AUF EINEN BLICK
Frankreich geht an die Urnen
Am 30. Juni und am 7. Juli werden die Franzosen ihre Abgeordneten wählen. Es stehen 577 Sitze zur Wahl, d.h. eine Partei braucht 289 Sitze, um eine absolute Mehrheit zu erreichen und zu regieren. Alles darunter würde wohl zu Koalitionsverhandlungen führen. Dies ist seit 2022 unter Präsident Macron der Fall, da seine Partei keine absolute Mehrheit im Parlament hat. Doch dieses Mal scheint es anders zu sein. Allianzen wurden bereits geschlossen, und eine Versöhnung zwischen den Parteien ist schwer vorstellbar, da die wirtschaftlichen, sozialen, gesellschaftlichen und geopolitischen Strategien so unterschiedlich sind.
Was bedeutet das für die Märkte? In Anbetracht der Ungewissheit ist mit Schwankungen um die beiden Wahlgänge herum zu rechnen. Französische Staatsanleihen sind angesichts der (moderaten) fiskalischen Unsicherheit am stärksten von den Ereignissen betroffen. Auf der Aktienseite befindet sich der französische CAC 40-Index derzeit auf einem stabilen Niveau, nachdem er seit der Europawahl um rund 10 Prozent gefallen ist. Eine mögliche Erholung könnte hier aber durchaus sein. Sollte die Unsicherheit jedoch weiterhin hoch bleiben, könnten sich die französischen Aktien bei einer Erholung schlechter entwickeln als die ihrer europäischen Pendants. Weiter könnten in dieser Woche die Debatte zwischen den Kandidaten der drei wichtigsten Parteien/Bündnisse (am Dienstag) die Meinungsumfragen im Vorfeld der Wahl am Sonntag beeinflussen.
In unseren Kernportfolios bleiben wir mit einer leichten Aktien-Übergewichtung diversifiziert
Eine fragmentierte Welt entlang (geo-)politischer Grenzen, die zu Volatilität führen könnte, bleibt eine unserer Kernthesen. Aus diesem Grund haben wir zu Beginn des Jahres eine Reihe von Diversifikatoren in unsere Kernportfolios aufgenommen, wie z.B. eine breite Palette von Rohstoffen. Außerdem haben wir ein Aktien-"Versicherungs"-Instrument in unsere Kernportfolios und in denjenigen Portfolios aufgenommen, in denen das Wissen und die Erfahrung der Kunden sowie die Vorschriften dies zulassen. Ein solches Instrument schützt teilweise vor bestimmten Abwärtsszenarien an den Aktienmärkten, wie wir sie in den letzten zwei Wochen erlebt haben, als europäischen Aktien nach den Ergebnissen der Europawahlen fielen.
Die Erholung in der Eurozone hat sich leicht abgeschwächt, bleibt aber auf Kurs
Nachdem sie die jüngsten politischen Ereignisse verdaut hatten, erholten sich die europäischen Märkte in der vergangenen Woche. Das Vertrauen der Unternehmen und Verbraucher hat sich in den letzten Monaten verbessert, da sich das Wachstum im ersten Quartal in Europa verbessert hat. Sowohl das heute veröffentlichte deutsche Ifo-Geschäftsklima wie auch Europas Einkaufsmanagerindizes für Juni zeigen zwar, dass sich der konjunkturelle Aufwärtstrend abschwächt, aber wir glauben nicht, dass dies ein Grund zur Sorge ist. Der Rückgang ist vor allem auf die nach wie vor schrumpfende Aktivität im verarbeitenden Gewerbe zurückzuführen. Auch im Dienstleistungssektor hat sich das Wachstum leicht verlangsamt. Insgesamt entspricht das Wachstum jedoch weiterhin unserer Prognose einer allmählichen Konjunkturerholung. Außerdem hat der Preisdruck weiter nachgelassen, was bedeutet, dass weitere Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) in diesem Jahr wahrscheinlich sind, was Investitionen, Kreditvergabe und Verbrauch wieder Auftrieb geben wird. Am kommenden Freitag werden die veröffentlichten Inflationszahlen in Frankreich, Italien und Spanien sowie heute in einer Woche in Deutschland diese Einschätzung wahrscheinlich bestätigen.
Die erste britische Leitzinssenkung wird im Sommer immer wahrscheinlicher
Die Inflation im Vereinigten Königreich ist zum ersten Mal seit drei Jahren wieder auf das Ziel der Bank of England (BoE) von 2 % gesunken. Die Dienstleistungsinflation war jedoch höher als erwartet. Die BoE ist der Meinung, dass dies hauptsächlich auf die Volatilität im Zusammenhang mit den jährlichen Preiserhöhungen zu Beginn des Steuerjahres (April) zurückzuführen ist. Die Märkte rechnen nun mit einer 50-prozentigen Chance auf eine Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte bei der nächsten BoE-Sitzung am 1. August, was auch wir für wahrscheinlich halten. Unserer Meinung nach könnte die BoE noch vor Ende des Jahres eine weitere Zinssenkung vornehmen. Die Märkte erholten sich nach den Inflationsdaten, und der britische Aktienleitindex FTSE 100 stieg um rund 1,5 %. Die Renditen von Staatsanleihen gingen leicht zurück, und das Pfund Sterling schloss moderat niedriger.
US-Aktien erreichen weiter neue Höchststände und fokussieren politische Debatten
In der vergangenen Woche schloss die Wall Street erneut auf Rekordniveau, und ganz nebenbei löste Nvidia Microsoft als wertvollste Aktie in den USA ab. US-Aktien bleiben unser größtes absolutes Engagement innerhalb des Aktienbereichs, wo wir versuchen, künstliche Intelligenz sowie Wachstums- und Innovationsthemen im Allgemeinen zu erfassen. Das robuste Wachstum und die bevorstehenden Leitzinssenkungen der Fed geben US-Aktien weiterhin Rückenwind. Nachdem die Inflation im Mai besser als erwartet ausgefallen ist, wird erwartet, dass sich die von der US-Notenbank (Fed) bevorzugte Messgröße für die Inflation, der Index der persönlichen Konsumausgaben (kommt am Freitag), ebenfalls verlangsamen wird, und zwar auf knapp über 2,5 % sowohl bei der Gesamtinflationsrate als auch bei der Kerninflationsrate, bei der volatile Komponenten wie Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden. Wir könnten uns einem Niveau nähern, bei dem die Fed im September eine Zinssenkung in Betracht ziehen könnte. Davor könnte, wie in Frankreich, die politische Debatte zwischen Biden und Trump (am Donnerstag) die Meinungsumfragen und vielleicht auch die Märkte beeinflussen, obwohl der Weg zu den Präsidentschaftswahlen am 5. November noch lang ist.
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