Trump gewinnt voraussichtlich mit einem 'Red Sweep'
Donald Trump hat die amerikanische Präsidentschaftswahl deutlicher gewonnen, als es die Umfragen vermuten ließen. Höchstwahrscheinlich mündet die Wahl zudem in einem "Red Sweep", sprich eine republikanische Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses. Dieser Ausgang deutet nicht nur auf ein gestiegenes Risiko neuer Zölle hin, die sich insbesondere gegen Schwellenländer richten, sondern auch auf höhere US-Staatsausgaben, Steuersenkungen und ein beschleunigtes Wirtschaftswachstum. Wir halten derzeit keine taktischen Positionen in Schwellenländern, weder in Aktien noch in festverzinslichen Wertpapieren, während wir die weitere Entwicklung der US-Handelspolitik mit möglichen neuen Zöllen abwarten. Auch Europa könnte mit Auswirkungen konfrontiert werden, einschließlich Zöllen auf US-Importgüter wie Autos und Industriegüter. Daher halten wir weiterhin das "Versicherungsinstrument" für europäische Aktien (in Portfolios, in denen das Wissen und die Erfahrung des Kunden sowie die Vorschriften dies zulassen), das bei Rückgängen am Aktienmarkt an Wert gewinnt.
Wie die Märkte auf Trumps Sieg reagierten...
Die Märkte reagierten umgehend auf Trumps Wahlsieg. US-Aktien erreichten in Erwartung von mehr Wachstum und fiskalischen Anreizen neue Allzeithochs. Vor allem der Bankensektor verzeichnete eine starke Rally, die von steigenden Anleiherenditen und Optimismus im Hinblick auf mögliche Deregulierungsmaßnahmen angetrieben wurde. Dagegen reagierten die europäischen und asiatischen Börsen verhaltener. Der US-Dollar legte aufgrund des Wachstumsoptimismus zu, während die Renditen von Staatsanleihen aufgrund der Erwartung höherer Defizite unter Trump in die Höhe schnellten. Die zehnjährige Rendite schloss die Woche bei etwa 4,3 %. Im Gegensatz dazu blieben die europäischen Renditen relativ stabil. Die zehnjährige Bundesanleihe beendete die Woche bei 2,3 %.
...und wie wir reagiert haben
Anfang dieses Jahres haben wir ein "Versicherungsinstrument" gekauft (in Portfolios, in denen das Wissen und die Erfahrung des Kunden sowie die Vorschriften dies zulassen), das an Wert gewinnt, wenn US-Aktien unter ein bestimmtes Niveau fallen. Die Idee dahinter war, dass wir angesichts der Unsicherheit an den Märkten einen gewissen Schutz in den Portfolios haben wollten, falls die Märkte deutlich fallen. Dieses Instrument läuft in der zweiten Dezemberhälfte aus – wir haben allerdings beschlossen, es schon jetzt zu verkaufen.
Wir glauben, dass Trumps unerwartet deutlicher Wahlsieg kurzfristig positiv für US-Aktien ist, da die von ihm vorgeschlagenen Steuersenkungen, Fiskalausgaben und ein gewisses Maß an Deregulierung zu einem stärkeren Wirtschaftswachstum führen könnten. Da wir davon ausgehen, dass sich US-Aktien in naher Zukunft positiv entwickeln werden, besteht das Risiko, dass das Versicherungsinstrument ausläuft, bevor die Märkte soweit gefallen sind, dass es aktiviert werden kann, wodurch es wertlos wird. In gewisser Weise sind steigende Märkte das beste Ergebnis. Die positive Marktentwicklung überwiegt die Kosten der Versicherung. Schließlich kauft man eine Versicherung in der Regel in der Hoffnung, dass man sie nicht in Anspruch nehmen muss.
Weitere Leitzinssenkungen der Notenbanken
Nach ihrer ersten Senkung um 50 Basispunkte im September hat die US-Notenbank (Fed) ihren Leitzins vergangene Woche um weitere 25 Basispunkte gesenkt. Fed-Chef Powell betonte, wie wichtig es sei, eine weitere Abschwächung des Arbeitsmarktes zu vermeiden, und bekräftigte sein Engagement für einen nachhaltigen Rückgang der US-Inflation auf 2 %. Infolgedessen wird die Fed ihre Leitzinsen auf ihren nächsten Sitzungen wahrscheinlich weiter senken. Powell wies darauf hin, dass fiskalpolitische Änderungen unter der neuen Trump-Regierung keinen Einfluss auf die kurzfristigen Entscheidungen der Fed haben werden. Er enthielt sich auch eines Kommentars zu politischen Fragen, einschließlich der Bedenken über die Unabhängigkeit der Fed angesichts des Wahlsiegs von Trump. In dieser Woche werden die US-Inflationsdaten (am Mittwoch) im Mittelpunkt stehen, die nach allgemeiner Einschätzung einen leichten Anstieg aufweisen düften.
Auch die Bank of England beschloss eine weithin erwartete Leitzinssenkung um 25 Basispunkte auf 4,75 %. Allerdings hob sie auch ihre Inflationsprognosen für 2025 und 2026 um 0,5 bzw. 0,6 Prozentpunkte an, um den im Herbsthaushalt des Vereinigten Königreichs skizzierten Maßnahmen zur Haushaltsexpansion Rechnung zu tragen. Wir erwarten auch von ihr – wie auch von der EZB – weitere Leitzinssenkungen in den kommenden Monaten. Andernorts werden sich die Märkte wahrscheinlich weiterhin auf die Äußerungen Trumps, seiner Amtseinführung und dem Einzug ins Weiße Haus konzentrieren, ebenso wie auf Andeutungen zu Steuer- und Regulierungssenkungen und darauf, ob zusätzliche Zölle erhoben werden (und gegen wen).
Kommende Neuwahlen in Deutschland
Anleger dürften darüber hinaus die politische Entwicklung in Deutschland nach dem Scheitern der Berliner Drei-Parteien-Koalition weiterhin im Auge behalten. Die Koalition unter Bundeskanzler Olaf Scholz zerbrach, nachdem er seinen Finanzminister Christian Lindner entlassen hatte, der sich angesichts der laufenden Verhandlungen über den Haushalt 2025 weigerte, die Schuldenbremse auszusetzen. Daraufhin stiegen die Liberalen aus der Koalition aus, was vorerst zu einer Minderheitsregierung aus Scholz' Sozialdemokraten und den Grünen führte. Scholz forderte für den 15. Januar eine Vertrauensabstimmung. Dies würde den Weg zu Neuwahlen im März ebnen, sechs Monate früher als bisher geplant. Scholz bat CDU/CSU-Oppositionsführer Friedrich Merz um Unterstützung bis dahin, doch Merz lehnte ab und drängt nun darauf, die Vertrauensfrage noch in dieser Woche zu stellen. Dies würde den Weg zu Neuwahlen bereits im Januar ebnen. Scholz zeigt sich mittlerweile für eine Vertrauensfrage noch in diesem Jahr offen, wenn man sich noch über einige Gesetzespakete mit der Union einigen kann. Umfragen zufolge wäre das wahrscheinlichste Ergebnis von Neuwahlen eine Große Koalition mit einem neuen Bundeskanzler Merz an der Spitze, da die CDU/CSU laut Umfragen die stärkste Partei werden dürfte.
*Die dem vorliegenden „Blick über die Märkte“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Blicks über die Märkte“dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Blick über die Märkte“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar. Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch