Künstliche Intelligenz (KI) ist seit einigen Jahren eines der wichtigsten Marktthemen. Im Mittelpunkt steht dabei das kalifornische Unternehmen Nvidia, das bis vor einigen Jahren vor allem für seine Grafikkarten bekannt war, die in der Videospielindustrie eingesetzt werden. Lange vor Einführung von ChatGPT setzte das Chip-Unternehmen schon früh auf KI, was sich enorm ausgezahlt hat und es zu einem der wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt machte. Am vergangenen Mittwoch veröffentlichte Nvidia seine mit Spannung erwarteten Ergebnisse für das zweite Quartal. Erneut übertrafen die Gewinne und Umsätze die Erwartungen der Analysten, was auf die starke Produktnachfrage zurückzuführen ist. Nvidia hob auch seine Gewinnprognose für das laufende Quartal an. Trotzdem fiel der Aktienkurs. Offenbar waren die Anleger enttäuscht, dass das Unternehmen seine Gewinn- und Umsatzprognosen nicht deutlicher übertreffen konnte. Diese Marktreaktion ähnelte der anderer „Magnificent Seven“-Technologieunternehmen, bei denen kleinere Gewinn- und Umsatzsteigerungen zu gedämpften Kursreaktionen führten.
Nachdem die Gewinnsaison für das zweite Quartal nun weitgehend abgeschlossen ist, stellen wir fest, dass die Ergebnisse der S&P 500-Unternehmen insgesamt gesehen gut ausgefallen sind. Trotz einiger Schwachstellen, vor allem bei Unternehmen, die von Einnahmen aus China oder einkommensschwachen Verbrauchern abhängig sind, stiegen die Gewinne der S&P 500-Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr zweistellig an. Im Gegensatz zu früheren Quartalen sind es nicht nur die „Magnificent Seven“, die das Gewinnwachstum antreiben. Außerhalb dieser Gruppe erzielten die Unternehmen im Durchschnitt ein ordentliches Gewinnwachstum je Aktie im mittleren einstelligen Prozentbereich. Außerdem stiegen die Margen leicht, was auf ein gesundes Unternehmensumfeld hindeutet.
Zusätzlich zur soliden Gewinnsaison sehen die US-Konjunkturdaten gut aus und entsprechen im Großen und Ganzen unserer Erwartung eines positiven, aber moderateren US-Wachstums. Dies hat sich positiv auf unsere Aktienportfolios ausgewirkt, die sich von Anfang August erholt haben, als sie nach dem schwachen US-Arbeitsmarktbericht vom Juli kurzzeitig unter Druck gerieten. Da die Präsidentschaftswahlen in den USA näher rücken, erwarten wir jedoch, dass die Märkte volatiler werden. Wir werden unsere Portfolios weiterhin über verschiedene Assetklassen, Regionen und Branchen gut diversifizieren. Darüber hinaus zielt das Aktien-„Versicherungs“-Instrument, das wir in unseren Portfolios halten (sofern dies aufgrund der Kenntnisse und Erfahrungen unserer Kunden, der Anlagerichtlinien und der Vorschriften zulässig ist), darauf ab, die Auswirkungen möglicher negativer Marktszenarien zu mildern.
Inflationsdaten aus den USA und der Eurozone sprechen für Leitzinssenkungen
In den USA verzeichnete der Kernpreisindex für die persönlichen Konsumausgaben (“PCE”), der volatile Komponenten wie Lebensmittel- und Energiepreise ausschließt und der von der US-Notenbank (Fed) bevorzugte Inflationsindikator ist, im Juli einen moderaten Anstieg von 0,2 % gegenüber Juni, was den Markterwartungen entsprach. Im Jahresvergleich lag die PCE-Kerninflationsrate bei 2,6 % und damit leicht unter den Erwartungen.
In der Eurozone wiesen die Inflationszahlen ebenfalls einen guten Trend auf. Der Verbraucherpreisindex (VPI) stieg im August im Jahresvergleich um 2,2 % (in Deutschland nach Berechnung des Statistischen Bundesamtes sogar nur um 1,9%), was einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Juli (2,6 % in der Eurozone und 2,3% in Deutschland) bedeutet. Auch die Kerninflation im Euroraum verlangsamte sich auf 2,8 %, nach 2,9 % im Juli.
Da sich die Inflation in den letzten Monaten weiter abgeschwächt hat, haben sich die Argumente für Leitzinssenkungen durch die Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) verstärkt. Die Äußerungen des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell auf dem Notenbanktreffen im amerikanischen Jackson Hole deuten ebenfalls darauf hin, dass die Fed bereit ist, ihren Schwerpunkt von der Eindämmung der Inflation auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und damit der Wirtschaft zu verlagern. Wir gehen davon aus, dass die Fed und die EZB im September beide ihre Leitzinsen senken werden, gefolgt von weiteren Senkungen im Laufe des Jahres, eine bis zwei bei der Fed und noch eine bei der EZB. Dies sollte sich positiv auf die Märkte auswirken, weshalb wir im Vergleich zu unserer typischen, langfristigen Vermögensallokation etwas mehr Aktien halten und europäische Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit sowie europäische Unternehmensanleihen hoher Qualität bevorzugen, die von Zinssenkungen profitieren dürften.
Diese Woche: Fokus auf US-Arbeitsplätze und US-Einkaufsmanagerindizes
In dieser Woche werden die wichtigsten Daten der US-Arbeitsmarktbericht (Freitag) sein, der wichtige Einblicke in den Zustand des Arbeitsmarktes geben wird. Eine über den Erwartungen liegende Beschäftigungszahl oder eine unter den Erwartungen liegende Arbeitslosenquote könnte die Zahl der Fed-Zinssenkungen, die die Märkte derzeit erwarten, verringern. Andererseits könnte ein schwacher Bericht die Markterwartungen für umfangreichere Zinssenkungen verstärken. Die Veröffentlichung der US-Einkaufsmanagerindizes des Institute of Supply Management für das verarbeitende Gewerbe (Dienstag) und den Dienstleistungssektor (Donnerstag) wird weitere Informationen über die Wachstumsaussichten der US-Wirtschaft liefern. In Deutschland richten sich die Blicke vor allem auf die Industriezahlen zu Aufträgen (Donnerstag) und Produktion (Freitag).
*Die in dem vorliegenden „Markt- und Investment-Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteil zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des „Markt- und Investment-Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss. Das „Markt- und Investment-Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar. Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und in der Lage ist diese auch finanziell zu tragen. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch