AUF EINEN BLICK
- Unterschiedliche regionale Trends an den Aktienmärkten: Die Wall Street markierte in der Vorwoche wieder historische Höchststände, was vor allem auf den Optimismus im Bereich der künstlichen Intelligenz zurückzuführen war, da Aktien von Chipherstellern von den USA bis Taiwan starke Gewinne verzeichneten. Chinesische Aktien gaben weiter nach, da China mit Deflation und Unterbrechungen der Lieferketten zu kämpfen hatte. Auch europäische inklusive deutscher Aktien kamem unter Druck, weil die Märkte die Erwartung einer ersten Leitzinssenkung sowohl der EZB als auch der Bank of England leicht hinauszögerten.
- Der Druck auf die Rentenmärkte auf der letzten Meile zur Normalisierung der Inflation wird zur Herausforderung: Die Kurse von Staatsanleihen sanken vergangene Woche weltweit, weil die Renditen nach dem Anstieg der Inflation in den USA und in Europa wieder anstiegen. Angesichts der Tatsache, dass die Eurozone offensichtlich in einer milden Rezession steckt, ist das Aufwärtspotential der Euro-Anleiherenditen begrenzt.
- Rückläufige Erwartungen hinsichtlich Leitzinssenkungen: Angesichts einiger stärker als erwarteter Konjunkturdaten, hinsichtlich Inflation, Einzelhandelsumsätze und Anträgen auf Arbeitslosenunterstützung, haben Notenbanker die Markterwartungen auf baldige Zinssenkungen gedämpft. Der Umfang der erwarteten Leitzinssenkungen sank daraufhin und auch das Timing erscheint nun fraglicher. Der Markt geht jetzt davon aus, dass die US-Notenbank (Fed) ihre Leitzinsen im Laufe des Jahres 2024 nicht mehr wie zuvor erwartet um insgesamt 175, sondern um 140 Basispunkte (ein Hundertstel eines Prozents) senken wird. Mit anderen Worten: Während der amerikanische Leitzins derzeit bei 5,25-5,5 % liegt, geht der Markt nun davon aus, dass er bis Ende 2024 auf 3,85 %-4,10 % sinkt.
- Wir glauben, dass sich die Markterwartungen hinsichtlich Zinssenkungen als zu ambitioniert erweisen werden: Wie erwähnt, haben die Märkte ihre Erwartungen in diesem Jahr bereits zurückgeschraubt. Kurzfristig sehen wir allerdings weitere Anpassungen kommen und gehen davon aus, dass die Leitzinssätze bis zum Jahresende sowohl bei der Fed als auch bei der EZB um insgesamt 100 Basispunkte gesenkt werden, und zwar ab Mitte des Jahres (im Gegensatz zu der derzeitigen Markterwartung ab März). Warum? In den USA haben wir noch keine breit angelegte Konjunkturabschwächung gesehen (es gibt dort schwache wie starke Bereiche). Und in der Eurozone scheint sich die Europäische Zentralbank (EZB) davor zu hüten, die Geldpolitik zu früh zu lockern, um das Risiko zu vermeiden, dass die Inflation trotz flauer Konjunktur wieder ansteigt.
- Ölpreisanstieg wohl nur vorübergehend: Die geopolitischen Spannungen im Roten Meer haben für Schlagzeilen gesorgt und die Schifffahrtsrouten unterbrochen, was sich auf die Rohstoffe ausgewirkt hat. Die Ölpreise stiegen auf 80 US-Dollar pro Barrel, und der weltweite Container-Index hat sich seit Jahresende verdoppelt. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Auswirkungen auf den Ölmarkt nur von kurzer Dauer sein werden - wie es auch zu Beginn der Spannungen im Nahen Osten der Fall war. Auch der Anstieg der Frachtraten könnte sich stabilisieren, da inzwischen auf Alternativrouten ausgewichen wird.
UNSERE POSITIONIERUNG
Hier erfahren Sie, was in unseren Kernportfolios passiert:
- Defensive Ausrichtung beibehalten, aber moderat: Wie in unserem Investmentausblick 2024 beschrieben, haben wir im Dezember einige Portfolioanpassungen vorgenommen. Dazu gehörte eine leichte Erhöhung unserer Aktienallokation in Europa und im entwickelten pazifischen Raum (ohne Japan).
- Weniger risikobehaftete und mehr sichere Anleihen: Wir haben auch unser Engagement bei Unternehmensanleihen reduziert und gleichzeitig unsere Bestände an US-Staatsanleihen erhöht, da letztere attraktive und verlässlichere Renditen bieten.
- Rohstoffe zur Diversifikation: Wir haben unser Rohstoffengagement breiter aufgestellt.
- Ausführliche Informationen über die Positionierung unseres Kernportfolios finden Sie auf unserer Website.
WAS WIR BEOBACHTEN
- Diese Woche werden vor allem wichtige Konjunkturdaten für die Eurozone veröffentlicht: Am Mittwoch stehen die wohl immer noch im rezessiven Bereich befindlichen Einkaufsmanagerindizes für Januar an, am Tag darauf das Ifo-Geschäftsklima und am Freitag auch noch das deutsche GfK-Konsumklima.
- Die EZB tagt am Donnerstag: Wir gehen davon aus, dass die EZB auf ihrer Sitzung die Leitzinssätze beibehalten wird (Hauptrefinanzierungssatz: 4,5 %) und den Markterwartungen einer bereits baldigen Zinssenkung weiterhin den Wind aus den Segeln nimmt.
- Die Gewinnsaison geht weiter: Auf der anderen Seite des Atlantiks werden Tesla und Netflix (neben einigen anderen 70 Unternehmen) diese Woche ihre Ergebnisse für das vierte Quartal vorlegen. Obwohl Tesla und Netflix zu den sogenannten "Magnificent 7-Aktien" gehören, haben beide tendenziell einen geringeren Einfluss auf den Markt als andere dieser Unternehmen wie Microsoft, Apple oder Nvidia. Und in Deutschland läuft die Quartalszahlensaison diese Woche mit SAP am Mittwoch an.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Erträge.
*Die in dem vorliegenden „Markt- und Investment-Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteil zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des „Markt- und Investment-Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss. Das „Markt- und Investment-Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar. Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und in der Lage ist diese auch finanziell zu tragen. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch