, Portfolios teilweise vor Verlusten zu schützen, sie gleichzeitig aber auch immer auf langfristigen Zuwachs auszurichten. In unseren VV-Mandaten und einigen anderen Portfolios halten wir derzeit ein Absicherungsinstrument, das an Wert gewinnt, wenn US-Aktien fallen. Angesichts des Ausverkaufs haben wir beschlossen, einen Teil dieser Absicherung zu verkaufen, um Gewinne zu realisieren, während wir einen Teil davon behalten, um die Auswirkungen weiterer Volatilität weiterhin abzufedern. Diese Strategie wird das Marktrisiko nicht “ausschalten”, aber sie kann ihren Einfluss mildern, ähnlich wie bei einer “echten” Versicherung. Wir sind bereit, die Portfolios bei Bedarf weiter anzupassen. Um die Diversifizierung unserer Investmentfondsauswahl weiter zu erhöhen, sind wir außerdem dabei, unser Engagement in einem aktiv verwalteten, europäischen Fonds mit einem spezifischen, stärker konzentrierten Stil zu reduzieren und in einen ETF mit einem breiteren Fokus umzuschichten, was ebenfalls hilft, Volatilität und Risiko zu mindern.

Robert Greil
Chefstratege

Daniele Antonucci
Co-Head of Investment & Chief Investment Offic
Handelskriege: Der Weg zur Lösung
Die Eskalation der Handelsspannungen zwischen den USA und dem Rest der Welt beherrscht die Schlagzeilen und treibt die Marktvolatilität in die Höhe. Die USA haben letzte Woche umfassende Zölle auf wichtige Handelspartner angekündigt und damit den effektiven US-Zollsatz auf ein Niveau angehoben, das es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat, einschließlich eines allgemeinen Basiszollsatzes von 10 % und gezielter gegenseitiger Zölle. All dies kommt zu den bereits eingeführten Zöllen hinzu. Auf China wird ein Zollsatz von 34 % zusätzlich zu den bestehenden 20 % erhoben, was China veranlasst hat, mit einer entsprechenden Erhöhung zu kontern. Die asiatischen Länder sind mit am stärksten betroffen (auch wenn einige, von Indien bis Taiwan, inzwischen Verhandlungsbereitschaft signalisieren), wobei Japan ebenfalls mit einem Zollsatz von 24 % rechnen muss. US-Präsident Trump kündigte außerdem einen Zollsatz von 20 % für die Europäische Union (die ebenfalls moderate Vergeltungsmaßnahmen ankündigte) und 10 % für das Vereinigte Königreich an. Aber es gibt auch Ausnahmen. Die Zölle für Kanada und Mexiko bleiben bei 25 %; der Zollsatz auf ausländische Autos und Autoteile bleibt ebenfalls bei 25 %; Gold, andere Metalle und Mineralien sind ausgenommen, ebenso wie Sektoren wie Halbleiter und Arzneimittel.
Diese Eskalation der Handelsspannungen setzt das Wirtschaftswachstum unter Druck und birgt das Risiko eines Inflationsanstiegs. Im Moment konzentrieren sich die Märkte mehr auf die kurzfristigen Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit (schwächeres Wachstum) als auf die Auswirkungen auf die Verbraucher- und Erzeugerpreise (höhere Inflation). Der US-Arbeitsmarkt ist zwar nach wie vor stark, wie die Daten vom vergangenen Freitag zeigen, aber wir sehen bereits negative Auswirkungen auf das Vertrauen der Investoren, auf Unternehmen und Verbraucher aufgrund der zunehmenden Unsicherheit, die durch die Ankündigungen im internationalen Handel entstanden ist. Es ist zwar schwer abzuschätzen, ob wir den Höhepunkt der Unsicherheit bereits erreicht haben, denn die Handelskriege könnten weiter eskalieren, wir sind aber der Meinung, dass der Weg zu einer Lösung eher ein "Prozess", denn ein “Ereignis” sein wird. Anleger kennen nun die neuen “Spielregeln” für den Warenhandel, und eventuelle Verhandlungen könnten die Unsicherheit verringern helfen. Dies könnte Anlagechancen in Vermögenswerten eröffnen, deren Bewertungen derzeit noch korrigieren, von Aktien bis hin zu Unternehmensanleihen.
Fiskalische Anreize / Stimulus: ein unterschätzter Markttreiber
Wir sind noch nicht soweit, bereits "in die Korrektur hinein zu kaufen" (d. h. Vermögenswerte mit einem Abschlag zu erwerben, weil wir an einen späteren Aufschwung glauben). Schließlich ist die Unsicherheit noch nicht am Abklingen. Die Umsetzung der eingeführten Zölle könnte sich angesichts der Ausnahmeregelungen schwierig gestalten, und die Märkte wissen nicht, wie lange diese Zölle in Kraft bleiben könnten. Verhandlungen, sobald sie stattfinden, könnten diese Unsicherheit jedoch verringern, auch wenn der Prozess heute langwierig und kompliziert erscheint. Nur auf die Zölle zu schauen, könnte jedoch kurzsichtig sein. Die Reihenfolge der US-Politik (Einführung von Zöllen jetzt, mit negativen Auswirkungen, vor den positiven Auswirkungen von Steuersenkungen und Deregulierung) hat die Märkte zweifelsohne verunsichert. Doch auch wenn dies wahrscheinlich erst zu einem späteren Zeitpunkt geschehen wird, da zunächst die Zustimmung des Kongresses erforderlich ist, wird sich die Trump-Administration jetzt wahrscheinlich auf steuerliche Unterstützung und Deregulierung konzentrieren. Fiskalische Anreize dürften der US-Wirtschaft und den Märkten dann Rückenwind geben und einige der Abwärtsrisiken durch höhere Zölle ausgleichen.
Auch im Rest der Welt ist mit fiskalischen Impulsen zu rechnen, ebenso wie mit geldpolitischen Impulsen in Form von Zinssenkungen, die in der Eurozone, wo die Inflation niedriger ist, wahrscheinlicher sind als in den USA, wo sie stärker ist, und im Vereinigten Königreich irgendwo dazwischen. In Europa war das Hauptthema der letzten Monate bei den politischen Entscheidungsträgern die Erhöhung der europäischen Ausgaben und Investitionen, von der Verteidigung bis zur Infrastruktur. Aufgrund dieses wichtigen Katalysators haben wir unser Engagement in europäischen Aktien kürzlich auf eine taktische Übergewichtung erhöht. Wir haben auch mehrere europäische Rüstungswerte in die Liste der für unsere Kunden in Frage kommenden Anlagen in unseren Beratungsmandaten aufgenommen. In unseren diskretionären Portfolios haben wir uns jedoch nicht auf Rüstungswerte konzentriert. Stattdessen haben wir uns für ein breiteres Engagement entschieden. Die Rüstungs- und Steuerausgaben kommen langfristig verschiedenen Sektoren zugute, z. B. Industrie-, Finanz-, Technologie-, Versorgungs- und Energiewerten. Wie immer bevorzugen wir eine diversifizierte Strategie und wollen uns nicht zu stark in einzelnen, eng definierten Sektoren engagieren.
Wie man im gegenwärtigen Umfeld über Aktien denken sollte
Wir werden zunehmend gefragt, ob Anleger an US-Aktien festhalten sollten, und die Antwort lautet aus unserer Sicht: Ja. Unserer Meinung nach sind US-Aktien nach wie vor eine überzeugende Anlageklasse. Unser Research zeigt, dass sie auf mittlere Sicht weiterhin überdurchschnittliche Ertragsaussichten haben. Es handelt sich um einen breiten, qualitativ hochwertigen und liquiden Markt, der in hohem Maße von Schlüsselthemen wie KI, Cloud-Infrastruktur und medizinischen Innovationen der nächsten Generation beeinflusst wird. Es ist aber auch ein Markt, in dem Bewertungen punktuell auf kurze Sicht immer noch eher anspruchsvoll sind, auch wenn sie durch den jüngsten Ausverkauf günstiger geworden sind.
Würden wir jetzt bereits wieder in US-Aktien investieren? Noch nicht ganz. In letzter Zeit haben wir einen Teil unserer US-Allokationen in Märkte mit attraktiveren Bewertungen und positiven Katalysatoren umgeschichtet. Wir haben dies auf zwei Arten getan. Erstens haben wir einen Teil unserer passiven Allokation in kapitalisierungsgewichteten US-Aktien ETFs, die vor allem im Technologiebereich hohe Bewertungen aufweisen, auf einen gleichgewichteten Index umgestellt. Solch ein Index gewichtet die attraktiver bewerteten Sektoren wie US-Industrie- und Finanzwerte höher, die auch von Handelsschutz, fiskalischen Anreizen und finanzieller Deregulierung profitieren könnten. Zweitens haben wir unsere Position in europäischen Aktien (einschließlich des Vereinigten Königreichs in Pfund Sterling-Portfolios) erhöht, wo wir uns einen Schub durch fiskalische Anreize versprechen, die sich auf die Themen Rüstung und Infrastruktur konzentrieren. Niedriger bewertete Vermögenswerte neigen dazu, bei einem Ausverkauf weniger zu fallen als höher bewertete.
Auch wenn sich dies im Zuge der Entwicklung der Ereignisse schnell ändern kann, haben wir uns vorerst bewusst dagegen entschieden, die Portfolios im Hinblick auf ihre langfristigen Risiko- und Ertragsziele neu zu gewichten. Angesichts des Ausverkaufs von Aktien und der Rallye bei Staatsanleihen ist unsere kurzfristige Haltung defensiver geworden, mit einem geringeren Anteil an ersteren und einem höheren Anteil an letzteren, bei einem niedrigeren Risikoniveau. Natürlich ist die Situation nach wie vor sehr unbeständig und die Positionierung könnte sich schnell ändern, wenn Katalysatoren wie Vergeltungsmaßnahmen, Verhandlungen oder politische Anreize zum Tragen kommen. Unser striktes Risikomanagement wird daher auch weiterhin einen wichtigen Beitrag dazu leisten, wann und wie wir Risiken hinzufügen oder reduzieren.
Der Wert der Absicherung und der Portfoliodiversifizierung in volatilen Märkten
Wir halten seit langem ein Absicherungsinstrument - sofern die Kenntnisse und Erfahrungen unserer Kunden sowie die Anlagerichtlinien und -vorschriften dies im jeweiligen Mandat zulassen - das bei fallenden US-Aktienmärkten an Wert gewinnt, um so Aktienverluste auf Portfolioebene ein wenig abzufedern. Im vergangenen Monat haben wir angesichts der zunehmenden Marktvolatilität bereits einen Teil dieser Position zu Geld gemacht. Jetzt verfolgen wir eine ähnliche Strategie, indem wir einen zusätzlichen Gewinn in dieser Position sichern und gleichzeitig den Schutz für den Fall, dass die Märkte weiter fallen, neu “kalibrieren”. Um es klar zu sagen: Es ist nicht möglich, mit einer derartigen, teilweisen Absicherungsstrategie alle Nachteile eines Aktienmarktrückgangs zu eliminieren, denn es wäre schlicht und ergreifend zu teuer, sich gegen alle möglichen Risiken abzusichern. Diese Strategien können jedoch einen gewissen “Puffer” schaffen, wenn Märkte fallen, und die “Reise glätten” helfen.
Was hilft in diesem Umfeld noch? Nun, Ihre Rendite- und Risikoziele im Auge zu behalten. Ist es sinnvoll, Ihre Anlagen mit Verlust zu liquidieren, wenn die Märkte fallen, und zu versuchen, später wieder einzusteigen, wobei Sie u.U. einen höheren Preis zahlen müssen, falls die Markterholung bereits stattgefunden hat? Wir sind der Meinung, dass es sinnvoller ist, über Regionen und Anlageklassen hinweg diversifiziert zu bleiben, so dass eine Schwankung in einem Teil des Portfolios (z. B. Aktien) durch einen Gewinn an anderer Stelle ausgeglichen werden kann (z. B. Staatsanleihen, die tendenziell an Wert gewinnen, wenn die Unsicherheit zunimmt). Darüber hinaus tauschen wir in Kürze - wie oben bereits erwähnt - einen Investmentfonds mit engem Fokus gegen ein breiteres Instrument, das den breiteren Aktienmarkt in Europa gut abbildet, was die Volatilität und das Risiko auf Portfolioeben weiter reduziert. Wir halten auch an unseren bestehenden Anlagen in Staatsanleihen, hochwertigen Unternehmensanleihen und inflationsgebundenen Anleihen sowie an Gold und Rohstoffen (auf Indexebene) fest. Derzeit sind wir weniger stark in risikoreichen High Yield-Anleihen engagiert, auch wenn die Bewertungen jüngst attraktiver geworden sind. Diese Positionierung zielt darauf ab, die Auswirkungen der Ungewissheit auf die Portfolios abzumildern, die wahrscheinlich bestehen bleiben wird, bis ein Weg hin zur Deeskalation des aktuellen Handelsstreits zurück zu politischen Anreizen eingeschlagen wird.
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