AUF EINEN BLICK
Nach einer weiteren Woche mit einigen volatilen Handelssitzungen schloss der US-Leitzindex S&P 500 um etwa 2 % niedriger. US-Staatsanleihen erholten sich, wobei die 10-jährige Rendite deutlich unter 4 % fiel (und somit die Anleihekurse stiegen, da sie sich invers zu den Renditen bewegen), weil die Märkte weitere Leitzinssenkungen der US-Notenbank (Fed) einpreisten. Dies führte zu einem Rückgang des US-Dollars gegenüber den wichtigsten Währungen und zu einem Anstieg des Goldpreises.
Wie weithin erwartet hat die Fed bei ihrer Sitzung vergangenen Mittwoch noch keine erste US-Leitzinssenkung vorgenommen. Die Aussage von Fed-Chef Powell, dass im September eine Zinssenkung "auf dem Tisch liegen könnte", sofern die Inflation weiterhin moderat bleibt, entsprach den Erwartungen. Die Aussicht, dass die US-Notenbank ihren lang erwarteten Lockerungszyklus einleiten würde, bereitete den Boden für eine kurzfristige Markterholung. Schwache Wirtschaftsdaten führten am Donnerstag jedoch an den Börsen zu einer starken Gegenreaktion nach unten. Der die Aktivität der US-Industrie messende “ISM”-Einkaufsmanagerindex fiel im Juli auf den niedrigsten Stand seit acht Monaten. Der daraufhin einsetzende Ausverkauf an den Aktienmärkten setzte sich am Freitag mit der Veröffentlichung enttäuschender Arbeitsmarktdaten fort. Die US-Wirtschaft hat im Juli weit weniger neue Arbeitsplätze geschaffen als erwartet, und die Arbeitslosenquote stieg auf 4,3 %. Insgesamt betrachtet sieht es aus unserer Sicht bisher nicht danach aus, dass diese Daten auf eine bevorstehende US-Rezession hindeuten. Sie deuten allerdings eine Verlangsamung des Wachstumstempos an.
Unsere Positionierung im Kontext der Marktvolatilität
Nach einer langen Phase der Ruhe sind die Märkte in letzter Zeit wieder volatiler geworden. Dies ist in einem späten Stadium des Konjunkturzyklus nicht ungewöhnlich, da Anleger beginnen, die Langlebigkeit des Zyklus sowie die hohen Bewertungen und Gewinnmargen in Frage zu stellen. Wir sollten nicht zu viel in einige wenige (schwächere) Datenpunkte hineininterpretieren, beobachten aber alle eingehenden Informationen genau und stellen damit sicher, dass unser Szenario einer weichen Landung der US-Wirtschaft (langsameres, aber positives Wachstum und Zinssenkungen) auf Kurs bleibt. Eine fragmentierte Welt mit erhöhten (geo-)politischen Risiken, einschließlich der US-Wahlen Anfang November, wie wir sie in unserem Counterpoint-Anlageausblick 2024 beschrieben haben, ist ebenfalls eine Quelle der Volatilität. Um in diesem Umfeld zu bestehen, haben wir die Diversifizierung unseres Portfolios durch strategische und taktische Positionen schrittweise erhöht.
Unsere strategischen Investments in hochwertige Anleihen, insbesondere in US-Staatsanleihen, erfüllen wieder ihre traditionelle Rolle als Absicherung gegen abwärts gerichtete Wachstumsrisiken und haben sich in dieser Zeit der Marktvolatilität gut entwickelt. Ein solches Szenario wäre auch für unsere Goldposition günstig und sollten die geopolitischen Risiken weiter ansteigen, würde unsere Position bei Rohstoffen wahrscheinlich ebenfalls davon profitieren. Insbesondere unsere taktische Position, die wir mit europäischen Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten aufgebaut haben, dürfte davon profitieren, wenn die Notenbanken weitere Leitzinssenkungen vornehmen, um das Wachstum zu unterstützen. Außerdem haben wir kürzlich unsere Position in Small-Cap-Aktien geschlossen. Nach einer anfänglichen Rallye ist dieser Markt in letzter Zeit unter Druck geraten, da er recht empfindlich auf das US-Wirtschaftswachstum reagiert, das sich stärker als erwartet verlangsamt. Darüber hinaus schützt das "Versicherungs"-Instrument, das wir in unseren Portfolios halten (sofern dies aufgrund der Kenntnisse und Erfahrungen unserer Kunden, der Anlagerichtlinien und der Vorschriften zulässig ist), bis zu einem gewissen Grad vor erheblichen Aktienrückgängen. Der Aufbau robuster Portfolios, die einer Reihe von wirtschaftlichen Entwicklungen standhalten können, ermöglicht es uns, weiterhin in hochwertigen Anlagen mit attraktivem langfristigen Potenzial investiert zu bleiben.
