AUF EINEN BLICK
Geringere US-Inflation im Juni spricht für Leitzinssenkungen
In der vergangenen Woche sanken die Renditen von US-Staatspapieren, da die Inflation in den USA geringer ausfiel als von den Märkten erwartet. Die weltweiten Anleiherenditen und der US-Dollar fielen ebenfalls, da sich die Märkte in ihrer Einschätzung festigten, dass die US-Notenbank (Fed) ihre Leitzinsen im September und Dezember senken wird. Während die meisten Anleihekurse stiegen, während die Renditen fielen, war die Reaktion an den Aktienmärkten gemischter, da die Anleger nach der Veröffentlichung der Daten in einigen Branchen Gewinne mitnahmen. Wir gehen davon aus, dass die Fed ihre Leitzinsen im Jahr 2024 ein- oder zweimal senken wird. In der vergangenen Woche bekräftigte Fed-Chef Jerome Powell, dass die Fed die Zinsen senken würde, falls sich die Beschäftigung unerwartet abschwächen sollte. Daher werden die kommenden Arbeitsmarktdaten (kommen am 2. August) entscheidend sein, um die Erwartungen der Märkte in Bezug auf Leitzinssenkungen zu festigen.
Politische Unsicherheit nimmt in Europa – anders als in den USA – ab
Europäische Aktien erholten sich in der vergangenen Woche und übertrafen amerikanische, da sich die Aufmerksamkeit des Marktes wieder auf die wirtschaftlichen Wachstumsaussichten in Europa und weg von der französischen Politik (die zuvor die Märkte verunsichert hatte) richtete. Eine niedriger als erwartete Inflation und ein ermutigender Start in die Gewinnsaison trugen ebenfalls zur Unterstützung von Aktien bei. Wir haben kürzlich unser Engagement in europäischen Aktien erhöht, die wir derzeit in größerem Umfang halten als in unserer langfristigen Allokation, um die sich verbessernden europäischen Wirtschaftsaussichten und die attraktiven Bewertungen zu nutzen.
Während sich die Wahlunsicherheit in Europa vorerst gelegt hat, richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf die USA. Immer mehr Demokraten fordern Präsident Joe Biden auf, seine Wiederwahlkampagne zu beenden. Die sinkenden Chancen für Bidens Sieg im November (basierend auf Umfragen) scheinen die Märkte bisher aber nicht zu beeinträchtigen. Die Volatilität könnte jedoch kurz vor der Wahl zunehmen, vor allem wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreten, wie die Schüsse auf Donald Trump an diesem Wochenende. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Publikation haben sich Trumps Chancen auf eine Wiederwahl erhöht, wie aktuelle Umfragen über die Wahlabsichten zeigen. Der US-Aktienmarkt hat dies positiv aufgenommen, da die Aussichten auf Steuer- und Regulierungssenkungen die Auswirkungen möglicher Handelsspannungen (die sich für China eher negativ auswirken würden) in den Augen von Aktieninvestoren überwiegen. Der US-Anleihemarkt scheint jedoch besorgter zu sein, da die zusätzlichen Ausgaben wahrscheinlich eine höhere Emission von Schuldtiteln erfordern würden, was möglicherweise zu höheren Anleiherenditen führen könnte.
Fokus auf Unternehmensgewinne, Europäische Zentralbank, britische Inflation und China
Die Gewinnsaison in den USA hat mit den Berichten der großen US-Banken mit Verbesserungen in ihren Investmentbanking-Einheiten begonnen. Es werden noch weitere Gewinnmeldungen folgen, anhand derer die Anleger den Zustand der US-Wirtschaft beurteilen werden. Unter den "Magnificent-7"-Aktien (“Glorreiche Sieben”) wird am Dienstag nächster Woche Tesla erwartet, deren Aktie im Gegensatz zu seinen Tech-Kollegen in der ersten Jahreshälfte unterdurchschnittlich abgeschnitten hat. Derzeit schwächt sich das US-Wirtschaftswachstum von einem recht hohen Niveau aus ab, aber wir halten eine Rezession in den nächsten 6-12 Monaten weiterhin für unwahrscheinlich, werden jedoch auf die Daten zu den US-Einzelhandelsumsätzen (Dienstag) und zur Industrieproduktion (Mittwoch) achten, um festzustellen, ob sich dieser Trend fortsetzt.
Am Donnerstag tritt die Europäische Zentralbank (EZB) wieder zusammen. Vor einem Monat hat sie ihre Leitzinssätze gesenkt, und obwohl eine weitere Senkung in dieser Woche unwahrscheinlich ist, werden die Märkte die Pressekonferenz von Präsidentin Lagarde aufmerksam verfolgen, um zu sehen, ob die EZB im September weitere Zinssenkungen anvisiert (was wir für wahrscheinlich halten). Im Vereinigten Königreich wird erwartet, dass die Inflation (Mittwoch) im Mai bei der Zielmarke von 2 % geblieben ist. Sollte dies der Fall sein, würde dies unsere Einschätzung untermauern, dass die Bank of England ihre Leitzinsen im August ebenfalls senken wird. Niedrigere Zinssätze dürften Staatsanleihekurse stützen (wir haben kürzlich unser Engagement in kurzlaufenden europäischen Staatsanleihen erhöht) und sich auch als Rückenwind für Aktien erweisen.
Das chinesische Wirtschaftswachstum verlangsamte im zweiten Quartal 2024, während das Land immer noch nahe an der Deflation verweilt, und die Wachstumszahlen blieben hinter den Erwartungen zurück. Die Aufmerksamkeit liegt jedoch auf dem mit Spannung erwarteten Treffen der führenden Mitglieder der Kommunistischen Partei Chinas (ab heute bis Donnerstag). Ein groß angelegter politischer Stimulus scheint angesichts der jüngsten Äußerungen von Beamten immer noch unwahrscheinlich zu sein, die eher für kleinere Maßnahmen plädieren, um unerwünschte Nebeneffekte zu vermeiden, trotz der anhaltenden Immobilienkrise, die weiterhin auf die Stimmung der Verbraucher drückt und die Einzelhandelsumsätze im Juni auf ein 18-Monats-Tief fallen ließ.
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