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06. November 2024
US-Wahl: ein entscheidener Moment

Die politische Landschaft

Das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahlen steht zwar noch nicht fest, doch zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels liegt Donald Trump in Führung. In drei wichtigen ‚Swing States‘ – Pennsylvania, North Carolina und Georgia – haben die US-Medien Trump bereits zum Sieger erklärt, und auch in den übrigen vier Schlüsselstaaten Michigan, Wisconsin, Nevada und Arizona liegt er leicht in Führung. Um die Präsidentschaft zu gewinnen, benötigt ein Kandidat 270 Wahlmännerstimmen. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts hat Trump bereits 267, Kamala Harris dagegen nur 224. 

Neben der Präsidentschaft stimmen die amerikanischen Wähler auch über das gesamte Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats ab. Vorläufige Ergebnisse deuten auf einen knappen Ausgang im Repräsentantenhaus hin, wobei die Republikaner derzeit in Führung und damit sind auf dem besten Weg sind, sich die Mehrheit zu sichern. Wie erwartet wird sich die Kontrolle über den Senat von den Demokraten auf die Republikaner verlagern. Sollte es zu diesem „Red Sweep“ – sprich republikanische Mehrheiten in beiden Kongresskammern mit Trump als Präsident – kommen, könnte er voraussichtlich viel von seinem Programm umsetzen, einschließlich fiskalischer Maßnahmen wie Steuersenkungen und Zollerhöhungen gegenüber Schwellenländern (und möglicherweise Europa). 

In den kommenden Wochen könnten wir eine gewisse Volatilität erleben. Es ist jedoch auch möglich, dass die Klarheit über den Ausgang der US-Wahlen die Unsicherheit für einige Zeit verringert. Es ist erwähnenswert, dass der S&P 500 im Zeitraum von 1936 bis 2023 in Jahren mit gespaltenem Kongress eine durchschnittliche Performance von 15-16 % erzielte, während diese in Jahren mit einheitlichen Regierungen, wie es sich jetzt abzeichnet, bei 12 % lag. Möglicherweise ist dies auf die Volatilität zurückzuführen, die dadurch entsteht, dass eine geeinte Regierung in der Lage ist, bedeutendere politische Änderungen vorzunehmen. 

Natürlich müssten wir die endgültigen Ergebnisse abwarten. Nach US-amerikanischem Recht ist der nächste wichtige Termin der 11. Dezember, an dem die Meldung, Auszählung (und Nachzählung) der Stimmen endet. Sechs Tage später werden alle 538 Mitglieder des Wahlmännerkollegiums zusammenkommen, wobei mindestens 270 Stimmen erforderlich sind, um den nächsten US-Präsidenten zu wählen. Das Wahlergebnis wird dann an den neuen US-Kongress übermittelt, der am 3. Januar 2025 zum ersten Mal zusammentritt und das Wahlmännerkollegium am 6. Januar offiziell bestätigt. Am 20. Januar schließlich beginnt die Amtseinführung des 47. US-Präsidenten. 

Eine Fortsetzung des 'Trump-Trade'

Während wir diese Zeilen schreiben, reagieren die Finanzmärkte weiterhin auf die Nachricht. Die asiatischen Aktien geben nach, während die S&P 500-Futures zulegen und nun nahe ihrem Allzeithoch notieren. Wir haben eine leichte taktische Übergewichtung von Aktien, die wir mit etwas mehr kurzlaufenden Staatsanleihen und hochwertigen Unternehmensanleihen als üblich kombinieren, während wir riskantere Anleihen untergewichten. 

Wir glauben, dass eine Trump-Administration für Öl- und Gas-, Finanz- und Telekommunikationswerte positiv sein könnte, da die Deregulierung diesen Branchen zugutekäme. Auch für US-Aktien insgesamt könnte sich diese Konstellation - zumindest anfangs - positiv auswirken, da Trump die Staatsverschuldung erhöhen und damit das US-Wirtschaftswachstum beschleunigen dürfte, was den Industrie- und Rohstoffsektor unterstützen könnte. Die Auswirkungen auf Technologieunternehmen dürften differenzierter sein, da eine gewisse Unsicherheit über mögliche kartellrechtliche Maßnahmen besteht, aber auch Steuersenkungen die Investitionsausgaben ankurbeln könnten, was unter dem Strich positiv sein könnte. 

Neue Zölle würden sich voraussichtlich vor allem auf die Schwellenländer negativ auswirken, was einer der Gründe ist, warum wir derzeit keine taktischen Positionen in diesen Regionen haben. Sollten Zölle auf NATO-Verbündete angewandt werden, könnten sie sich auch auf Europa auswirken. Führen die Zölle am Ende zu einer höheren US-Inflation, könnte zudem der US-Verbrauchersektor negativ beeinflusst werden. Da höhere Haushaltsdefizite in den USA wahrscheinlich sind, stiegen die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen um 14 Basispunkte auf 4,41 %.

Wir haben US-Staatsanleihen bisher untergewichtet, weil wir befürchten, dass ein umfangreicher fiskalischer Stimulus zu einem erheblichen zusätzlichen Angebot an Staatsanleihen führen könnte (ein größeres Haushaltsdefizit führt zu einer höheren Staatsverschuldung), was ihren Kurs senkt. 

In unserer langfristigen, strategischen Asset Allocation halten wir auch Gold, Rohstoffe und hochwertige Staatsanleihen, da wir der Meinung sind, dass sie eine Vielzahl geopolitischer und wirtschaftlicher Risiken sowie einen hypothetischen Anstieg der Unsicherheit abfedern können. Wir halten auch "Versicherungs"-Instrumente für die USA und Europa (sofern die Kenntnisse und Erfahrungen unserer Kunden sowie die Vorschriften und Anlagerichtlinien dies zulassen), die bei einem Rückgang der Aktienmärkte an Wert gewinnen können. Umgekehrt könnten wir, wenn wir eine geringere Unsicherheit oder eine positivere Entwicklung z.B. für US-Aktien feststellen, den Verkauf dieser Instrumente in Betracht ziehen. 

Bei den Währungen war die jüngste Dynamik uneinheitlich. Heute Morgen legte der US-Dollar gegenüber dem Euro weiter zu und erreichte mit 1,076 den niedrigsten Stand seit Juli. Der Dollar ist in letzter Zeit bereits stärker geworden, was zum Teil daran liegt, dass die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen stärker gesenkt hat als die US-Notenbank (Fed). Umgekehrt hat sich das Pfund Sterling gegenüber dem Dollar nicht so stark abgeschwächt und in den letzten Wochen nur leicht an Wert verloren. Dies liegt daran, dass die Bank of England (BoE) die Zinsen bisher nicht so schnell gesenkt hat wie andere Zentralbanken. An diesem Donnerstag erwarten wir, dass sowohl die Fed als auch die BoE ihre Leitzinsen um ein Viertelprozent senken werden. 

*Die dem vorliegenden „Blick über die Märkte“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Blicks über die Märkte“dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Blick über die Märkte“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch