AUF EINEN BLICK
Wie vom Markt bereits seit einiger Zeit vermutet, hat Joe Biden beschlossen, sich aus dem US-Präsidentschaftswahlkampf zurückzuziehen und seine Vizepräsidentin Kamala Harris zu unterstützen. Obwohl Harris in Umfragen teils besser abschneidet als Biden, liegt sie immer noch hinter Donald Trump zurück. Auch wenn es – zumindest bisher – innerhalb der Partei keine offensichtlichen Herausforderer zu geben scheint, können die Demokraten immer noch andere Kandidaten wählen. Inzwischen hat Trump offiziell die Nominierung der Republikaner angenommen.
Zum jetzigen Zeitpunkt entspricht unser Engagement in US-Aktien unserer langfristigen Allokation – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Während der ersten Präsidentschaft von Trump schnitten US-Aktien besser ab als andere Regionen. Damals waren die Bewertungen jedoch niedriger, und der Markt wurde nicht von einer konzentrierten Anzahl von Aktien angetrieben, wie es heute der Fall ist. Spekulationen, dass Trumps Politik angesichts eines möglicherweise umfangreichen fiskalischen Stimulus leicht inflationär sein könnte, könnten sich auch auf US-Staatsanleihen auswirken. Wir haben unser Engagement bei diesen Anleihen kürzlich reduziert, sind auch bei US-Anleihen mit Investmentgrade-Rating untergewichtet und bevorzugen ihre europäischen Pendants in Form von Staatsanleihen und Papieren von Qualitätsunternehmen, da die Bewertungen attraktiver sind.
Darüber hinaus haben wir unsere Portfolios so aufgebaut, dass sie Volatilitätsschübe überstehen, falls es im Sommer höhere Kursschwankungen gibt. Wir sind über Anlageklassen und Regionen hinweg gut diversifiziert und halten (sofern die Kenntnisse und Erfahrungen der Kunden sowie die Vorschriften dies zulassen) ein "Versicherungsinstrument”, das im Falle eines Rückgangs der Aktienmärkte in den USA und Europa die Auswirkungen abfedern soll.
Diversifizierung bleibt der Schlüssel bei möglichen kurzfristigen Turbulenzen
Da in der vergangenen Woche keine wirklich wichtigen Konjunkturdaten veröffentlicht wurden, standen Unternehmensgewinne und geopolitische Entwicklungen im Mittelpunkt. Dies hat die Spannungen zwischen den USA und China etwas verschärft, wobei die unsichere Lage im Südchinesischen Meer wieder einmal die Schlagzeilen beherrschte, aber vor allem den Technologiesektor belastete. Der Tech-Krieg zwischen den USA und China dauert schon eine Weile an, aber die protektionistischen Äußerungen von Donald Trump trafen Tech-Aktien, die sich schlechter entwickelten als andere “Large Caps”. Dies wurde durch die IT-Panne bei Microsoft am Freitag noch verstärkt. Die Quartalszahlen der taiwanesischen TSMC und der niederländischen ASML zeigten jedoch eine steigende Nachfrage nach KI-Chips und entsprechenden Halbleiterwerkzeugen. Wir glauben nicht, dass dieser strukturelle Trend in Richtung KI durch einen Wahlsieg von Trump gefährdet wäre. Daher haben wir unsere Portfolios so positioniert, dass sie langfristig von diesem Trend profitieren, und zwar über unsere Einzelaktien, thematischen Fonds und unser strategisches Engagement bei US-Aktien.
Niedrigere Zinsen in Europa wahrscheinlich, Rückenwind für Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit
Da wir in letzter Zeit unser Engagement bei europäischen Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit in unseren Portfolios erhöht haben, haben wir die geldpolitische Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche aufmerksam verfolgt. Die EZB beschloss, ihr Leitzinssätze nicht erneut zu senken (der Hauptrefinanzierungssatz bleibt also bei 4,25 %), und Präsidentin Christine Lagarde gab nur wenige Hinweise auf den nächsten geldpolitischen Schritt. Wir glauben jedoch nach wie vor, dass die Notenbank im September eine weitere Zinssenkung vornehmen wird, da sich die Inflation langsam wieder dem 2 %-Ziel nähert. Auf der anderen Seite des Ärmelkanals (wo wir unser Engagement in kurzlaufenden Staatsanleihen erhöht haben) blieb die Gesamtinflation im Juni bei der Zielmarke von 2 %. Trotz einer gewissen Stetigkeit bei der Dienstleistungsinflation deuten mehrere Frühindikatoren auf eine niedrigere Inflation im Vereinigten Königreich hin. Wir gehen davon aus, dass die Bank of England im August mit Leitzinssenkungen beginnen wird. In der vergangenen Woche fielen die Renditen kurzlaufender Euro- und Pfund-Staatsanleihen (d.h. die Kurse stiegen) in Erwartung von Zinssenkungen.
Fundamentaldaten sind wichtig
Die neue Woche begann mit einer überraschenden Zinssenkung durch die People's Bank of China, die das zuletzt enttäuschende Wirtschaftswachstum des Landes stützen sollte. Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir für Schwellenländeraktien neutral eingestellt und halten ein niedriges Engagement in Schwellenländeranleihen. In der Eurozone erwarten die Märkte, dass die am Mittwoch anstehenden Einkaufsmanagerindizes für Juli etwas besser als im Juni ausfallen. Wir glauben, dass unsere über dem Konsens liegende Wachstumsprognose für den Euroraum von 1 % für 2024 realistisch bleibt. Die sich verbessernde Wirtschaftstätigkeit im Dienstleistungssektor war einer der Gründe, warum wir unsere Allokation bei europäischen Aktien kürzlich erhöht haben.
In den USA dürfte sich das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal (Zahlen kommen am Donnerstag) gegenüber dem ersten Quartal erholt haben. Dies würde die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft und die Tatsache, dass eine Rezession in den nächsten 6-12 Monaten immer noch recht unwahrscheinlich ist, unterstreichen. Allerdings verlangsamt sich das Wachstum in den USA im Vergleich zu dem starken Wachstum des vergangenen Jahres deutlich. Amerikas Inflation wird in dieser Woche wieder im Mittelpunkt stehen, denn am Freitag wird der Index der persönlichen Verbrauchsausgaben in den USA veröffentlicht, das bevorzugte Inflationsmaß der US-Notenbank, das sich unseres Erachtens weiter dem Ziel der Notenbank annähern dürfte. Sofern die Inflation nicht höher ausfällt als erwartet, werden die Märkte wahrscheinlich weiterhin mit einer US-Leitzinssenkung durch die Fed im September rechnen, zumindest bis zur Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts nächste Woche. Die Gewinnsaison der Unternehmen ist derweil in vollem Gange und könnte eine recht gute Wachstumsstory widerspiegeln. So werden die Zahlenwerke der US-Giganten Alphabet und Tesla am Dienstag erwartet. Die europäischen Mega-Caps Roche und Nestle berichten am Donnerstag.
*Die in dem vorliegenden „Markt- und Investment-Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteil zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des „Markt- und Investment-Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss. Das „Markt- und Investment-Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar. Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und in der Lage ist diese auch finanziell zu tragen. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch