Heute hat die EZB eine Brücke zur wohl ersten Leitzinssenkung im Juni gebaut. Mit unveränderten Einlage- und Hauptrefinanzierungssätzen und einer Betonung der Datenabhängigkeit in der Pressekonferenz hat die EZB genau das getan, was der Markt erwartet hat. Die Datenlage spricht derweil inzwischen immer klarer für eine Leitzinssenkung um 25 Basispunkte am 6. Juni.
Bis Juni dürfte die EZB vor allem die Inflationstrends/-zahlen im Euroraum für April und Mai im Fokus haben – inklusive jenen in Deutschland, wo die Inflationsrate besonders deutlich zurückging. Im März 2024 standen hier zu Lande nur noch 2,2 Prozent zu Buche, gegenüber noch 3,7% im Dezember 2023. Diese bislang vorläufige Zahl dürfte das Statistische Bundesamt am morgigen Freitag bestätigen.
Neben den bis Juni zu erwartenden Fundamentaldaten wird die EZB am 6. Juni ihre hauseigenen Inflations- und Wachstumsprognosen aktualisieren, mit denen sie dann den Zinsschritt gut begründen können sollte.
Unterm Strich rückt das Zwei-Prozent-Ziel der Notenbanken in der Eurozone schneller in Reichweite als in den USA, wo die gestrigen März-Inflationsdaten bereits zum dritten Mal in Folge über den Markterwartungen lagen. Mit dem Auseinanderdriften der Inflations- und auch der Wachstumstrends in den USA und dem Euroraum ist es aus unserer Sicht auch wahrscheinlich geworden, dass die EZB vor der Fed ihre Leitzinsen – und im weiteren Jahresverlauf auch stärker – senken wird.
Während wir bei der EZB weiterhin von vier Leitzinssenkungen bis Jahresende ausgehen, halten wir bei der Fed nur noch zwei Zinsschritte um 25 Basispunkte für wahrscheinlich.