Bank of England senkt Leitzins, Wirtschaft im Euroraum hat sich erholt, japanischer Yen steigt
Die Bank of England (BoE) hat, wie von uns erwartet, ihre erste Leitzinssenkung vorgenommen - die erste seit März 2020. Dies war zwar wahrscheinlich, aber nicht klar, da die Märkte einer Zinssenkung nur eine Wahrscheinlichkeit von 60 % zuwiesen. Der Leitzins wurde um einen Viertelprozentpunkt auf 5 % gesenkt. Gouverneur Bailey wies darauf hin, dass die politischen Entscheidungsträger darauf achten müssen, die Zinsen nicht zu schnell oder zu stark zu senken. Wir rechnen definitiv mit einer weiteren BoE-Zinssenkung in diesem Jahr und sehen Chancen für eine zweite Senkung. In Japan hat die Bank of Japan (BoJ) ihren Leitzins von 0,1 % auf 0,25 % angehoben und ihre Absicht bekundet, ihre Bilanz zu verkleinern. Nach der Pressekonferenz von BoJ-Gouverneur Ueda zog der japanische Yen an, und japanische Aktien fielen in der Folge stark, da sich eine stärkere Währung negativ auf die Unternehmensgewinne auswirken könnte.
Das vorläufige Bruttoinlandsprodukt der Eurozone im zweiten Quartal fiel besser als vom Markt erwartet aus und passt zu unseren Prognosen. Die Wirtschaft befindet sich auf einem bescheidenen Erholungspfad, wenn auch ungleichmäßig zwischen Bereichen (Dienstleistungen schneiden besser ab als das verarbeitende Gewerbe) und Ländern (Peripherieländer wie Italien und Spanien übertrafen Kernländer wie Deutschland und Frankreich – hier zu Lande war die Wirtschaftsleistung sogar minimal rückläufig). Die Inflation in der Eurozone überraschte im Juli leicht nach oben (in Deutschland kletterte sie ebenfalls leicht auf 2,3 %), aber wir gehen nicht davon aus, dass dies die Europäische Zentralbank (EZB) davon abhalten wird, ihre Leitzinsen in diesem Jahr noch ein- oder zweimal zu senken, wobei die nächste Senkung wahrscheinlich im September erfolgen wird. Wir halten weiterhin eine etwas erhöhte Allokation von Aktien der Eurozone, um von der wirtschaftlichen Erholung, weiteren Leitzinssenkungen der EZB und relativ attraktiven Bewertungen zu profitieren.
Diese Woche: weitere Quartalszahlen und US-Arbeitsmarktdaten
Die Gewinnsaison für das 2. Quartal ist nun mehr als zur Hälfte vorbei. Insgesamt fällt das Gewinnwachstum je Aktie im 2. Quartal sowohl in den USA als auch in Europa besser aus als erwartet. Es ist jedoch bemerkenswert, dass der Großteil des Gewinnwachstums eher defensiven Branchen zuzuschreiben ist. Die meisten Unternehmen, die Gewinnwarnungen herausgegeben haben, stammen aus zyklischen Branchen.
Die Gewinnsaison für “Big Tech” ist durchwachsen verlaufen: Google, Amazon und Microsoft haben die geringsten Gewinnsteigerungen je Aktie seit mehreren Quartalen erzielt. Die Kursreaktionen auf die Berichte der großen Technologieunternehmen waren überwiegend negativ. Apple war ein Lichtblick, da das Unternehmen davon ausgeht, dass die Verbraucher im Laufe dieses Jahres auf ein neues iPhone mit KI-Funktionen umsteigen werden. Nach den enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten der vergangenen Woche werden wir den wöchentlichen US-Arbeitslosenbericht am Donnerstag genau beobachten.
Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung informieren.
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