WAS SIE WISSEN MÜSSEN
- Die Finanzmärkte beendeten das Jahr 2023 auf einer soliden Basis: Sie jubelten, als die Notenbanken die Leitzinsen bis Ende 2023 zuletzt unverändert beibehielten und noch mehr Zinssenkungen für das neue Jahr einpreisten. Diese Dynamik unterstützte die Aktienmärkte, die sich zum Jahresende hin weiter erholten. Die besten Ergebnisse im Jahresverlauf erzielten die Industrieländer, insbesondere Aktien aus den USA und Japan. Sie schnitten besser ab als die Aktien der Schwellenländer, die durch den schwierigen chinesischen Markt belastet wurden. Auch Anleihen entwickelten sich im Dezember gut. Der letztjährige Anstieg der Renditen von Staatsanleihen wurde in den USA und der Eurozone allerdings rückgängig gemacht. Beide fielen auf das Niveau vom Januar 2023 zurück, da sich der Schwerpunkt von Leitzinserhöhungen auf Leitzinssenkungen verlagerte.
- Ein vorsichtigerer Start ins Jahr 2024: Die Markterholung im Dezember kam jedoch in der ersten Woche des Jahres 2024 zum Stillstand, als viele wichtige Aktienindizes nachgaben. Offensichtlich sind die Zinssenkungserwartungen zu weit gegangen. Nach einem unerwartet guten US-Arbeitsmarktbericht stiegen die Renditen von US-Staatsanleihen am Freitag wieder an, die 10-jährige auf über 4 %. Auch in der Eurozone führte die erwartete Beschleunigung der Inflation dazu, dass die europäischen Anleiherenditen ebenfalls nach oben tendierten. In Deutschland, wo die zehnjährige Bundesanleihe heute morgen mit 2,17 % rentierte, kletterte die Inflationsrate aufgrund von Energiepreis-Basiseffekten – im Dezember 2022 hatte der Staat die Abschlagszahlungen für Gas und Fernwärme übernommen - von 3,2 % auf 3,7 %.
- (Fast) alle Notenbanken haben auf ihren letzten Sitzungen im Jahr 2023 die Zinssätze beibehalten: Wie erwartet beließen die US-Notenbank (Fed), die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of England (BoE) und die Bank of Japan (BoJ) ihre Leitzinssätze auf ihrem aktuellen Niveau. Die norwegische Zentralbank (Norges Bank) stellte einen Ausreißer dar, indem sie ihren Leitzins anhob, obwohl dies die letzte Anhebung in diesem Zyklus sein könnte. Der US-Dollar schwächte sich aufgrund der veränderten Haltung der Fed (siehe unten) ab, während die norwegische Krone angesichts der jüngsten Entscheidung der Norges Bank eine Outperformance erzielte.
- Wenden wir uns den Leitzinssenkungen zu: Während die EZB und die BoE jegliche Zinssenkungserwartungen zurückgewiesen haben, scheint die US-Notenbank (Fed) eine positivere Haltung einzunehmen, da sie sieht, dass sich die Wirtschaft verlangsamt. Dies ist eine deutliche Veränderung gegenüber den vergangenen zwei Jahren, als die Inflationsbekämpfung oberste Priorität hatte. Die Fed hat in ihren Prognosen für dieses Jahr nun eine weitere Leitzinssenkung vorgesehen (insgesamt damit drei). Die BoJ dürfte im Jahr 2024 die Negativzinsen verlassen, nur wann genau ist noch unklar.
- Ein mögliches Überschießen der Märkte: Wir glauben, dass der allgemeine Trend für 2024 weiterhin in Richtung eines Rückgangs des Wirtschaftswachstums, der Inflation und der Zinsen geht. Zudem erwarten wir, dass die Märkte zu viele Leitzinssenkungen zu früh extrapoliert haben und daher anfällig für realistischere Erwartungen von schrittweisen Zinssenkungen sind. Auf Sicht von 6-12 Monaten und darüber hinaus halten wir niedrigere Anleiherenditen jedoch für realistisch, da sich die Inflation abschwächt und die Zentralbanken die Zinssätze senken können.
UNSERE POSITIONIERUNG
Hier erfahren Sie, was in unseren Kernportfolios passiert:
- Vorteilhafte Veränderungen im Portfolio: Der Anstieg der Kurse von Staatsanleihen (bei sinkenden Renditen) seit November hat sich angesichts unserer kürzlich erhöhten Positionierung positiv auf die Portfolios ausgewirkt (auch wenn der jüngste Anstieg der Renditen bedeutet, dass wir einen Teil der Gewinne wieder abgegeben haben), wie in unserem Anlageausblick 2024 beschrieben. Bei Aktien haben wir in Erwartung dieser Zinssenkungen kürzlich unsere Untergewichtung reduziert.
- Geringfügige Aufstockung der Aktienquote, um die Untergewichtung zu verringern: Wir halten weiterhin an Aktien mit relativ geringer Schwankungsintensität und im Allgemeinen hochwertigen Aktien mit soliden Bilanzen fest. Außerdem haben wir unser Engagement bei europäischen Aktien (ohne Großbritannien) und bei Industrieländeraktien des pazifischen Raums (ohne Japan) angehoben.
- Staatsanleihen sind attraktiv: Wie die Marktbewegungen der vergangenen Wochen gezeigt haben, hat die Erwartung von Zinssenkungen im Jahr 2024 die Anleiherenditen sinken (und die Kurse steigen) lassen, was sich positiv auf unsere übergewichtete Position auswirkt. Wir haben unser Engagement in Staatsanleihen der Eurozone mit längeren Laufzeiten und hoher Qualität beibehalten und mehr US-Staatspapiere gekauft.
- Weniger risikoreiche Unternehmensanleihen: Angesichts der geringeren Risikorendite von Staatsanleihen haben wir unser Engagement in risikoreichen Unternehmensanleihen reduziert.
- Breit diversifizierte Rohstoffe hinzugefügt: Wir verbeitern unser Rohstoffengagement, was dazu beitragen kann, die Portfolios vor kurzfristigen Unsicherheiten in der Geopolitik und bei den Energiepreisen zu schützen und von positiven Überraschungen beim Wachstum zu profitieren.
WAS WIR BEOBACHTEN
- Die Zinsen dürften sinken, aber nur allmählich: Wir glauben, dass unsere Prognosen für moderate Leitzinssenkungen 2024 von insgesamt einem Prozentpunkt im Vergleich zu den Markterwartungen von 1,5 Prozentpunkten weiterhin realistisch sind. Wir haben keine breit angelegte Abschwächung der Wirtschaftsdaten in den USA gesehen, die so viele Zinssenkungen rechtfertigen würde. Es gibt zwar einzelne Schwachstellen, wie z. B. die ISM-Umfragen für den Dienstleistungssektor in den USA von letzter Woche. Dennoch bleibt die Wirtschaft relativ widerstandsfähig, wie ein weiterer Arbeitsmarktbericht zeigte, der die Erwartungen übertraf.
- Die Eurozone inklusive Deutschlands befinden sich wahrscheinlich in einer Rezession: Die schwachen Daten der Einkaufsmanagerindizes für Oktober, November und Dezember 2023 sowie ein Rückgang des Wirtschaftswachstums im dritten Quartal 2023 bestätigen wahrscheinlich unser Basisszenario einer leichten technischen Rezession in Europa.
- Die letzte Etappe auf dem Weg zur Normalisierung der Inflation scheint ungewiss: In der vergangenen Woche stieg die Inflation in der Eurozone im Dezember auf 2,9 %, was jedoch etwas weniger war als erwartet. Obwohl die Kerninflation (ohne Lebensmittel- und Energiepreise) zurückging, warf die Gesamtinflationszahl Fragen darüber auf, wie schnell die EZB mit einer Zinssenkung beginnen wird.
- US-Inflation, Taiwan-Wahl: Diese Woche liegt der Schwerpunkt der Daten auf den USA, wo ebenfalls ein Anstieg der Inflation erwartet wird (Donnerstag). Auch hier geht der allgemeine Trend in Richtung Inflationsabschwächung und im Laufe der Zeit zu Zinssenkungen. Andernorts werden die Märkte auf die Schlagzeilen zu den Wahlen in Taiwan, das Verhältnis zu China und etwaige Kommentare der USA achten. Dies könnte im Einklang mit unserer fragmentierten Weltsicht für eine gewisse Volatilität sorgen. In Deutschland wird morgen die Industrieproduktion im November veröffentlicht.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Erträge.
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