An diesem Wochenende gab es einen weiteren Anschlagsversuch auf den Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Auch wenn zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts noch nicht klar ist, welche Auswirkungen dies auf die Märkte haben wird und ob und inwieweit sich dadurch die Wahlabsichten ändern, könnte dies die US-Wahlen am 5. November noch stärker in den Blickpunkt der Anleger rücken.
Die EZB senkt erneut ihre Leitzinssätze
Wie erwartet hat die Europäische Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche ihre Leitzinsen um einen weiteren Viertelprozent gesenkt, so dass der Einlagensatz nun bei 3,5 % liegt. Da die Inflation sinkt und auf das Ziel der Notenbank zusteuert, wird die EZB unserer Meinung nach in diesem Jahr noch eine weitere Zinssenkung vornehmen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass sie dies bereits auf der nächsten Sitzung im Oktober machen wird. Wir halten – wie von EZB-Präsidentin Christine Lagarde angedeutet – eine Senkung im Dezember für wahrscheinlicher.
Auf seiner letzten Sitzung beschloss unser Anlagekommittee, die Übergewichtung bei kurzlaufenden europäischen Staatsanleihen beizubehalten, da die Kurse von den niedrigeren Zinsen profitieren. Dies hat sich bemerkbar gemacht, denn die Kurse europäischer Anleihen stiegen, während die Renditen die zweite Woche in Folge fielen. Eine wichtige Entwicklung ist die Rückkehr der entgegengesetzten Performance von Aktien und Anleihen: Fällt der Wert der einen Anlageklasse, steigt derjenige der anderen und umgekehrt. Dies trägt dazu bei, die Portfoliovolatilität zu mindern.
Die Fed wird sich wohl diese Woche anschließen
Im Rahmen unserer langfristigen, diversifizierten Allokation entfallen etwa drei Viertel unseres festverzinslichen Engagements auf hochwertige Staatsanleihen und Investmentgrade-Unternehmensanleihen, da diese von den niedrigeren Zinsen profitieren. Die Renditen von US- und britischen Staatsanleihen fielen in der vergangenen Woche im Vorfeld der dort wichtigen Notenbanksitzungen in dieser Woche ebenfalls. Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank (Fed) am Mittwoch mit Leitzinssenkungen beginnen wird. Der Markt ist immer noch geteilter Meinung darüber, ob die Fed ihren Leitzins um einen Viertel- oder einen halben Prozentpunkt senken wird. Wir halten Ersteres für wahrscheinlicher.
Auch die Bank of England (BoE) tritt diese Woche (Donnerstag) wieder zusammen, aber wir glauben nicht, dass sie dieses Mal die Zinsen senken wird. Die jüngsten britischen Konjunkturdaten waren relativ solide: Die Arbeitslosenquote ging im Juli zurück, sowohl das verarbeitende Gewerbe als auch der Dienstleistungssektor expandierten im August weiter, und der Bericht vom Mittwoch dürfte zeigen, dass die Inflation im vergangenen Monat vorübergehend angestiegen ist. Da sich die Inflation jedoch weiter abschwächt, wird die BoE unserer Meinung nach ihre Leitzinsen im Dezember senken.
Da die überraschende Leitzinserhöhung der Bank of Japan (BoJ) und die Kommunikation dazu im August einer der Gründe für die sommerliche Marktvolatilität war, wird die Sitzung in dieser Woche (Freitag) genau beobachtet werden. Es ist unwahrscheinlich, dass die BoJ ihre Leitzinsen gleich noch einmal anhebt, aber die Anleger werden auf Hinweise auf weitere Erhöhungen achten. Vor allem aufgrund der Schwäche des US-Dollars hat der japanische Yen in letzter Zeit weiter zugelegt und damit einige der im August aufgetretenen Marktsorgen wieder aufgegriffen. Die Volatilität an den Aktienmärkten ist jedoch seit dem Anstieg im Sommer deutlich zurückgegangen.
Schließlich ist es unwahrscheinlich, dass Norwegens Norges Bank (Donnerstag) ihre Leitzinssätze noch senkt. Die jüngsten regionalen Umfragen der Notenbank zeigten dort eine zweigeteilte Wirtschaft. Öl-Dienstleistungen entwickeln sich trotz der jüngsten Ölpreisschwäche dort gut, während zinssensible Branchen (Baugewerbe und verarbeitendes Gewerbe) weiterhin unter Druck stehen. Wie die EZB und die BoE dürfte auch die norwegische Zentralbank die Zinsen im Dezember senken und damit den Beginn ihres eigenen geldpolitischen Lockerungszyklus einläuten.
Gold glänzt, Märkte bleiben auf Daten hin überempfindlich
Gold stand erneut im Mittelpunkt des Interesses. Das Edelmetall markierte neue Rekordstände und dürfte weiter steigen, gestützt durch die bevorstehenden Zinssenkungen, die wachsende Nachfrage angesichts der Unsicherheit an den Märkten und da einige Notenbanken weiterhin Gold kaufen. Mit dem Rückgang des US-Dollars erholten sich auch die Rohstoffpreise in der vergangenen Woche nach mehreren rückläufigen Wochen. Störungen im Golf von Mexiko stützten die Ölpreise ebenfalls, da die Hurrikan-Saison in vollem Gange ist. Der Monatsbericht der Internationalen Energieagentur wies jedoch aufwachsende Bedenken hinsichtlich der Ölnachfrage, insbesondere aus China, hin.
Die Märkte waren zuletzt recht nervös und reagierten auf jede noch so kleine Enttäuschung bei den Daten. Vergangene Woche war es nicht anders. Die US-Inflation fiel auf 2,5 % und damit auf den niedrigsten Stand seit Februar 2021. Auf den ersten Blick ist dies eine gute Nachricht. Die Kerninflation (ohne Lebensmittel- und Energiepreise) lag jedoch leicht über den Markterwartungen, was zu einer gewissen kurzfristigen Marktvolatilität führte.
Diese Volatilität verringerte sich kurz darauf dank Nvidia, dessen Aktien seit Ende Juni seitwärts gehandelt werden. Positive Kommentare des CEO und die Nachricht, dass Oracle die KI- und Datenverarbeitung mit den Blackwell-Chips von Nvidia beschleunigen wird, verhalfen der Aktie und dem breiteren S&P 500-Aktienindex zu einem Aufschwung. Insgesamt beendeten die Aktienmärkte in den Industrieländern die vergangene Woche mit einer starken Note und glichen damit einen Großteil der in der ersten Septemberwoche verzeichneten Verluste wieder aus.
Ein Blick auf die saisonale Marktvolatilität
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das dritte Quartal des Jahres für Risikopapiere in der Regel schwierig ist. Wir glauben nicht, dass eine Überreaktion auf kurzfristige Kursbewegungen eine gute Strategie ist. Wir haben eine leichte taktische Übergewichtung von Aktien und halten eine gut diversifizierte Allokation aufrecht, um diese volatilen Zeiten zu überstehen. Dieser Ansatz hat uns geholfen, die jüngsten Volatilitätsschübe abzufedern. Insgesamt gehen wir davon aus, dass die USA eine Rezession vermeiden werden und sich stattdessen nach einer beträchtlichen Stärke des Wirtschaftswachstums einfach auf ein normaleres Tempo einpendeln werden.
Bislang haben wir keine drastische Verschlechterung der Konjunkturdaten festgestellt, sondern lediglich ein moderateres Wachstumstempo, wie wir es erwartet hatten. Natürlich gibt es einige Schwachstellen, vor allem auf dem Arbeitsmarkt und im verarbeitenden Gewerbe, während der Dienstleistungssektor wesentlich widerstandsfähiger zu sein scheint. Darüber hinaus prognostizieren die sogenannten “Nowcast”-Indikatoren, die aktuelle Daten zur Vorhersage des Wirtschaftswachstums verwenden, für das dritte Quartal ein US-Wachstum von über 2%.
Wir sind also der Meinung, dass die Messlatte für eine so starke Konjunkturabschwächung, dass es zu einer Rezession kommt, auf kurze Sicht sehr hoch liegt.
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