AUF EINEN BLICK
- Erholung der wichtigsten Aktienmärkte: In der zweiten Woche des neuen Jahres stiegen die Aktienkurse, nachdem sie zu Jahresbeginn stark zurückgegangen waren. Branchenseitig legten die wichtigsten US-Technologiebereiche am deutlichsten zu, während der Energiesektor zurückblieb. Japanische Aktien stiegen nach ihrer guten Vorjahresperformance weiter, allerdings nur in Landeswährung, während die Performance für europäische Anleger aufgrund des sehr schwachen Yen eher mäßig war. Auch die chinesischen Aktien setzten ihren – allerdings schwachen – Trend von 2023 fort und hinkten hinterher.
- Gemischte Konjunkturdaten mahnen zur Vorsicht: Die robusten US-Arbeitsmarktdaten für Dezember und die soliden (wenn auch immer noch schwachen) britischen Wachstumstrends trugen dazu bei, die unerwartet hohe US-Inflation und den schwachen US-Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen auszugleichen. Gestiegene Frachtraten aufgrund der Entwicklungen am Roten Meer gaben ebenfalls Anlass zu Sorgen hinsichtlich des weiteren Inflationsrückgangs und der erwarteten Leitzinssenkungen.
- Deutliche und schnelle Zinssenkungen erscheinen uns unwahrscheinlich: Die US-Inflationsrate nahm zu und war etwas höher als erwartet, obwohl die Kerninflationsrate ohne Energie- und Lebensmittelpreise erwartungsgemäß leicht sank. Dennoch tendierten die US-Rentenmärkte innerhalb einer Bandbreite, wobei die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen bei etwa 4 % lagen. Insgesamt sprechen die Daten unserer Meinung nach für unsere Prognose, dass die Leitzinssenkungen erst Mitte 2024 beginnen und damit später als vom Marktkonsens erwartet. Dennoch bleibt der Trend zu niedrigeren Zinssätzen auf Sicht von 6-12 Monaten und darüber hinaus intakt
- Deutsche Wirtschaft schrumpft: Laut einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Gesamtjahr 2023 um -0,3% gesunken – mit der gleichen Rate nahm auch die Wirtschaftsleistung im Schlussquartal des Vorjahres gegenüber dem Vorquartal ab. Auf Basis der insgesamt schwachen Frühindikatoren wie etwa dem Ifo-Geschäftsklima dürfte Deutschlands Wirtschaft auch im laufenden Quartal unter Druck bleiben.
- Auftakt der US-Quartalssaison mit gemischten Bankergebnissen: Nach den Zahlen für das Schlussquartal 2023 zogen die Aktien von J.P. Morgan leicht an, während die der Bank of America sanken - beide Banken mussten im vierten Quartal des vergangenen Jahres einige einmalige Belastungen hinnehmen, wobei die Gewinne der Bank of America deutlich stärker betroffen waren. Die Herausforderung für die Banken besteht darin, ihre Nettomargen in den Griff zu bekommen, da die Zinsen sinken und der Druck durch Wertberichtigungen auf Kredite und Einlagenzinsen steigt.
- Wird Bitcoin zum Mainstream? Für Aufsehen sorgte in der vergangenen Woche, dass die US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC (Securities and Exchange Commission) eine erste Serie amerikanischer Bitcoin-ETFs (Exchange-Traded Funds) genehmigte, was nicht nur den Bitcoin-Kurs beflügelte. Die Schlüsselfrage ist, ob Kryptowährungen in Zukunft zu digitalen Alternativen zu Gold werden könnten. Wir sind der Meinung, dass sie für einige Anleger einen Handelswert haben können, aber sie sind auch sehr volatil, korrelieren stark mit risikobehafteten Anlagen und bieten daher wenig Diversifizierungsvorteile für Portfolios. Außerdem kommt aus unserer Sicht auf sie mit den digitalen Währungen der Notenbanken, die derzeit entwickelt werden, eine starke Konkurrenz zu.
