Das Ifo-Geschäftsklima ist weiterhin weniger positiv als die Einschätzung von Finanzexperten. Erst kürzlich hatten die ZEW-Konjunkturerwartungen einen bemerkenswerten Optimismus der Finanzexperten zutage gefördert. Der Ifo-Index bestätigt nun, dass die Unternehmen selbst die sehr große Zuversicht der Finanzexperten noch nicht im gleichen Ausmaß teilen. Zwar hellte sich die zukunftsweisende Erwartungskomponente der Geschäftsklima-Umfrage auf, allerdings nicht in vergleichbarem Ausmaß wie der Konjunkturoptimismus der Finanzexperten.
Dieses Auseinanderklaffen zweier wichtiger Frühindikatoren ist auch deswegen interessant, weil der ZEW-Index zuletzt einen regelrechten Sprung nach oben gemacht hatte und auf den höchsten Stand seit drei Jahren gestiegen war. Darin ist offensichtlich auch eine Menge Optimismus der Finanzbranche hinsichtlich der künftigen deutschen Fiskalpolitik enthalten, die wesentlich höhere Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur im weiteren Sinne erwarten lässt.
Was primär Ökonomen hoffen, ist noch ein gutes Stück weit entfernt von dem, was die Realwirtschaft aktuell erlebt. So legte Deutschlands Gesamt[1]Einkaufsmanagerindex für März gestern nur marginal – und weniger als vom Konsens erwartet – zu, wobei die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe wuchs, während sie sich im Dienstleistungsbereich überraschend abschwächte.
Dies zeigt aus unserer Sicht die Skepsis auf Seiten der deutschen Unternehmen, in welchem Ausmaß und ab wann sie vom beschlossenen neuen Ausgabenpaket des deutschen Staates profitieren werden. Wie unterschiedlich Finanzmarkt und Unternehmenslenker auf die Welt blicken, ist auch daran ablesbar, dass sich beispielsweise der DAX zuletzt deutlich vom Trend der Ifo-Erwartungskomponente entkoppelt hat, die eigentlich als sehr guter Frühindikator für den DAX gilt. Von dieser Seite kann man die jüngste Rallye gut und gerne als Rallye der Hoffnung werten.
Diese Hoffnung muss nicht zwingend enttäuscht werden und tatsächlich spricht einiges für die ersehnte wirtschaftliche Erholung – zumindest allmählich. Doch da bereits mindestens ein Teil dieser Erholung eingepreist scheint, drohen zumindest vorübergehend Rücksetzer, wenn negative Nachrichten, wie mögliche neue US-Zölle, die Zuversicht der Marktteilnehmer auf die Probe stellen. Wir rechnen daher in den kommenden Monaten mit volatilen Börsen.
Robert Greil
Merck Finck Chefstratege