Den Störgeräuschen trotzen

Den Störgeräuschen trotzen

COUNTERPOINT OUTLOOK 2024


Für eine mobilfreundliche Zusammenfassung unseres Investitionsausblicks 2024 klicken Sie bitte hier.

Einführung
Das Investmentumfeld in schwierigen Märkten vereinfachen
Bei der Betrachtung einer Anlagestrategie spielt der Zeithorizont eine entscheidende Rolle. Der Mensch neigt dazu, kurzfristige Auf- und Abwärtsbewegungen eher wahrzunehmen als langfristige, allmähliche Trends. Wir als Anleger achten beim Aufbau unserer Strategie jedoch darauf, beide Aspekte zu berücksichtigen. Dies gilt in einer Zeit, die geprägt ist von geopolitischen Spannungen, Wahlen und bedeutenden staatlichen Maßnahmen – wie dies auch 2024 der Fall sein dürfte.

Um den Störgeräuschen zu trotzen, richten wir bei unserer Anlagetätigkeit daher den Fokus auf drei Zeithorizonte: den unmittelbaren (mehrere Monate; von den Anlegern kontinuierlich neu bewertet), den zyklischen (sechs bis zwölf Monate; ebenfalls fortlaufend neu bewertet) und den strukturellen (viele Jahre).

Der unmittelbare Zeithorizont 

Der unmittelbare Horizont wird in hohem Maße durch die aktuelle Nachrichtenlage – Wahlen, Kriege, staatliche Maßnahmen – beeinflusst und sorgt für kurzfristige Auf- und Abwärtsbewegungen an den Märkten. Da jedoch der unmittelbare Horizont nicht nur mehrere Monate ab heute einbezieht, sondern auch die Monate nach den stetig eintretenden Ereignissen abbildet, gilt es diesen besonders im Blick zu behalten.

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Nur zur Veranschaulichung

Der zyklische Zeithorizont

Der zyklische Horizont erfasst in aller Regel die Auswirkungen vergangener und für die Zukunft erwarteter politischer Entscheidungen von Regierungen und Zentralbanken. Hierzu gehören beispielsweise die Effekte von Zinsänderungen auf Inflation und Wachstum oder auf Steuern und Staatsausgaben. Dies ist der ideale Horizont, um Portfolios taktisch in die ein oder andere Richtung umzuschichten.

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Nur zur Veranschaulichung

Der strukturelle Zeithorizont

Der strukturelle Horizont deckt den Zeitraum ab, den die Märkte benötigen, um sich langfristigen Trends wie Nachhaltigkeit und Energiewende, demografischen Veränderungen einschließlich einer Alterung der Bevölkerung, technologischen Innovationen usw. anzupassen. 2023 haben ChatGPT und KI oder auch der demografische Wendepunkt in China gezeigt, dass die Märkte in der Lage sind, sich diesen Trends zügig anzupassen. In der Regel dauert das jedoch viele Jahre. Dieser Zeithorizont eignet sich somit vor allem für thematische Investments, die über lange Zeiträume zum Tragen kommen.

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Nur zur Veranschaulichung

Wenn Sie nur 2 Minuten Zeit haben!
Unsere Anlagestrategie ist mittel- bis langfristig ausgerichtet, nutzt aber auch kurzfristige Chancen, indem wir die Portfolios nach unseren Überzeugungen ausrichten.
Positionierung auf hohem Niveau
Was bedeutet das in der Praxis?
Unmittelbarer Horizont
Anpassung an eine zersplitterte Welt
2024 könnten wichtige Wahlen (USA, Taiwan, Indien, Indonesien, Großbritannien, Belgien) an den Märkten für kurzfristige Volatilität sorgen. Gemein ist all diesen Wahlen eine aktive Politik. Wir sind im Begriff, eine von der Geldpolitik der Zentralbanken beherrschte Welt zu verlassen, und gelangen in eine Welt, in der „Big Government“ einen wesentlichen Faktor darstellt. Die Fiskalpolitik, die Industriepolitik und sogar die Außenpolitik dürften im Hinblick auf die Unterschiede zwischen Regionen und Anlageklassen künftig eine wichtigere Rolle spielen.

Deshalb bleiben wir global breit diversifiziert und nehmen neue Anlageklassen auf, um uns gegen Unsicherheiten abzusichern. In den meisten Portfolios mischen wir derzeit auf breiter Basis Rohstoffe bei. Damit wollen wir die Diversifizierung des Portfolios sowie den Schutz vor geopolitischen Unsicherheiten intensivieren, die zu einem weiteren Inflationsanstieg führen könnten.
Zyklischer Horizont
Umschichtung nach dem Scheitelpunkt der Zinssätze
Für das Jahr 2024 erwarten wir eine Abschwächung der Weltwirtschaft mit einem langsameren Wachstum und einer moderateren (jedoch nach wie vor über den Zentralbank-Zielwerten liegenden) Inflation. In den USA, der Eurozone und Großbritannien wird sich die Konjunktur voraussichtlich weiter abschwächen und wir sehen eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine flache Rezession. Diese Entwicklung dürfte für die Eurozone wahrscheinlicher sein als für die USA, wobei Großbritannien dazwischenliegt. Da sich die Wirkung früherer Zinserhöhungen jedoch auf die wirtschaftliche Lage niederschlägt und sich die Inflation weiter verlangsamt, ist in der westlichen Welt ab Sommer mit Zinssenkungen zu rechnen, die vermutlich das Wachstum ankurbeln werden. Im Westen könnte es im zweiten Halbjahr zu einer Erholung kommen. In China hingegen gehen wir auf absehbare Zeit nicht von einem spürbaren Aufschwung aus. Im Hinblick auf die anhaltenden, wenn auch moderaten Konjunkturanreize der chinesischen Regierung und der chinesischen Zentralbank erachten wir jedoch eine ausgewachsene Rezession als eher unwahrscheinlich.

Die zentrale Frage lautet nicht, ob es zu einer Rezession kommen wird, sondern wie stark sie in den jeweiligen Märkten ausfallen und ob sich dies wiederum in den Asset-Preisen niederschlagen wird. Wenn ein Vermögenswert attraktiv bewertet ist, dann bietet sich die Gelegenheit für ein Investment, wie dies teilweise bei Aktien der Eurozone und bei hochwertigen Staatsanleihen vorkommt. Zeichnet sich indes bei einem Vermögenswert im Vergleich zu dem eingegangenen Risiko eine Überbewertung ab, sollte er am besten gemieden werden. Dies trifft gegenwärtig auf die Märkte für riskantere Schuldtitel zu. Da eine frühere Abschwächung und/oder eine tiefere Rezession im Vergleich zu den Markterwartungen wahrscheinlicher ist als ein anziehendes Wirtschaftswachstum, bleiben wir auch in Aktien mit niedriger Volatilität aus den USA und Europa investiert. In einer Phase des Abschwungs neigen diese Titel erfahrungsgemäß dazu, den breiteren Markt hinter sich zu lassen.
Struktureller Horizont
Mehrere Megatrends erfassen
Wir betrachten Themen in den drei großen Kategorien Produktivität (Cloud-Computing, Rechenleistung und Robotik & Automation), Planet (saubere Energie, Wasser & Abfall und Elektrofahrzeuge) und Menschen (Gesundheit der Zukunft und Aspiration Economy). Viele dieser Trends sind für die Märkte positiv und befördern tendenziell das Wachstum. Aus dieser Einschätzung speist sich unser langfristiger Ausblick, und sie ist der Grund, warum US-Aktien – als Zentrum der Innovation – nach unserem Dafürhalten auf längere Sicht eine reizvolle Anlageklasse sind. Viele unserer Themen legen auch nahe, dass die Nachfrage nach Metallen, die in der technologischen und nachhaltigen Wende Verwendung finden, hoch bleiben dürfte.
Wie die drei Anlagehorizonte zusammenkommen

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Nur zur Veranschaulichung

Mäßigung unserer defensiven Ausrichtung
Insgesamt halten wir nach wie vor mehr hochwertige Anleihen als üblich sowie weniger Schuldtitel und weniger Aktien. Die Märkte scheinen die von uns prognostizierte moderate Verlangsamung der Weltwirtschaft ebenfalls zu erwarten, zum Teil mit einer flachen Rezession in den Industrienationen. Wir gehen davon aus, dass es keine weiteren Zinsanhebungen geben wird, und rechnen mit Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte 2024. Daher werden wir unsere Allokation in Aktien geringfügig anheben, da mit dem Ende der Zinsanhebungen ein wichtiger Belastungsfaktor für die Aktienmärkte wegfällt.

Taktische Positionierung

dial

N = Neutrale Gewichtung der Anlageklasse im Vergleich zur strategischen.

Wirtschaftlicher Ausblick

USAEUROZONEVereinigtes Königreich

CHINAJAPAN


USA I  Die Schwerkraft fühlen

Die US-Wirtschaft hat sich seit geraumer Zeit mit einem sehr kräftigen Wachstum und einer hohen Inflation gegen die Schwerkraft gestemmt. Dies ändert sich gerade und wir gehen davon aus, dass beide Trends über kurz oder lang wieder den Boden berühren werden. Da die hohen Zinssätze nun Wirkung zeigen und die Lieferketten besser funktionieren, ist die Inflation im Laufe des vergangenen Jahres kontinuierlich zurückgegangen, auch wenn sie immer noch auf einem recht hohen Niveau verharrt. Die Konjunktur zeigt sich jedoch weiterhin erstaunlich widerstandsfähig. Allerdings zeigt der US-Arbeitsmarkt erste Anzeichen von Schwäche und die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe schrumpft seit einem Jahr. Der Dienstleistungssektor wächst derzeit nur geringfügig. Dies ist deshalb von Bedeutung, weil der Dienstleistungssektor den USA einen Wachstumsvorsprung gegenüber anderen wichtigen Regionen verschafft. Durch das Wachstum im US-Dienstleistungssektor und einige parallel verlaufende langfristige strukturelle Veränderungen in der Wirtschaft, wie zum Beispiel die Entflechtung der Lieferketten, dürfte die US-Notenbank (Fed) ihr für 2024 angestrebtes Inflationsziel von 2 % kaum erreichen. Wahrscheinlicher ist eine Stabilisierung zwischen 2 % und 3 %, die deutlich unter den vor Jahresfrist verzeichneten 9 % bis 10 % liegt.

Wie die anderen großen Zentralbanken des Westens hat auch die Fed ihren Zinsgipfel erreicht. Um den Abwärtsdruck auf die Inflation aufrechtzuerhalten, wird sie die hohen Zinssätze in den kommenden Monaten voraussichtlich beibehalten, bevor sie ab Mitte 2024 Zinssenkungen vornimmt, um das Wachstum zu stützen.

Daher ist eine leichte Schwächephase des Dollars absehbar, sobald die Fed mit den Zinssenkungen beginnt. Hinzu kommen weitere fundamentale Faktoren wie etwa eine überbewertete Währung sowie das Haushalts- und Handelsdefizit. Da jedoch auch die anderen Zentralbanken ihre Zinssätze senken dürften, könnte das Abwärtspotenzial für den Dollar begrenzt sein.

Der Wahlkampf für die im November in den USA stattfindenden Wahlen wird Anfang des Jahres Fahrt aufnehmen und nach unserer Einschätzung könnte dies zu Verwerfungen an den Märkten führen. Für die Wähler steht die Wirtschaft häufig ganz oben auf der Agenda. Daher rechnen wir in diesem Bereich mit hitzigen Debatten zwischen den Kandidaten. Auch wenn sich das kurzfristig auf die Märkte auswirken könnte, ist es wichtig, diese als das zu erkennen, was sie sind: kurzfristige Störgeräusche, die abebben dürften. Zwar werden die Kandidaten wahrscheinlich Steuersenkungen versprechen (wie es Trump zu Beginn seiner Präsidentschaft tat, was zu einer starken Aktienrallye  führte), doch die US-Schuldenobergrenze könnte eine andere Sprache sprechen.

Leitzinsen der Zentralbanken (%)

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Quelle: Internes Research, Fed, BoE, EZB


Eurozone | Erst leichte Rezession, dann Erholung

Die Eurozone befindet sich gegenwärtig in einer leichten technischen Rezession. Die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe schrumpft seit Anfang 2023 und auch der Dienstleistungssektor zeigt seit einigen Monaten eine deutliche Verlangsamung. Allerdings ist die Inflation zuletzt stärker als erwartet zurückgegangen. Dies führt zu Spekulationen darüber, wann die Europäische Zentralbank (EZB) mit Zinssenkungen beginnen könnte. Wir gehen davon aus, dass die EZB 2024 die Zinsen zunächst unverändert belassen und sie dann ab Mitte des Jahres allmählich senken wird, um das Wachstum anzukurbeln. 

Wir rechnen deshalb im zweiten Halbjahr 2024 mit einer flachen Erholung. Bis dahin wird sich das Tauziehen zwischen Euro und Dollar fortsetzen. Sobald die Fed mit Zinssenkungen beginnt, könnte der Euro wieder Boden gutmachen. 

Einkaufsmanagerindizes (>50 = Expansion; <50 = Rezession)

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Quelle: Internes Research, Refinitiv


Vereinigtes Königreich | Der Inflation hinterherlaufen

Der rasche Anstieg der Zinssätze hat die Volatilität an den britischen Finanzmärkten befeuert und es gibt Befürchtungen, dass die britische Wirtschaft bald stagnieren oder in eine leichte Rezession abrutschen könnte. Bei einem Quartalswachstum nahe null seit Jahresanfang kokettierte das Vereinigte Königreich den Großteil des Jahres 2023 mit dieser Konstellation. Im ersten Halbjahr 2023 hatte sich die Dienstleistungsbranche recht robust gezeigt und hierdurch ein Gegengewicht zur schwachen Aktivität im verarbeitenden Gewerbe gebildet. Dennoch ist nun mit der abflauenden Konjunktur im Dienstleistungssektor und trotz der im Herbsthaushalt unternommenen Anstrengungen zur Eindämmung dieses Risikos eine Rezession absehbar. 

Die höheren Zinsen dämpfen die wirtschaftliche Entwicklung – und die Inflation, die im Vergleich zu den USA und der Eurozone wesentlich hartnäckiger war, geht nun deutlicher zurück. Auch wenn Letztere weiterhin über dem Zielwert von 2 % liegt, dürfte der Druck, Wirtschaftswachstum zu generieren, größer sein als der Druck, dieses Ziel zu erreichen. Daher wird die Bank of England die Zinssätze nach unserer Überzeugung vorerst auf dem aktuellen Niveau belassen, bevor sie ab Mitte 2024 mit Zinssenkungen beginnt, um das Wachstum anzukurbeln. Im Sommer ist mit einer leichten Rezession zu rechnen.

Im Gegensatz zu den Präsidentschaftswahlen in den USA steht der genaue Termin für die Parlamentswahlen in Großbritannien noch nicht fest. Einige Beobachter sind der Ansicht, dass die im Herbsthaushalt angekündigten Steuersenkungen auf einen Wahltermin im Frühjahr/Sommer hindeuten. Sollte der britische Premierminister Rishi Sunak den Termin vorziehen (offiziell letzter Termin ist Januar 2025), rechnen wir kurzfristig mit Verwerfungen am Markt, denn das Thema Wirtschaftswachstum wird ein zentraler Streitpunkt zwischen den Parteien sein. Allerdings werden Wahlkampfversprechen erfahrungsgemäß nicht immer eingehalten. Auch wenn Wahlen die Märkte vorübergehend in Bewegung bringen können, behalten wir die Risiken im Blick und richten unsere Einschätzungen in Anbetracht der Unwägbarkeiten solcher Ereignisse auf Szenarien aus. 

Inflationsrate (% Jahr)

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Quelle: Internes Research, Refinitiv


China | Eine Frage der Anreize

Die chinesische Wirtschaft hat sich nach der Pandemie nicht in dem Maße erholt, wie es die Märkte ursprünglich erwartet hatten. Stattdessen leidet China unter einer Immobilienkrise, einem sinkenden Verbrauchervertrauen und einer Inflation, die unter dem Zielwert liegt. Angesichts der Hemmnisse, mit denen China sowohl im Inland als auch im Ausland konfrontiert ist, prognostizieren wir, dass sich das Tempo des chinesischen Wachstums in den kommenden Jahren unter den Durchschnitt des vergangenen Jahrzehnts verringern wird. Für eine Trendwende werden mehr Anreize benötigt und auch erwartet. Die zentrale Frage lautet, welchen Einfluss diese auf eine Trendwende haben werden. Wir stufen ihn als eher gering ein.

Die chinesischen Leitzinssätze (davon gibt es mehrere) bewegen sich in einer Bandbreite von 2 % bis 4 %. Die People’s Bank of China hat also durchaus Spielraum für Zinssenkungen, zumal die Inflation unter dem Zielwert liegt. Die Ankurbelung der Binnennachfrage und damit des Wirtschaftswachstums ist unerlässlich – vor allem weil sich die weltweite Exportnachfrage weiterhin auf niedrigem Niveau bewegt. 

Mit Blick auf die rückläufige Exportnachfrage handelt es sich vermutlich nicht um einen kurzfristigen, pandemiebedingten Effekt. Andere Länder und Wirtschaftsblöcke werden sich zunehmend auf die lokale Steuerung von Schlüsselsektoren und - technologien konzentrieren und hierdurch ihre Abhängigkeit vom chinesischen Produktionssektor verringern. Die ausländischen Direktinvestitionen gehen weiterhin zurück und befinden sich auf dem niedrigsten Stand seit Anfang der 90er-Jahre. Angesichts einer alternden Bevölkerung und einer abnehmenden Erwerbsbevölkerung wird China nicht nur die Zinsen senken müssen, um diesen langfristigen Trend umzukehren.

Ein weiterer Faktor, den es im Auge zu behalten gilt, sind die Wahlen in Taiwan im Januar, die aufgrund des bisher relativ offenen Wahlausgangs für zusätzliche Unsicherheit sorgen. Die derzeit regierende Demokratische Fortschrittspartei (DPP) setzt auf eine Stärkung der taiwanesischen Identität, während die Oppositionsparteien eine Wiederaufnahme der Gespräche mit China anstreben. Die zunehmenden Spannungen zwischen China und Taiwan (und möglicherweise den USA) könnten die Marktvolatilität verstärken. Allerdings hatten Beobachtungen zufolge einige der geopolitischen Ereignisse nur begrenzte oder gar keine Auswirkungen auf die Märkte. Deshalb sehen wir den besten Schutz weniger in dem richtigen Timing oder dem Bemühen, Ereignisse und deren Folgen vorherzusagen, sondern in der Diversifizierung von Portfolios (sowie einer guten Portion Bescheidenheit und Offenheit).

China – Ausländische Nettodirektinvestitionen in % des BIP

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Quelle: Weltbank


Japan | Alle Augen auf die BoJ

Während die Zinssätze im Westen zur Bekämpfung der galoppierenden Inflation auf die Niveaus aus der Zeit vor der globalen Finanzkrise angehoben wurden, dürfte der nachpandemische Preisdruck in Japan nach einer Phase der Deflation während der Pandemie (und schon einige Zeit davor) begrüßt worden sein. Die Bank of Japan (BoJ) hält die Zinssätze bereits das gesamte Jahr über im negativen Bereich (wo sie sich seit 2016 bewegen), obwohl die Inflation weiterhin über dem Zielwert von 2 % liegt.

Mittlerweile rechnet der Markt damit, dass die BoJ die Zinssätze schließlich normalisieren und irgendwann im Jahr 2024 wieder in den positiven Bereich – am ehesten auf null oder knapp über null – zurückholen wird. Bevor sie die Zinssätze erhöht, wird die BoJ nach unserer Überzeugung jedoch ihre Zinskurvenkontrolle auslaufen lassen, eine Maßnahme, mit der sie die Rendite der zehnjährigen Anleihen bei unter 1 % hielt. Hierdurch könnte die BoJ asynchron handeln, da sie die Zinssätze möglicherweise zu einem Zeitpunkt anhebt, an dem die anderen Zentralbanken sie senken. Dies würde der japanischen Wirtschaft Steine in den Weg legen. Der Yen wiederum könnte hierdurch gestärkt werden, was sich bislang in aller Regel negativ auf das Gewinnwachstum in Japan auswirkte.

Ausblick für die Anlageklassen
Ausblick für die Anlageklassen & Positionierung
Aktien
Verringerung unserer leichten Untergewichtung
Steigende Zinsen waren 2022 und 2023 das größte Hindernis für Aktien. Für die westlichen Länder erwarten wir keine weiteren Zinsanhebungen, sondern ab Mitte 2024 sogar sinkende Zinsen. Deshalb sind wir überzeugt, dass dieses Hemmnis nun beseitigt ist, und haben uns für eine behutsame Erhöhung unserer Allokation in Aktien entschieden.

Im Zuge dessen erhöhen wir unser Engagement in europäischen Aktien außerhalb Großbritanniens (auch wenn wir weiterhin ein moderat verringertes Engagement halten) da die Kurse mittlerweile die von uns erwartete Rezession in der Region widerspiegeln. Man könnte auch sagen, dass dieser Markt attraktiv bewertet erscheint. Darüber hinaus kaufen wir Aktien stärker entwickelter Länder des Pazifik-Raums (ohne Japan). Diese dürften von der Wachstumsdynamik der Schwellenländer und Asiens profitieren, das als integrierter Block etwas weniger mit dem Rest der Welt verflochten ist und von einer eigenen Dynamik angetrieben wird. Dadurch sind wir in der Lage, unsere Aktiendiversifizierung auf eine breitere Basis zu stellen. Sie bildet aufgrund der Verwerfungen, die im Laufe des Jahres an den Märkten durch die Wahlen und die Geopolitik zu erwarten sind, ein zentrales Element unseres Investment-Ausblicks für 2024.

Wegen dieser Störgeräusche und möglicher Volatilitätsspitzen halten wir an unseren Positionen in Aktien mit geringer Volatilität aus den USA und Europa fest, indem wir defensive Sektoren wie Gesundheitswesen, Basiskonsumgüter und Versorger stärker gewichten. Diese dürften gegenüber den oben erwähnten Ereignissen weniger anfällig sein und haben sich in volatilen Phasen bisher besser entwickelt als der Gesamtmarkt.

Doch auch wenn die Zinsen ihren Höchststand erreichen, könnten Aktien durch die Wachstumsverlangsamung nach wie belastet sein. Daher halten wir trotz der leichten Aufstockung im Vergleich zu unserer langfristigen Asset- Allokation insgesamt weiterhin weniger Aktien. Grund hierfür sind die Renditen, die mit hochwertigen Staatsanleihen erzielt werden können.
Verringerung unserer leichten Untergewichtung
Staatsanleihen
Attraktiv, da Zinssätze Scheitelpunkt erreichen und dann sinken
In unserem Investment-Ausblick für 2023 hatten wir darauf hingewiesen, dass Anleihen nach Jahren niedriger Renditen endlich wieder als Diversifikations- und Ertragsquelle den Portfolios beigemischt werden. Daran hat sich nichts geändert. Tatsächlich sind sie jetzt, da die Zinssätze ihren Höchststand erreicht haben, sogar noch attraktiver. Denn die Renditen von Staatsanleihen tendieren dazu, um den Zinshöhepunkt herum (kurz davor oder darauf) zu sinken. Dies wird die Kurse der heute höher rentierenden Anleihen nach oben treiben.

Deshalb halten wir an unserem gegenwärtigen Engagement in länger laufenden hochwertigen Staatsanleihen aus der Eurozone fest. In einem Szenario mit langsamerem Wachstum und niedrigerer Inflation neigen sie dazu, Anleihen mit kürzeren Laufzeiten zu übertreffen, sobald die Zinsen ihren Höchststand erreicht haben. Darüber hinaus mischen wir auch andere US-Staatsanleihen bei. Diese bieten nicht nur eine gute Rendite bei sehr geringem Risiko, sondern dienen zudem als Absicherung gegen drastische Marktrückgänge.
Attraktiv, da Zinssätze Scheitelpunkt erreichen und dann sinken
Unternehmensanleihen
Riskantere Schuldtitel reduzieren
Während des gesamten Jahres 2023 hielten wir im Vergleich zu unserer langfristigen Asset-Allokation weniger Unternehmensanleihen und haben nun beschlossen, sie weiter zu reduzieren. Hinsichtlich der Bewertungen bevorzugen wir Investment-Grade-Papiere gegenüber Hochzinstiteln, EUR gegenüber USD sowie Finanztitel gegenüber Nichtfinanztiteln, was wir in aller Regel in unsere Portfoliokategorien „Individuell“ und „Beratung“ implementieren.

Da wir in der westlichen Welt eine leichte Rezession und Zinssätze erwarten, die deutlich über dem vorpandemischen Niveau liegen, könnte sich die Renditedifferenz zwischen sicheren und riskanten Anleihen 2024 ausweiten. Auch wenn unser Basisszenario davon ausgeht, dass die Zahlungsausfälle im Laufe des Jahres ihren Höchststand erreichen werden, könnte jedes Abwärtsrisiko für das Wachstum zu einer stärkeren Ausweitung dieser Differenz führen.
Riskantere Schuldtitel reduzieren
Rohstoffe
Eine Absicherung gegen Unsicherheit
Die meisten Rohstoffe werden in der Regel kurzfristig von der Geopolitik beeinflusst, während die Produktion einen stärkeren und nachhaltigeren Einfluss hat. Auf dem Ölmarkt wird für 2024 – aufgrund der sinkenden Nachfrage – erneut mit einem Überschuss gerechnet, allerdings könnte die Förderpolitik des Ölkartells OPEC+ für eine gewisse Volatilität sorgen. Da die Konjunktur 2024 die Talsohle erreichen dürfte, ist jedoch damit zu rechnen, dass die Nachfrage nach Öl, unterstützt durch niedrigere Zinsen, wieder anzieht. Einhergehend mit den niedrigen Lagerbeständen bei Metallen, bestärkt uns das in unserer Auffassung, dass sich Rohstoffe trotz der von uns für das erste Halbjahr erwarteten Wachstumsabschwächung dennoch gut entwickeln könnten.

Aus diesem Grund diversifizieren wir unser Rohstoffengagement hin zu einer breiteren Allokation, die dazu beitragen kann, Portfolios gegen kurzfristige Unsicherheiten in der Geopolitik und bei den Energiepreisen abzusichern.

Unterdessen haben die Goldpreise ein neues Allzeithoch erreicht. Die Aussichten erscheinen gemischt. Ein schwächeres Wachstum und Unsicherheit könnten Gold stützen. Die Bewertungen erscheinen jedoch weniger attraktiv, da höhere Anleiherenditen eine alternative Quelle für sichere Erträge bieten. Dies gilt insbesondere für hochwertige Anleihen. In unseren vorsichtigen Portfolios hat Gold nach wie vor seinen Platz. Bei unseren Profilen mit höherem Risiko ziehen wir dagegen eine Diversifizierung hin zu weiteren Rohstoffen vor.
Eine Absicherung gegen Unsicherheit
Thematische Investments
Langfristige Trends jenseits der Marktzyklen
Eine Möglichkeit, den aktuellen Marktverwerfungen zu trotzen, besteht darin, eine sehr viel längere Perspektive einzunehmen – wie wir dies über den zuvor erwähnten strukturellen Zyklus tun. Wir sind davon überzeugt, dass die Innovation auf lange Sicht rasch voranschreiten wird und es viele Bereiche gibt, in denen derzeit neue Geschäftsmodelle entstehen.

Eins dieser Themen ist die Rückverlagerung, das heißt die jahrzehntelange Umlenkung von Investitionen, aus China in andere Schwellenländer – oder sogar in Industrieländer. Die Nachteile der Globalisierung, vor allem die Abhängigkeit von China, offenbarten sich durch die Unterbrechung der Lieferketten während der Pandemie, durch die Inflation und die geopolitischen Spannungen. Die Unternehmen verlagern einen Teil ihrer Aktivitäten aus China heraus, um die Lieferketten wieder ins Gleichgewicht zu bringen, und Investitionen werden von China in andere Schwellenländer umgelenkt.

Trotz aller Unsicherheiten ist es von Vorteil, sich auf Themen zu konzentrieren, die in einer reiferen Phase sind und bessere Fundamentaldaten sowie eine höhere Qualität aufweisen. In den Portfolios der Kategorien „Individuell“ und „Beratung“ investieren wir direkt in die Sparten Produktivität (Cloud-Computing, Rechenleistung und Robotik & Automation), Planet (saubere Energie, Wasser & Abfall und Elektrofahrzeuge) und Menschen (Gesundheit der Zukunft und Aspiration Economy). Aus diesen Themenfeldern speist sich auch der größere Kontext für die Unternehmen , die wir in unser globales Aktienportfolio aufnehmen.
Langfristige Trends jenseits der Marktzyklen
Alternative Anlagen
Vereinzelte Chancen durch einen neuen Makro-Zyklus
Aufgrund der Marktabschwächung, die wir für Anfang 2024 erwarten, bieten alternative Anlagen, insbesondere außerbörsliche Märkte, weiterhin ein breites Spektrum von Chancen und könnten die Aktienmärkte auf lange Sicht übertreffen.

Insbesondere sehen wir Chancen, 2024 von möglichen Neubewertungen bei Private Equity sowie von der Kapitalknappheit in den Bereichen Private Debt und Infrastruktur zu profitieren. Der Fokus unserer Portfolios in den Kategorien „Individuell“ und „Beratung“ wird auf erstklassigen Unternehmen mit stabilen Margen und niedriger Verschuldung liegen.

Hedgefonds-Strategien, die nicht mit dem breiteren Markt korrelieren, können gute Diversifizierungseigenschaften bieten und wir integrieren diese Strategien Im Immobiliensektor markiert das Ende des geldpolitischen Straffungszyklus der Zentralbanken in der Regel den Beginn eines günstigen Umfelds für außerbörslich gehandelte Immobilien und öffentlich gehandelte Real Estate Investment Trusts (REITs). Abhängig von der nach den US-Wahlen umgesetzten Politik könnten sich vereinzelt Chancen im Infrastrukturbereich ergeben.
Vereinzelte Chancen durch einen neuen Makro-Zyklus
Unsere Autoren

Anlagestrategie


Daniele Antonucci 
Co-Head of Investment & Chief Investment Officer

Nicolas Sopel 
Head of Macro Research & Chief Strategist, Luxembourg

Robert Greil 
Chief Strategist, Germany

Henrik Drusebjerg 
Head of Nordic Investment Strategy

Pinaki Das 
Head of Thematic Research

Marc Eeckhout 
Client Investment Specialist

Vermögensallokation und Anlageklassen Research


Thomas Bilbé 
Head of Asset Allocation

Lionel Balle 
Head of Fixed Income Strategy

Marc Decker 
Co-Head of Direct Equities

Joost Van Beek 
Co-Head of Direct Equities

Paul Linssen 
Head of Fund Solutions

Raphael Drescher 
Head of Alternatives

Dennis Jung 
Asset Allocation Strategist

Adam Lavelle 
Asset Allocation Strategist

Portolfio-Management


Warren Hastings 
Co-Head of Investment & Head of Portfolio Management

Cyrique Bourbon 
Head of Portfolio Construction

Jean-François Jacquet 
Portfolio Construction Strategist

Kontakt zu Merck Finck
Wir stehen für Fragen oder zusätzliche Informationen gerne zur Verfügung. Sie können uns mit dem nachstehenden Formular kontaktieren.

Dieses Dokument ist als Marketingmaterial konzipiert. Dieses Dokument wurde von Quintet Private Bank (Europe) S.A. erstellt, einer Aktiengesellschaft (société anonyme) nach dem Recht des Großherzogtums Luxemburg, eingetragen im Luxemburger Handels- und Gesellschaftsregister unter der Nummer B 6.395 und mit Sitz in 43, Boulevard Royal, L-2449 Luxembourg („Quintet“). Quintet wird von der CSSF (Commission de Surveillance du Secteur Financier) und der EZB (Europäische Zentralbank) beaufsichtigt. 

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