UNSERE POSITIONIERUNG
Hier erfahren Sie, was in unseren Kernportfolios passiert:
- Defensive Ausrichtung beibehalten, aber moderat: Wie in unserem Anlageausblick 2024 beschrieben, halten wir an unserer leicht defensiven Positionierung fest. Wir halten mehr Staatsanleihen (die vom langsameren Wirtschaftswachstum und der Inflation sowie von Leitzinssenkungen profitieren dürften) und weniger Aktien und Unternehmensanleihen im Vergleich zu unserer langfristigen Allokation. Allerdings haben wir unsere defensive Ausrichtung abgeschwächt, da die erwarteten Leitzinssenkungen einen wichtigen Bremsfaktor für die Aktienmärkte beseitigen.
- Leichte Aktienaufstockung, um die Untergewichtung abzubauen: Wir halten weiter Aktien mit relativ geringen Schwankungen und insgesamt hochwertige Aktien auf Basis solider Bilanzen. Außerdem haben wir unser Engagement bei europäischen Aktien (ohne Großbritannien) und bei Aktien der entwickelten Länder des Pazifikraums (ohne Japan) erhöht.
- Staatsanleihen sind attraktiv: Wie die Vorwoche gezeigt hat, hat die Erwartung von Leitzinssenkungen dieses Jahr die Anleiherenditen sinken (und die Kurse steigen) lassen, was sich positiv auf unsere übergewichtete Positionierung auswirkt. Wir haben unser Engagement bei hochwertigen Staatsanleihen der Eurozone beibehalten und mehr US-Staatspapiere gekauft.
- Weniger risikoreiche Unternehmensanleihen: Angesichts der geringeren Risikorendite von Staatsanleihen haben wir unser Engagement in risikoreichen Unternehmensanleihen reduziert.
- Breit diversifizierte Rohstoffe hinzugefügt: Wir diversifizieren unser Rohstoffengagement breiter. Dies kann dazu beitragen, Portfolios vor kurzfristigen geopolitischen und energiepreistechnischen Unsicherheiten zu schützen und von positiven Wachstumsüberraschungen zu profitieren.
WAS WIR BEOBACHTEN
- Wahlen in Taiwan: Die Wahl auf der Insel hat einen Sieg der westlich orientierten Regierungspartei DPP ergeben. Infolgedessen könnten die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China in Bezug auf Taiwan mittelfristig anhalten, obwohl sich dies nicht vom Status quo unterscheidet. Die Märkte dürften auf unmittelbare Kommentare aus Taiwan, China und den USA zu den Wahlergebnissen warten.
- Schwaches Wirtschaftswachstum: Nachdem die deutsche Wirtschaft schrumpft, werden die morgen anstehenden ZEW-Konjunkturerwartungen zeigen, inwiefern Finanzexperten eine Stabilisierung sehen. Chinas Bruttoinlandsprodukt wird am Mittwoch nach übereinstimmenden Prognosen gegenüber dem Vorquartal leicht zurückgehen, im Jahresvergleich dürfte es sich jedoch wieder auf über 5 % beschleunigt haben; auch die jüngsten Daten zur chinesischen Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen sollten eine gewisse Stabilisierung bestätigen. Die US-Einzelhandelsumsätze (ebenfalls am Mittwoch) werden Aufschluss über die Kauflaune der Verbraucher im wichtigen Weihnachtsgeschäft geben.
- Letzte Meile zum Inflationsziel bleibt schwierig: Die europäischen Inflationszahlen (am Dienstag final für Deutschland und am Mittwoch für die Eurozone und Großbritannien) dürften für Dezember bestätigten, dass sich die Rückgänge der Vormonate nicht fortgesetzt haben. Die jüngste Eskalation der Frachtraten aufgrund der Entwicklungen am Roten Meer erhöht das Risiko eines Inflationsanstiegs, insbesondere in Europa. Wichtig sind auch die japanischen Inflationsdaten (Donnerstag): Japanische Aktien erholten sich 2023 stark, als die Inflation nach zwei Jahrzehnten niedriger Inflation und Deflation in das Land zurückkehrte. Das Risiko besteht darin, dass die Bank of Japan, die die Leitzinssätze bisher im negativen Bereich gehalten hat, diese anheben könnte, wenn die meisten anderen Notenbanken beginnen, die Zinsen zu senken. Dies könnte den Yen stärken und das japanische Gewinnwachstum beeinträchtigen.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Erträge.
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