Markt- und Investment-Update

Markt- und Investment-Update

7. Oktober 2024
Wie wir uns für Marktschwankungen positionieren

Spannungen im Nahen Osten führen zu einem Comeback der Marktvolatilität

Nach drei Wochen mit positiver Performance schlossen die wichtigsten Aktienindizes in den USA unverändert bis leicht höher und sanken in Europa in der vergangenen Woche aus zwei Gründen: 

Infolgedessen waren Aktien insgesamt schwach und erholten sich nur in den USA am Freitag nach den guten Arbeitsmarktdaten leicht. Staatsanleihen gaben nach (da die Renditen stiegen) und machten damit die Anfang der Woche verzeichneten Gewinne wieder wett, bevor die Spannungen im Nahen Osten wieder aufflammten. Zuvor waren die Märkte in der Hoffnung gestiegen, dass die US-Notenbank die Zinssätze stärker senken könnte als auf ihrer September-Sitzung angedeutet. 

Die jüngste Marktdynamik ist zwar schwächer als zuvor, scheint aber nicht in einen größeren Ausverkauf überzugehen, zumindest solange die geopolitischen Risiken im Nahen Osten begrenzt bleiben. Außerdem scheinen sich die Märkte wieder stärker an den Prognosen der Fed zu orientieren. Besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten verringern die Notwendigkeit, dass die Fed auf ihren letzten beiden Sitzungen des Jahres deutliche Zinssenkungen vornimmt. Nichtsdestotrotz haben diese Faktoren die Volatilität etwas ansteigen lassen. Wir sind der Meinung, dass wir in eine Periode eintreten könnten, die durch eine höhere Volatilität im Vergleich zum ersten Teil des Jahres gekennzeichnet ist. Dies bedeutet, dass Volatilitätsspitzen wahrscheinlicher sind, da eingehende Daten und Ereignisse (einschließlich der bevorstehenden US-Wahlen) die Märkte dazu bringen könnten, ihre Erwartungen neu zu kalibrieren. 

Höhere Wahrscheinlichkeit eines moderateren Wirtschaftswachstums, aber auch mehr Zinssenkungen 

Unser Basisszenario bleibt positiv, mit allerdings langsamerem Wachstum in den nächsten 6-12 Monaten. Jedoch hat sich die wirtschaftliche Dynamik in letzter Zeit in einer Reihe von Schlüsselregionen abgeschwächt. In den USA hat sich die Schaffung von Arbeitsplätzen trotz gelegentlicher Erholung und positiver Überraschungen (wie am vergangenen Freitag) allgemein verlangsamt, und die Arbeitslosenquote ist in den letzten Monaten gestiegen, wobei auch die Zahl der offenen Stellen weiter zurückgeht. Während andere Teile der Wirtschaft, einschließlich des wichtigen Dienstleistungssektors, widerstandsfähiger scheinen, war die Schwäche des Arbeitsmarktes und des verarbeitenden Gewerbes einer der wichtigsten fundamentalen Auslöser für den Volatilitätsschub in diesem Sommer. In Europa wächst Deutschland nicht und könnte vor einer leichten, "technischen" Rezession stehen (zwei aufeinander folgende Quartale mit negativem Wachstum). Mit Blick auf die meisten Frühindikatoren - etwa die heute erneut rückläufigen Auftragseingänge der deutschen Industrie - sind auch die Wachstumsperspektiven bescheiden. Eine gewisse fiskalische Sparsamkeit in Europa, wo sich die Wirtschaft in den meisten anderen Regionen bisher relativ robust gezeigt hat, könnte ein weiteres Abwärtsrisiko darstellen. 

Während wir bislang von einer 20-prozentigen Rezessionswahrscheinlichkeit in den nächsten 12 Monaten ausgingen, schätzen wir sie jetzt auf 30 % ein. Der Silberstreif am Horizont ist, dass wir auch unsere Prognosen für die Notenbanken revidieren. Wir rechnen nun mit weiteren Leitzinssenkungen. Wir gehen davon aus, dass die Fed ihren Leitzins bis Ende 2025 um ganze eineinhalb Prozentpunkte senken wird, mit zwei Senkungen um je einen Viertelpunkt im November und Dezember. Da die Inflation das Ziel erreicht hat, halten wir es für wahrscheinlich, dass die Europäische Zentralbank dasselbe tun wird.Eine moderatere Konjunktur (aber keine Rezession) und weitere Zinssenkungen der Notenbanken haben zwei wesentliche Auswirkungen auf die Märkte. Erstens werden die Anleiherenditen wahrscheinlich weiter sinken, wenn auch uneinheitlich (kurzzeitiger Anstieg, wenn die Daten besser ausfallen als erwartet, und dann wieder Senkung). Zweitens dürfte sich der US-Dollar weiter abschwächen, vorausgesetzt die geopolitischen Risiken bleiben begrenzt. Eine moderate Dollarschwäche war eine unserer wichtigsten Währungsprognosen für 2024. Angesichts weiterer Zinssenkungen der Fed und der Aussicht auf größere Haushaltsdefizite, unabhängig vom Ausgang der US-Wahlen, in Verbindung mit höheren Bewertungen ist eine weitere Dollarschwäche zu erwarten. 

Wie wir unsere Kernportfolios umgestalten, um die Volatilität weiterhin zu meistern 

Die Volatilität der Märkte schwankt, da sich wirtschaftliche, unternehmerische und (geo-)politische Ereignisse kontinuierlich weiterentwickeln. Anstatt vorschnell zu reagieren, versuchen wir, Ruhe zu bewahren und potenzielle Entwicklungen zu antizipieren. Wir passen unsere Portfolios bei Bedarf an und verfolgen bei der Portfoliokonstruktion einen global diversifizierten Ansatz, um die Auswirkungen lokaler Probleme abzumildern und gleichzeitig langfristig investiert zu bleiben. 

Da das Potenzial für Volatilitätsschübe an den Märkten zuzunehmen scheint, entwickeln wir unsere Anlagestrategie wie folgt weiter: 

1. Rekalibrierung der US-Aktienabsicherung und Positionierung für einen schwächen US-Dollar 

Anfang dieses Jahres, kurz vor Beginn der Spannungen im Nahen Osten im April, kauften wir ein "Versicherungs"-Instrument in Portfolios, in denen das Wissen der Kunden und die Vorschriften dies zulassen. Das Instrument gewinnt an Wert, wenn die Wall Street fällt, und schützt Portfolios teilweise vor Marktrückgängen. Wir haben nun den Grad des Schutzes, den dieses Instrument bietet, weiter angepasst, so dass es früher greifen könnte, sollten US-Aktien bis Mitte Dezember unerwartet fallen. Im Großen und Ganzen sind US-Aktien zwar nach wie vor eine attraktive Anlageklasse, und die Leitzinssenkungen könnten in einem rezessionsfreien Umfeld unterstützend wirken, doch die längerfristigen Wachstumsaussichten trüben sich ein. Wir sind zwar zuversichtlich, was unser derzeitiges Engagement in US-Aktien angeht, bleiben aber flexibel und suchen nach Auslösern für taktische und strategische Umschichtungen in beide Richtungen, sobald sich Gelegenheiten ergeben. Unabhängig davon sind wir, obwohl es sich um eine unserer langjährigen Währungsempfehlungen handelt, nun mehr davon überzeugt, dass der US-Dollar schwächer wird. Daher erhöhen wir in einigen konservativen Profilen unser Euro-Engagement und reduzieren unser Dollar-Engagement. 

2. Verringerung des Engagements in risikoreicheren Anleihen und Erhöhung des Engagements in Liquidität 

Angesichts einer langsamer wachsenden Weltwirtschaft erscheint uns das Risiko-Rendite-Verhältnis einiger risikobehafteter Teile des Rentenmarktes unattraktiver, da es die verbleibenden Risiken nicht widerspiegeln. Im Wesentlichen erscheint uns der Spread (die Zinsdifferenz zwischen risikoreichen und sicheren Anleihen, wie z.B. Staatsanleihen) zu eng und könnte sich daher ausweiten, wenn das Wirtschaftswachstum hinter den Erwartungen zurückbleibt, was zu niedrigeren Preisen für risikobehafteten Anleihen führen würde. In Anbetracht dieser Risiken haben wir unser Engagement in Schwellenländeranleihen reduziert und - in einigen konservativen Profilen - unser Engagement in Hochzinsanleihen weiter gesenkt. Stattdessen haben wir Liquidität bzw. Kurzläuferfonds aufgestockt, mit denen wir versuchen, zusätzlichen Renditen bei geringem Risiko zu erzielen. 

Was wir diese Woche im Auge haben: US-Inflation

Während die Fed deutlich gemacht hat, dass sie den Arbeitsmarkt im Auge behält - eine Botschaft, die im Protokoll der September-Sitzung (Mittwoch) hervorgehoben wird - wird die US-Notenbank auch weiterhin die Inflation im Auge behalten. In dieser Woche werden die Inflationsdaten aus den USA (am Donnerstag) entscheidend sein. Wir gehen davon aus, dass sich die Gesamtinflation dem Ziel von 2 % angenähert hat, während die Kerninflation (ohne volatile Komponenten wie Lebensmittel und Energie) unverändert bei etwa 3,2 % liegen könnte. Wenn es keine größeren Überraschungen gibt, sollte der Markt seine Erwartungen anpassen und in nächster Zeit nicht mehr mit außergewöhnlich starken Leitzinssenkungen rechnen (wie es nach der positiven Überraschung beim US-Beschäftigungswachstum am vergangenen Freitag der Fall war).  

In Europa könnte die Ankündigung des französischen Haushalts für 2025 die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich ziehen, auch wenn dies normalerweise kein marktbeeinflussendes Ereignis ist. Die Regierung plant Steuererhöhungen und Kürzungen bei den öffentlichen Ausgaben, was das Wirtschaftswachstum vor dem Hintergrund einer unsicheren politischen Lage belasten könnte. Und während in Deutschland morgen die Industrieproduktion und übermorgen die Handelsbilanz – beide für August –, sowie am Freitag noch die finalen September-Inflationsdaten auf der Agenda stehen, werden Anleger in China auf zusätzliche politische Anreize oder Klarstellungen zu den kürzlich angekündigten Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft und der Märkte achten. 


*Die in dem vorliegenden „Markt- und Investment-Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteil zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des „Markt- und Investment-Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss. Das „Markt- und Investment-Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und in der Lage ist diese auch finanziell zu tragen. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch