AUF EINEN BLICK
Die Europäische Zentralbank wird wohl am Donnerstag zur Tat schreiten
Sowohl in Deutschland wie auch im Euroraum insgesamt ist die Inflation im Mai zum ersten Mal in diesem Jahr gestiegen, was die Sorgen nährt, dass der rückläufige Inflationstrend zum Erliegen gekommen sein könnte. Wäre dem so, würde dies die Möglichkeiten der EZB für Leitzinssenkungen einschränken. Wir sind allerdings anderer Meinung: Die Entspannung bei dem Thema Inflation wird sich lediglich verlangsamen. Eine unserer Prognosen für 2024 lautete, dass sich die Inflationsraten bis knapp über den Zielvorgaben der Notenbanken abschwächen werden. Dies ist in der Eurozone der Fall, und wir glauben, dass die EZB diese Woche auf ihrer Sitzung am Donnerstag eine Leitzinssenkung beschließen wird. EZB-Zinssenkungen werden wahrscheinlich den Konsum sowie die Investitionen und damit das Wirtschaftswachstum ankurbeln. In Anbetracht der besseren Wachstumsaussichten haben wir in unserer taktischen Asset Allocation kürzlich den Anteil europäischer Aktien erhöht.
Ein guter Inflationsbericht ist für die Fed nicht genug
Das von der US-Notenbank (Fed) bevorzugte Inflationsmaß entsprach im April mit 2,7 % im Vergleich zum Vorjahr und 0,2 % im Vergleich zum Vormonat den Markterwartungen. Angesichts der jüngsten Äußerungen der Fed reicht ein Datenpunkt jedoch noch nicht aus, um ihre Inflationssorgen zu zerstreuen. Vergangene Woche hatte sie in ihrem Konjunkturbericht “Beige Book” ihre Besorgnis über den weiteren Inflationsrückgang zum Ausdruck gebracht. Dies ließ die Aktien inmitten einiger Gewinnmitnahmen sinken, nachdem sie an der Wall Street in der Vorwoche Rekordhöhen erreicht hatten.
Wir halten es für unwahrscheinlich, dass die Fed bei ihrer Sitzung nächste Woche mit Leitzinssenkungen beginnen wird. Jedoch sprechen die Inflationsdaten vom Freitag in bescheidenem Maße für eine erste Senkung im September. Insgesamt ist die US-Inflation viel niedriger als noch vor 18 Monaten, und Amerikas Wachstum hat sich abgeschwächt. Wir glauben daher, dass die Fed im Jahr 2024 ein- oder zweimal die Zinsen senken könnte, was für die Märkte eine positive Entwicklung wäre. Die Anleger werden sich wahrscheinlich weiterhin auf die Schlüsseldaten in Sachen Konjunktur konzentrieren – wie diese Woche auf den Arbeitsmarktbericht für Mai am Freitag, bei dem jetzt weniger als 200.000 neu geschaffene Jobs erwartet werden. Dies verringert die Wahrscheinlichkeit einer größeren Enttäuschung, welche signifikante Marktschwankungen nach sich ziehen könnte.
Umschalten auf Wahlmodus in Europa
Diese Woche finden ab Donnerstag die Wahlen zum Europäischen Parlament statt – erste Ergebnisse sollen am späten Sonntag veröffentlicht werden. Im Gegensatz zu den US-Wahlen werden sie wahrscheinlich keine großen Bewegungen insgesamt an den Märkten, etwa beim Euro oder bei europäischen Aktien, auslösen. Meinungsumfragen deuten darauf hin, dass die derzeitige zentristische Koalition ihre Mehrheit behalten wird, rechtsextreme Parteien aber an Boden gewinnen könnten. Dies könnte wiederum Auswirkungen auf einige Gesetze haben, z. B. auf einige der wichtigsten Reformen in den Bereichen Klimapolitik, EU-Haushalt und hinsichtlich der Emission gemeinsamer Anleihen, der Handelspolitik, Investitionen sowie der Geopolitik.
Ein weiteres zentrales Thema unseres Jahresausblicks für 2024 war, dass wir in einer Welt leben, die entlang geopolitischer Linien stärker fragmentiert ist. Dies war einer der Gründe, warum wir unsere Portfolios zu Beginn des Jahres um ein breites Rohstoff-Engagement erweitert haben, das die Risiken der geopolitischen Unsicherheit auf den Märkten abmildern könnte. Das globale Rohstoffbarometer “Bloomberg Commodity Index” ist im Jahr 2024 bisher um 8 % gestiegen.
WIE WIR IN DEN KERN-PORTFOLIOS POSITIONIERT SIND
Umschichtung von Anleihen in Aktien in Europa
Die Perspektiven für Europa verbessern sich und Leitzinssenkungen stehen wohl vor der Tür. Im Mai haben wir daher beschlossen, unser Engagement bei europäischen Aktien (ohne Großbritannien) auszubauen. Wir finanzierten dies, indem wir europäische Investmentgrade-Anleihen leicht reduzierten, da sich deren Renditeabstand zu "risikofreien" Staatsanleihen, auch als "Spread" bezeichnet, weiter verengt hatte.
In anderen Bereichen behalten wir unsere Übergewichtung bei globalen Small-Cap-Aktien bei, da die Bewertungen und das wirtschaftliche Umfeld günstig sind. Und unser Engagement bei hochverzinslichen Unternehmensanleihen ist geringer als üblich, da wir der Meinung sind, dass die Bewertungen hier die Risiken nicht angemessen kompensieren.
Einen detaillierten Überblick über unsere Allokation in den Kernportfolios finden Sie in unserem aktuellen Counterpoint.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Erträge.
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