AUF EINEN BLICK
In der vergangenen Woche wurden die Anleger sowohl mit enttäuschenden Quartalsgewinnen von Unternehmen als auch mit ermutigenden Konjunkturdaten konfrontiert, was zu schwankungsreichen Tagen an den Aktienmärkten führte. Mitte der Woche verzeichnete der S&P 500 seinen stärksten Rückgang seit 2022. Dank guter Daten zum US-Wirtschaftswachstum und zur Inflation konnten die Märkte jedoch einen Teil der Verluste wieder wettmachen. Amerikas Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal zeigte, dass die US-Wirtschaft mit einer Jahresrate von 2,8 % gewachsen ist. Dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber den 1,4 % des ersten Quartals und liegt über den Erwartungen. Die USA wachsen also weiter solide, gestützt durch gesunde Verbraucherausgaben und Unternehmensinvestitionen, allerdings langsamer als 2023. Dies entspricht unserem Basisszenario einer weichen Landung, bei der sich das Wachstum verlangsamt, ohne dass die Wirtschaft in eine Rezession abgleitet.
Der von der US-Notenbank (Fed) bevorzugte Inflationsindikator, der Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben ohne Nahrungsmittel und Energie (“PCE”-Kernrate), wurde am Freitag für Juni veröffentlicht. Er entsprach im Großen und Ganzen den Erwartungen eines Anstiegs von 2,6 %. Angesichts des aktuellen Inflationsbildes und der Abkühlung auf dem US-Arbeitsmarkt (der allerdings weiterhin solide ist) erwarten wir, dass die Fed im September ihre erste Zinssenkung vornehmen wird. Basierend auf dem positiven, sich abschwächenden Wachstum und der voraussichtlichen Zinssenkung der Notenbanken, ist das generelle Umfeld für Risikoanlagen wie Aktien günstig. Diese Einschätzung spiegelt sich in unserer Asset Allocation wider, in der wir etwas mehr Aktien halten ("etwas", da wir auch Faktoren wie Bewertungen und (geo-)politische Unsicherheiten berücksichtigen) als in unserer strategischen Allokation.
Schwächere Daten für die Eurozone eher vorübergehend, da der Dienstleistungssektor expandiert und die Leitzinssenkungen der EZB unterstützend wirken
Der Einkaufsmanagerindex (PMI) der Eurozone für Juli blieb hinter den Markterwartungen zurück und deutet auf eine anhaltende Schwäche des verarbeitenden Gewerbes hin - ein weltweites Phänomen. Die Wirtschaftstätigkeit im Dienstleistungssektor scheint sich im Juli demnach ebenfalls abgeschwächt zu haben, befindet sich aber immer noch im Wachstumsmodus. Im Einklang mit den deutschen Einkaufsmanagerindizes hat sich auch das Ifo-Geschäftsklima für Juli – gerade hinsichtlich der Geschäftserwartungen – eingetrübt.
Wenn auch von einem bescheidenen Niveau ausgehend, erwarten wir für die Eurozone aufgrund steigender realer verfügbarer Haushaltseinkommen und der Leitzinssenkungen der EZB eine sich verbessernde und über den Konsens hinausgehende Erholung. Aus diesem Grund und wegen der relativ attraktiven Bewertungen halten wir in unseren Kernportfolios etwas mehr Aktien aus der Eurozone als üblich. Sollten weitere Wirtschaftsdaten auf eine Abschwächung der Konjunktur hindeuten, könnte sich die EZB veranlasst sehen, ihre Leitzinsen stärker als erwartet zu senken. Dies wäre besonders vorteilhaft für unsere taktische Position in kurzlaufenden europäischen Staatsanleihen.
Eine schwierige Woche für US-Mega-Caps, die strategisch aussichtsreich bleiben
Da die meisten Unternehmensberichte für das zweite Quartal noch vor uns liegen, ist es trotz einiger bemerkenswerter Enttäuschungen noch zu früh, um irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Aufschlussreich ist jedoch, dass die von den Anlegern gesetzte Messlatte hoch liegt, wie vergangene Woche die Alphabet-Zahlen gezeigt haben. Obwohl die Daten die Erwartungen der Analysten bei den Gewinnen und Umsätzen übertrafen, reichten ein verfehltes Ergebnis bei den YouTube-Werbeeinnahmen und Bedenken hinsichtlich des Bereichs künstliche Intelligenz (KI) aus, um den Aktienkurs deutlich fallen zu lassen. Zusammen mit den hinter den Erwartungen zurückbleibenden Gewinnen von Tesla löste dies einen breiten Ausverkauf am Markt aus. Die Volatilität an den US-Aktienmärkten (der sogenannte “VIX”-Index) stieg auf den höchsten Stand seit April und erhöhte den Wert des "Versicherungs"-Instruments, das wir in unseren Portfolios halten (sofern dies aufgrund der Kenntnisse und Erfahrungen unserer Kunden, der Anlagerichtlinien und der Vorschriften zulässig ist).
In letzter Zeit haben die Anleger Teile des Aktienmarktes bevorzugt, die zuvor zurückgeblieben waren, und zwar auf Kosten von US-Mega-Caps. Wir glauben, dass dies vor allem auf die Hoffnung zurückzuführen ist, dass bestimmte Unternehmen von niedrigeren Zinssätzen profitieren (da sie mehr Schulden haben) oder in einem möglichen Handelskrieg unter einer hypothetischen Trump-Präsidentschaft weniger anfällig sind (Unternehmen mit mehr inländischen Einnahmen). Trotz dieser oft kurzlebigen Verschiebungen in den Anlegerpräferenzen halten wir US-Mega-Caps als strategische Portfoliobstandteile weiterhin für attraktiv. Dies liegt nicht nur an ihrem Zugang zu Wachstumsthemen wie künstlicher Intelligenz, sondern auch an ihrer im Vergleich zum übrigen Markt überlegenen Bilanzstärke, ihrem Umsatzwachstum sowie ihrer Rentabilität.
Diese Woche: Notenbanken, weitere “Big-Tech”-Berichte und US-Arbeitsmarktdaten
Da die Gewinnsaison in vollem Gange ist, werden in dieser Woche weitere Berichte der "Magnificent Seven"-Unternehmen erwartet: Microsoft (Dienstag), Meta (Mittwoch) sowie Amazon und Apple (beide Donnerstag). Angesichts der Bedeutung dieser Aktien für den Gesamtmarkt werden Anleger genau darauf achten, ob diese Unternehmen die Erwartungen weiterhin übertreffen. Außerdem werden wir die neuesten geldpolitischen Entscheidungen der Fed (Mittwoch) und der Bank of England (Donnerstag, wenn eine Zinssenkung erwartet wird) hören. Die Fed dürfte ihren Leitzins beibehalten, dürfte aber im September eine Leitzinssenkung vornehmen. Ein wichtiger Datenpunkt für die Fed sind die Beschäftigtenzahlen und die allgemeinen Arbeitsmarktbedingungen, die am Freitag veröffentlicht werden. Das Wirtschaftswachstum und die Inflation in der Eurozone (Dienstag und Mittwoch) sowie die chinesischen (Dienstag) und US-amerikanischen Einkaufsmanagerindizes (Donnerstag) werden einen Einblick in die wirtschaftlichen Bedingungen in diesen Regionen geben. Die US-Wahl steht natürlich weiterhin im Mittelpunkt: Nachdem Kamala Harris die Nominierung der Demokraten für die Präsidentschaftskandidatur scheinbar unter Dach und Fach gebracht hat, richtet sich die Aufmerksamkeit nun auf die mögliche Wahl des Vizepräsidenten. Während Trump in den nationalen Umfragen immer noch führt, werden wir weitere Umfragen aus den “Swing States” erhalten.
Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung informieren.
*Die in dem vorliegenden „Markt- und Investment-Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteil zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des „Markt- und Investment-Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss. Das „Markt- und Investment-Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar. Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und in der Lage ist diese auch finanziell zu tragen. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch