AUF EINEN BLICK
- Baldige Leitzinssenkung, aber noch nicht kurzfristig: Die US-Notenbank (Fed), die Bank of England (BoE) und die schwedische Riksbank haben auf ihren Sitzungen in der vergangenen Woche die Leitzinsen unverändert gelassen. Anders als die Fed und die BoE, die sich gegen die Aussicht auf eine baldige Zinssenkung wehrten, signalisierte die Riksbank, dass eine Senkung noch in der ersten Jahreshälfte erfolgen könnte. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Fed, die Europäische Zentralbank und die BoE ihre Leitzinssätze etwa zur Jahresmitte senken werden.
- Wichtige Aktienindizes auf bzw. nahe an Allzeithochs: Trotz damit wohl keiner kurzfristigen Leitzinssenkungen markierte die Wall Street weitere Rekordmarken, was auch die europäischen Indizes inklusive des DAX nach oben trieb. Der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, sagte, dass ein starkes Wirtschaftswachstum nicht länger ein Problem für die Inflation und die Geldpolitik sei. Diese Äußerung sowie ein Aufschwung im verarbeitenden US-Gewerbe, unerwartet gute US-Arbeitsmarktdaten und robuste Gewinne bei den großen Technologiewerten trugen dazu bei, dass US-Aktien in dieser Woche höher schlossen. Dennoch kam es bei den europäischen Aktienindizes zu Gewinnmitnahmen, während Aktien der Schwellenländer unterdurchschnittlich abschnitten, was auf die anhaltenden Schwierigkeiten des chinesischen Aktienmarktes zurückzuführen war.
- Schwankende Anleiherenditen: Die Renditen von Staatsanleihen stiegen (und die Kurse fielen) am Freitag nach dem guten US-Arbeitsmarktbericht. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Anleger zu viele Leitzinssenkungen eingepreist hatten. Wir halten eine Abschwächung der Zinssenkungserwartungen nach wie vor für wahrscheinlich, was auf kurze Sicht für Marktschwankungen sorgen dürfte. Auf längere Sicht, wenn die Notenbanken mit Zinssenkungen beginnen, dürfte der Abwärtstrend der Anleiherenditen wieder einsetzen.
- Solide Gewinne von Technologieunternehmen begeistern die Börse nicht: Nach einer starken Rallye der US-Tech-Aktien in den vergangenen drei Monaten konnten die Berichte von Microsoft, Apple und Alphabet die Anleger nicht begeistern, obwohl ihre Ergebnisse für das vierte Quartal 2023 über den Erwartungen lagen.
UNSERE POSITIONIERUNG
Hier erfahren Sie, was in unseren Kernportfolios passiert:
- Wir gehen zu einer ausgewogeneren Allokation über: Wir werden unsere adjustierte Hausmeinung in unserem Februar-Counterpoint (erscheint nächste Woche) im Detail vorstellen. Insgesamt besteht die wichtigste Änderung darin, dass wir die US-Wirtschaft jetzt besser positiver einschätzen und die Wahrscheinlichkeit einer Rezession für geringer halten, da die jüngsten Daten solide waren und sich die wichtigsten Frühindikatoren verbessert haben. Daher erhöhen wir unsere Aktienquote leicht und reduzieren unsere Anleihenquote. Somit setzen wir unsere Maßnahmen von Anfang Dezember letzten Jahres fort, als wir begannen, unsere defensive Ausrichtung abzuschwächen, da die Zinsen ihren Höchststand erreicht haben und in Zukunft wahrscheinlich sinken werden, wodurch eine wichtige Hürde für Aktien entfällt.
- Aktien auf neutral: Wir glauben, dass Aktien auf Sicht von 12 Monaten ein ausgewogeneres Risiko-Ertrags-Verhältnis aufweisen, da die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA gesunken ist. Daher stocken wir unsere Aktienpositionen auf. Wir investieren in globale Small Caps (Aktien kleinerer Unternehmen), da diese tendenziell davon profitieren, wenn sich das Wirtschafts- und Gewinnwachstum im Vergleich zu den Erwartungen verbessert. Aufgrund der verbesserten Konjunkturaussichten und der wahrscheinlicher Leitzinssenkungen ab Mitte des Jahres investieren wir auch breiter in US-Aktien – sprich, wir trennen uns von unserer US-Aktienposition mit geringer Volatilität.
- Aufstockung von hochwertigen europäischen Unternehmensanleihen: Wir erhöhen unser Engagement in europäischen Investmentgrade-Anleihen, da deren Bewertungen attraktiv sind. Um dies zu finanzieren, reduzieren wir unser Engagement in US-Anleihen und europäischen Staatsanleihen, die weniger attraktiv bewertet sind.
- Wir bleiben in risikoreicheren Märkten zurückhaltend: Bei der Betrachtung unserer regionalen Engagements und Anlagestile sowie über alle Anlageklassen hinweg behalten wir eine defensive Grundausrichtung bei. Wir halten weniger europäische Aktien als üblich: Die Bewertungen scheinen fair, aber das Konjunkturumfeld hat sich noch nicht verbessert. Außerdem bevorzugen wir in Europa nach wie vor defensive Branchen mit geringer Volatilität, wie z. B. Aktien aus dem Gesundheitswesen oder den Sektoren Basiskonsumgüter und Versorger, da diese in der Regel weniger von einer schwächeren Konjunktur betroffen sind. Auf der Rentenseite halten wir im Vergleich zu unserer strategischen Asset Allocation immer noch weniger Hochzinsanleihen.
- Die Portfoliodiversifizierung bleibt wichtig: Wir behalten unser breites Engagement in Rohstoffen bei, welches wir kürzlich in unsere strategische Asset Allocation aufgenommen haben. Es kann dazu beitragen, Portfolios vor kurzfristigen Unsicherheiten etwa durch geopolitische Entwicklungen und bei den Energiepreisen zu schützen. Wir halten auch weiter strategisch an Aktien aus den entwickelten Ländern des pazifischen Raums ohne Japan fest, die wir ebenfalls erst kürzlich in unser Anlageuniversum aufgenommen haben, da sie eine zusätzliche Portfoliodiversifizierung bieten, attraktive Bewertungen aufweisen und das Potenzial haben, die asienspezifische Dynamik zu nutzen.
WAS WIR BEOBACHTEN
- Wird China weiterhin mit Deflation kämpfen? Die Veränderungsrate der Verbraucher- und Erzeugerpreise (Donnerstag) wird wahrscheinlich negativ ausfallen, was darauf hindeutet, dass Chinas Wirtschaft weiter schwächelt. Die monatelange Deflation hat chinesische Aktien belastet, zusätzlich zu anderen Faktoren wie der anhaltenden Immobilienkrise (letzte Woche ordnete ein Gericht die Liquidation von Evergrande, Chinas größtem Immobilienunternehmen, an). Die jüngsten Konjunkturimpulse haben sich nicht als Rückenwind für die Aktien erwiesen, die weiter nahe den Tiefstständen der letzten beiden Jahrzehnte verharren.
- Wird sich die Eurozone inklusive Deutschlands aus der Wachstumsflaute befreien? Wir glauben, dass die Daten zur deutschen Industrie (Auftragseingänge am Dienstag und Produktionszahlen am Mittwoch) in dieser Woche zusammen mit den vorläufigen Inflationszahlen der vergangenen Woche (in Deutschland sank die Inflationsrate auf 2,9 %) sowie einer Reihe von Einzelhandelsumsätzen und anderen Verbraucherindikatoren, die in den letzten Tagen für die Eurozone veröffentlicht wurden, zeigen werden, dass diese weiterhin stagniert bzw. leicht schrumpft. Auch wenn die Frühindikatoren eine gewisse Stabilisierung erkennen lassen, verbessert sich die wirtschaftliche Lage noch nicht.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Erträge.
*Die in dem vorliegenden „Markt- und Investment-Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteil zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des „Markt- und Investment-Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss. Das „Markt- und Investment-Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar. Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und in der Lage ist diese auch finanziell zu tragen. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch